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Gradation: Mitteltöne bearbeiten

Mit dem Dialog Gradationskurven lassen sich Bilder leicht aufhellen oder abdunkeln.

Man könnte meinen, klassische Retuscheaufgaben wie die Wiederbelebung fehlbelichteter Bilder seien mit der flächendeckenden Verbreitung von Digitalkameras als Problem erledigt. Schließlich kann heute doch jeder, der mit einer besseren Digiknipse unterwegs ist, schon kurz nach der Aufnahme abschätzen, ob die (automatische) Belichtungseinstellung den Anforderungen der Aufnahmesituation genu?gt hat und, falls das nicht der Fall war, sofort weitere Belichtungen vornehmen. Die typische Verlustproblematik, wie wir sie vom Zeitversatz zwischen Belichtung, Entwicklung und Abholung der Abzu?ge bei analogen Bildern kennen, ist damit fast ausgeschlossen.
Auf der anderen Seite hat die Digitalisierung der Fotografie aber auch zur Folge, dass viele Menschen beginnen, ihre staubigen Dachböden, feuchten Keller, ihre Fotoarchive und Fotoalben auf der Suche nach längst vergessenen Erinnerungsschätzen zu durchforsten, um sie nach dem Scannen in Photoshop wiederzubeleben. Was sich dann findet, sind oft zu dunkel oder zu hell belichtete Negative, farblich ausgeblichene Abzu?ge, mit alter Chemie entwickelte und dadurch kontrastlose Fotos sowie natu?rlich all jene Bilder, an denn der Zahn der Zeit in Form physischer Schäden wie Kratzer, Risse oder Flecken genagt hat.
Wie man einfache Belichtungskorrekturen an hochwertig digitalisiertem Ausgangsmaterial vornimmt, erklärt Band 2 der Edition DOCMA „Farbkorrektur fu?r Fotografen” in aller Ausfu?hrlichkeit. In diesem Band wollen wir uns mit den härteren Fällen befassen und streifen die Grundtechniken daher nur. Im Kern geht es darum, Fotos mit heftigen Aufnahmefehlern, die sonst im Mu?ll gelandet oder in einer ruhigen Ecke verstaubt wären, soweit zu beleben, dass man die darin enthaltenen Erinnerungen wieder mit der Familie oder Freunden teilen kann. Richtig gute Bilder werden solche „Gurken” aber auch nach einer intensiven Photoshop-Kur nur in ganz seltenen Fällen.
Gradation: Aufhellen
Beginnen wir mit dem Prinzip der Bildaufhellung mithilfe des Dialogs „Gradationskurven“, den Sie im Menu? „Bild“ unter „Anpassen” finden. Wir haben als Beispiel ein korrekt belichtetes Ausgangsbild gewählt, weil hier in erster Linie die Effekte demonstriert werden sollen. Klicken Sie in die Mitte der Diagonalen, halten Sie die Maustaste gedru?ckt und verschieben Sie den so erzeugten Anfasserpunkt ein wenig nach oben. Die zuvor korrekt belichteten Mitteltöne in der Hausmauer werden heller, bleiben aber erkennbar. Die Bildteile in den Schatten gewinnen an Detailreichtum, während der strahlendblaue Himmel seine Farbintensität verliert.
Gradation: Abdunkeln
Ziehen Sie den Mittelpunkt dagegen nach unten, laufen die Schatten fast bis zur Unkenntlichkeit zu. Die zuvor korrekt belichteten Mitten strahlen nun förmlich, in ihrer Farbigkeit gesättigter und kontraststärker. Auch der Himmel gewinnt an Blau, und es sind jetzt sogar ein paar kleine Wolken zu erkennen.
Hinweis: Fast alle der in diesem Buch besprochenen Werkzeuge und Dialoge finden Sie auch in älteren Photoshop-Versionen, nur weichen manche Bezeichnungen ein wenig ab. So wurde zum Beispiel der u?ber mehrere Versionen „Einstellen” genannte Eintrag des „Bild”- Menu?s ab CS2 in „Anpassen” umgetauft.

Dieser Intensivkurs aus dem Band „Retuschieren“ ist einer von vielen hundert, die Sie in unserem Webshop als e-Book kaufen können.
Weitere Auszüge aus der Enzyklopädie finden Sie hier.
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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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