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Techniken zum digitalen Drucken

Für fotografische Belange gibt es zur Zeit fünf drucktechnische Alternativen: Tintendrucker, Thermosublimationsdrucker, Ausbelichtungen im Fotolabor und den Offsetdruck bzw. Digital- oder Laserdruck.


Alle technischen Ansätze haben ihre Vorzüge und ihre Nachteile, was sie in der Regel für ganz bestimmte Aufgaben qualifiziert. Welches Kriterium das wichtig ist, hängt ganz vom Anwender ab. Der eine will besonders groß drucken, der nächste auflagenstark, ein dritter sehnt sich danach, so viele Details wie möglich aufs Papier zu bekommen und für den vierten steht bei allem der Preis im Vordergrund. Es gibt vier primäre Kategorien, die eine Drucktechnik ausmachen und vor jeder Anwendung neu zu prüfen sind: Zunächst entscheidet man sich für das Format. Soll es eine Postkarte mit 10 mal 15 Zentimeter Größe werden, ein Austellungsexponat im DIN-A3-Format oder möchte man ein Hochhaus mit Werbebannern verschönern?
In direkter Relation zur Größe steht die Auflösung. Wer auf einem Druck mit der Lupe nach Details sucht, braucht logischerweise eine feinere Auflösung als jemand, der sich seine DIN-A1-Drucke in den Flur hinter Glas hängt.
Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Differenziertheit der Farben. Ein Werbegrafiker schaut eher auf die plakative Wirkung seiner Bilder, während einen Zeitschriftenredakteur vielleicht in erster Linie interessiert, dass die Bildinformation gut zu erkennen ist und farblich korrekt wiedergegeben wird.
Fotografen hingegen legen größten Wert darauf, alles was farblich im Negativ oder in der digitalen Vorlage enthalten ist, auch aufs Papier zu bringen. Bei dieser Qualitätskategorie gibt es eine Grundregel: Je genauer die Nuancen reproduziert werden sollen, desto mehr Grundfarben sollte das Druckverfahren einbeziehen. Mit vier Primärfarben im Offsetdruck lassen sich nun mal nicht so viele Farbnuancen darstellen wie mit einem Elffarb-Tintendrucker.
Die vierte Kategorie betrifft die Quantität. Wer täglich ein- oder zweimal druckt, kommt mit einfach verarbeiteten Druckern, die sich für einen A4-Print zehn Minuten Zeit nehmen, gut über die Runden. Freizeitfotografen mit höchstem Qualitätsanspruch können oft sogar auf ein eigenes Gerät verzichten und die Abzüge von Fotolaboren ausführen lassen. Studioprofis und Druckdienstleister dagegen, die werktäglich schon mal zwanzig, fünfzig, hundert oder mehr Drucke erzeugen, haben höhere Anforderungen an die Druckgeschwindigkeit, die Geräteverarbeitung und die Druckkosten. Noch einmal ganz anders sieht es bei Verlagen aus, die je nach Auflagenhöhe eines Buches entweder digital oder im Offsetverfahren drucken lassen.
Hat man sich für ein Verfahren oder eine Geräteklasse entschieden, folgt die (zeitraubende) Auseinandersetzung mit den sekundären Merkmalen. Kann das Gerät randlos drucken, gibt es für jede Farbe einzelne Farbpatronen, wie dick und schwer darf das Papier maximal sein, sind auch andere Bedruckstoffe einsetzbar, wie lange hält die Tinte, bevor sie ausbleicht, beherrscht der Drucker mittels mehrerer Graustufentinten auch den hochwertigen Schwarzweißdruck, liefert der Hersteller schon gute generische ICC-Profile mit, sind ein Rollenpapierhalter und ein automatischer Papierschneider vorhanden und ? nicht zuletzt ? hat das Gerät eine Netzwerkschnittstelle oder kann ich es nur per USB an einen Computer anschließen?
Offsetdruck
Der analoge Offsedruck wird zumeist bei hohen Auflagen ab 1 000 Exemplaren, im Buch-, Zeitschriften- und Broschürendruck eingesetzt. Das Verfahren nutzt gerasterte Bilder und Druckplatten für jeden Farbauszug. Die Auflösung liegt bei 2 400 dpi. Meist arbeitet der Offsetdruck mit den vier Grundfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz (CMYK). Im Fotodruck kann man aber auch mit weniger oder mehr Farben spezielle oder hochwertigere Ergebnisse erzielen. Den Schmuckfarbendruck mit Schwarz und ein oder zwei Sonderfarben, sogenanntes ?Duplex? oder ?Triplex?, setzt man zum Beispiel für sehr hochwertige Schwarzweißreproduktionen ein. Will man den Farbraum von vier auf sechs Druckfarben erweitern, kommt das sechsfarbige Hexachrome-Verfahren ins Spiel, bei dem sich noch Grün und Orange als Primärfarben hinzugesellen. Die Druckgröße wird nur von der Druckmaschine begrenzt. Kleinere Formate bis DIN A0 in geringeren Auflagen werden im Bogenoffset bedruckt, Großformate und hohe Auflagen im Rollenoffset.
Laser-/Digitaldruck
Laserdrucker sind weit verbreitet, schnell und bieten auch im Fotodruck relativ günstige Seitenpreise. Sie verwenden eine ähnliche Technik wie moderne Kopiersysteme und arbeiten ebenfalls mit den vier CMYK-Farben bei einer Auflösung von 600 bis 1 200 dpi. Beim Format sind sie zumeist auf die Größen DIN A4 und DIN A3 beschränkt und man setzt sie gerne im Büroumfeld für kleine und bei Druckdienstleistern für mittlere Auflagen ein. Allerdings ist ihre Fähigkeit, Fotos zu drucken, begrenzt. Das liegt nicht nur an der Beschränkung auf vier Grundfarben, sondern auch an den relativ großen Tonerpartikeln. Zusätzliche Probleme macht bei vielen Modellen ihre Unfähigkeit, homogene Farbflächen zu erzeugen. Allerdings finden sich im Bereich der Schwarzweißlaser inzwischen auch spezielle Geräte, die sich explizit an Profifotografen richten.
Thermosublimationsdrucker
Thermosublimationsdrucker (auch Dye- Sub-Drucker genannt) werden oft dann eingesetzt, wenn man schnell und einfach einen fotografischen Abzug braucht. Sie erfüllen damit ungefähr die Funktion des Polaroids im digitalen Zeitalter. Der Farbtransfer erfolgt über eine CMYoder CMYK-Folie, die auf winzigen Heizelementen im Druckkopf verdampft und dabei auf das Papier aufgebracht wird. Zum Drucken braucht man relativ teure Spezialfolien und -papiere. Die Drucker kommen als 10 mal 15-Zentimeter-Postkartendrucker hauptsächlich im privaten Umfeld und in DIN-A4-Größe auch in manchen Fotogeschäften als Minilab-Ersatz für Porträts und Passbilder zum Einsatz. Trotz ihrer geringen Auflösung von 200 bis 300 dpi ergibt sich ein sehr guter Bildeindruck.
Fotodirektdruck
Beim direkten Fotodruck wird das Bild per Laserstrahl oder LED-Zeile direkt auf konventionelles Fotopapier belichtet und anschließend in einem typischen Laborprozess mit Entwickler, Fixierer und Wässerungsbädern chemisch behandelt. Die Bezeichnung dieses Verfahrens ist nicht eindeutig: Manche sprechen von Ausbelichtungen, andere von Lightjet- oder Lambda-Prints. Fotobelichter haben eine Auflösung von 300 bis 400 dpi, da sie aber ohne Rasterung auskommen und echte Halbtöne produzieren, ergibt sich eine exzellente Bildqualität. Die Druckgrößen beginnen bei 9 mal 13 Zentimentern und sind bis zu einer Breite von 127 zu haben. Leider sind die Geräte sehr teuer und werden fast ausschließlich von Dienstleistern eingesetzt.
Tintenstrahldrucker
Das für Fotografen heute sicherlich wichtigste und flexibelste Druckverfahren ist der Tintenstrahldruck. Sein einziger Nachteil besteht darin, dass er sich nicht für mittlere und hohe Auflagen eignet. Ansonsten ist er relativ günstig ? sowohl was die Gerätschaften als auch was die Verbrauchskosten angeht, die Drucke sind inzwischen sehr lange haltbar, wenn man die entsprechend teureren Tinten benutzt, und die Auflösungen gehen bis zu 9 600 dpi. Hinzu kommt die Vielzahl der Primärfarben, die derzeit zwischen vier und elf variiert. Sechs Farben sind das Minimum für Fine-Art-Drucke, wer auch bei Schwarzweißfotos auf der sicheren Seite sein will, greift zum Acht- oder Neun- Farben-Modell. Hinsichtlich der Technologien gibt es große Unterschiede. Während Epson, die lange als führende Hersteller in diesem Segmant galten, auf die Piezoelektrische Technik setzt, drucken Canon und Hewlett Packard mit einem thermischen Verfahren. Die eingesetzten Tinten sind entweder Farbstoff-basiert oder bestehen aus Pigmenten. Hinsichtlich der Druckgröße ist die maximale Breite ? natürlich geräteabhängig ? derzeit bei 10 Metern angesiedelt. Die Bildqualität der aktuellen Gerätegeneration stellt so ziemlich alles in den Schatten, was man aus dem analogen Labor gewohnt war. Derzeit liefern sich Epson, Canon und HP in puncto Fotoqualität und Haltbarkeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen, von dem der Fotograf profitiert.
Haltbarkeit
Vor ein paar Jahren konnte man der Tinte marktüblicher Drucker beim Ausbleichen fast zusehen. Wurden die Bilder nicht in Archivkartons verwahrt, sondern dem normalen Licht ausgesetzt, waren die Farben oft schon nach einigen Tagen verändert, nach Wochen ausgeblichen und nach Monaten kaum noch sichtbar. Dank verstärkter Entwicklungsbemühungen bei den Herstellern, bleiben Tinten heute über Jahre relativ farbkonstant. In den Lichtofentests unter Laborbedingungen kommen sogar theoretische Werte von 100 und mehr Jahren heraus. Am Ende hat man die Haltbarkeit seiner Bilder selbst in der Hand. Hier zählen die Lagerbedingungen. Neben dem Lichteinfluss gehört dazu auch die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, schädliche Gase wie Ozon oder auch Säuren im Material der Aufbewahrungsbehältnisse.
8- und 16-Bit drucken
Nachdem wir gelernt haben, dass moderne Drucker mehr Details zu Papier bringen können, als wir das aus dem analogen Labor kennen, stellt sich unweigerlich die Frage, ob sie auch in der Lage sind, statt pro Kanal 256 Farbabstufungen (wie der theoretische Wert im Offsetdruck) mehr Details zu differenzieren. Zwar gibt es für ein paar Drucker Photoshop-Plug-ins, die den Druck von 16-Bit-Bildern ermöglichen sollen, doch darf man die Frage stellen, wozu das gut sein soll. Natürlich wäre es schön, mehr Details im Bild zu sehen, doch lassen die vielen Feinheiten sich ja gar nicht herausarbeiten, wenn der Monitor nur 8-Bit-Farbumfang anzeigen kann. Interessant ist der 16-Bit-Farbdruck aber sicher für die Zukunft, wenn wir verstärkt mit 32-Bit- HDR-Bildern arbeiten, weil unsere Kameras die schon bei der Aufnahme produzieren.
Auflösung: Tintendruck
Beim Tintendruck ist die Auflösung nicht per Formel zu ermitteln, sondern je nach System unterschiedlich. Würde man versuchen, die technischen Möglichkeiten aktueller Tintenstrahler in Zahlen fassen zu wollen, müssten wir Bilder mit tausend und mehr ppi Auflösung einsetzen, um das Potenzial auszureizen. In der Praxis zeigt sich aber, dass es vollkommen ausreicht, Fotos mit 175 bis 200 ppi an den Drucker zu schicken. Bilder mit höherer Auflösung brauchen mehr Druckzeit, zeigen aber keine zusätzlichen Details. Wer herausfinden will, wo bei seinem Drucker die Grenze liegt, kann ihn testen: Drucken Sie von einer hochauflösenden Vorlage jeweils ein Blatt Fotopapier mit 150, 175, 200, 225 und 250 ppi Auflösung. Betrachten Sie die Ergebnisse mit der Lupe sowie in unterschiedlichen Abständen bis zum Doppelten der Bilddiagonale.
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Auflösung: Offsetdruck
Die Auflösung für den Offsetdruck zu ermitteln, ist einfach und für die Digitalisierung per Scanner mit einer Formel abgedeckt: ?Vergrößerungsfaktor x Rasterweite x Qualitätsfaktor?. Soll eine DIN A4 große Vorlage für den Druck in 10 mal 15 Zentimeter mit 150 lpi Rasterweite gescannt werden, heißt das: 0,5 x 150 x 2 = 150 ppi Scanauflösung reichen aus. Wird die Vorlage gleichgroß ausgedruckt, ändert sich die Formel auf 1 x 150 x 2 = 300 ppi. Grundsätzlich erwarten die meisten Druckereien Daten mit einer Auflösung von 300 ppi. Eigentlich ginge es auch mit weniger, doch ermöglicht der ?Qualitätsfaktor? eine spätere leichte Vergrößerung ebenso wie das Drehen von Bildern im Layoutprogramm. Wer sicher ist, dass die Bilder nicht mehr verändert werden müssen, kann seine Bilder auch nur mit 254 ppi auflösen.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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