Verwischte Bildteile sichtbar machen
Manchmal möchte man ein Bild nicht deswegen nachschärfen, um es ästhetisch befriedigender aussehen zu lassen, sondern einfach deswegen, um überhaupt etwas darauf zu erkennen. Zwar ist in diesem Fall klar, dass es sich um das Heckteil eines Straßenkreuzers handelt, die Identifizierung der Autonummer ist wegen der starken Verwischung aber nahezu unmöglich. Übliche Scharfzeichner könnten in diesem Fall das Problem nicht lösen – der „Selektive Scharfzeichner“allerdings schon.
Hier kann ein Filter weiterhelfen, den man zunächst mit einer solchen Problemlösung kaum in Verbindung bringen würde: Der „Relief“-Filter, den Sie im Menü unter den „Stilisierungsfiltern“ finden. Wie zuvor duplizieren Sie zunächst die Hintergrundebene und setzen sie auf den Verrechnungsmodus „Überlagern“ oder auch „Hartes Licht“. Stellen Sie nun „Höhe“ und „Stärke“ nach Augenmaß ein. Bei „Winkel“ suchen Sie am besten erst einmal einen ungefähr passenden Wert und springen dann mittels der Pfeil-Tasten – mit zusätzlich gedrückter Umschalttaste um jeweils 10 Grad – durch die numerischen Werte, bis Sie die Bewegungsverwischung exakt ausgeglichen haben. Die linke Bildhälfte zeigt das Ergebnis der Überlagerung, die rechte die Ansicht der vom „Relief“-Filter beeinflussten Ebene, dazu das vergrößerte Kennzeichen.
Wenn der Winkel stimmt, können Sie auch die beiden anderen Werte noch einmal nachjustieren. Hier kommt es in der Regel weniger auf ein schönes als auf ein gut identifizierbares Bild an, obwohl Sie dieses Verfahren mit dezenteren Werten natürlich auch zum normalen Schärfen einsetzen können. Dabei sollten sie unbedingt darauf achten, dass vor allem der Wert für „Höhe“ nicht zu ausgeprägt ist, weil dies eine Verschiebung der Bildpixel in Richtung des eingestellten Winkels nach sich zieht. Bei diesem Bild hat das starke Relief-Schärfen dazu geführt, dass das Autokennzeichen nun lesbar ist: KAN 896 (abgelesen werden jeweils die helleren oder dunkleren Pixel; je nachdem, welche besser erkennbar sind).
Auch flache Strukturen, Inschriften oder Ritzzeichnungen lassen sich mit dieser Technik sichtbar machen oder verdeutlichen. Das Foto zeigt eine mittelalterliche Grabplatte aus der Kirche des burgundischen Dorfes Bure-les-Templiers, links das unbearbeitete Original, rechts nach Duplizierung der Hintergrundebene, wobei allein schon die Modus-Änderung der oberen Ebene auf „Hartes Licht“ zu einer Hervorhebung der Kontraste beiträgt.
Wenden Sie nun auf die obere Ebene den Filter „Relief“ an, tritt die schwache Ritzzeichnung sehr viel deutlicher hervor. Wie zuvor stellen Sie „Höhe“ und „Stärke“ so ein, dass ein möglichst klares Ergebnis entsteht. Extrem hohe Werte tragen übrigens nicht unbedingt immer zu einer erkennbaren Hervorhebung bei; das Bild wird ab einer gewissen Schwelle sogar wieder schlechter.
Anders als bei dem Versuch, eine Bewegungsverwischung zu korrigieren, gibt es bei dem hier vorgestellten Einsatzbereich keine eindeutig bevorzugte Winkelrichtung, die zu einem optimalen Ergebnis beiträgt. Allerdings ist es dennoch sinnvoll, mit verschiedenen Winkeln zu experimentieren, da abhängig von der Tiefe der Ritzungen und dem Lichteinfall verschiedene Werte durchaus unterschiedliche Bereiche des Bildes, etwa in bestimmter Weise ausgerichtete Strukturen, sichtbar machen können.
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