Fototipp: Sonnenfinsternis
Am 20. März 2015 ist es in Deutschland so weit, dass wir das Schauspiel einer partiellen Sonnenfinsternis erleben dürfen. Verpassen wir diesen Termin, dann müssen wir ausharren bis zum 10. Juni 2021 – schon ein langes Zeitfenster, und das macht die Sonnenfinsternis noch einmal spektakulärer. Wer kann, sollte sich an diesem Tag freinehmen und sich des Spektakels fotografisch annehmen. Grandiose, nicht alltägliche Aufnahmen sind garantiert, die das Fotojahrbuch ebenso eindrucksvoll bereichern, wie sie als großformatiger Print in den eigenen vier Wänden ein toller Blickfang sind. Unter www.sofi2015.de erhält man nähere Angaben zum Ablauf der Sonnenfinsternis am 20. März 2015.
Auch, wenn das Licht der Sonne für Fotografen das gestalterische Lebenselixier ist, so kommen wir – außer wir lichten einen Sonnenauf- beziehungsweise -untergang ab – niemals auf die Idee, direkt die Sonne zu fotografieren, wenn sie hoch am Himmel steht. Das ist auch gut so, denn die ungefilterte Strahlung der Sonne ist immens und überfordert Kameraverschluss und Sensor gleichermaßen. In Foren ist zu lesen, dass, wenn man ohne Vorkehrungen die hochstehende Sonne fotografiert, die Kamera sogar Schaden erleiden kann. Aber nicht nur die Kamera, sondern auch unsere Augen können eine Schädigung erfahren, wenn wir beispielsweise unseren Blick durch einen optischen Sucher einer Spiegelreflexkamera richten. Dies sollten wir also tunlichst vermeiden. Kamera und Augen gilt es zu schützen – auch bei einer Sonnenfinsternis.
Ein Sonderfall ist eine totale Sonnenfinsternis, wenn der Mond die Sonnenscheibe komplett verdeckt. Nur dann – und wirklich nur dann – kann man mit der Kamera ohne Vorkehrungen diese Finsternisphase ablichten. Aber Achtung, das Zeitintervall einer totalen Sonnenfinsternis ist mit ein paar Minuten sehr kurz. Die Finsternis am 20. März 2015 ist fast nur auf den Färöer Inseln und von Spitzbergen aus als totale Finsternis zu sehen. In Deutschland erscheint die Sonnenscheibe je nach Standort zwischen 70 und 80 Prozent bedeckt. Die nicht vom Mond bedeckte Sonnenfläche ist nicht minder gefährlich. Zuverlässigen Schutz vor dem UV-Licht und dem Brennglaseffekt bieten spezielle Sonnenfilter aus dem Astro-Fachhandel für den Einsatz vor einem optischen System. Diese Filter, die es als lose Folien ebenso gibt wie als gefasste Folien oder in Glasausführung, werden vor Kameraoptiken angebracht und blockieren die Strahlung bereits, bevor sie im Linsensystem oder im Gehäuse Schaden anrichten kann. Diese Filtertypen gibt es in Ausführungen für die Fotografie und für die visuelle Beobachtung. Auch Fernoptiken lassen sich damit für die Sonnenbeobachtung präparieren. Wichtig ist dabei immer: Genau die Hersteller-Anweisungen zu befolgen und immer konzentriert vorgehen. Für die Augen gibt es Finsternisbrillen. Nochmals: Das Augenlicht kann unwiederbringlich verloren gehen.
Fotoausrüstung ohne Teleskop
Beim Ablichten der Sonnenfinsternis gilt es, Distanzen zu bewältigen. Die Sonne wirkt (wie übrigens auch der Mond) auf uns am Himmel viel größer, als ihre Scheibe in Relation zur Umgebung tatsächlich ist. Auf Fotos erscheint sie dann oft mickrig, wenn man nicht mit starker Vergrößerung fotografiert. Das Smartphone kann also getrost in der Hosentasche bleiben, denn damit gelingen keine wirkungsvollen Aufnahmen. Sofern die Sonnenfinsternis ohne Teleskop eingefangen werden soll, muss es schon eine Superzoomkamera oder eine kompakte System- beziehungsweise Spiegelreflexkamera mit Teleoptik sein. Die Brennweite auf Kleinbildformat umgerechnet sollte über 400 mm liegen. Wer die Brennweite seines bewährten Teleobjektivs vergrößern möchte, kann auf so genannte Telekonverter zurückgreifen. Diese werden zwischen Objektiv und Kameragehäuse angebracht. Ein praktischer Vorteil: Mit den kleinen Zusatzlinsen hat man zum Beispiel neben seinem 200-mm-Objektiv immer auch eine 400-mm-Optik verfügbar. Praktisch sind auch Spiegel-Teleobjektive mit 500 oder 1.000 mm Brennweite – viele Sonnenfinsternisfotografen setzen darauf.
Die Kamera gehört natürlich auf ein Stativ, und zwar ein Drei- oder Vierbeinstativ. Wichtig ist es, sich schon vor der Sonnenfinsternis in Position zu bringen und zu bedenken, dass die Sonne am Himmel wandert. Eine anfangs noch nicht störende Baumgruppe kann in der heißen Phase das Geschehen verdecken. Praktische Helfer sind auch Fernauslöser, die die Kamera auslösen, ohne dass man sie erschüttert, sowie Winkelsucher an Kameras ohne Schwenk-Display. Letztere verhindern Nackenstarre, beziehungsweise dass man ständig hinter der Kamera knien muss. Der Blick durch den Sucher ist nur empfehlenswert, wenn die Filterfolie für visuelle Beobachtung geeignet ist.
Der Kamerakku gehört natürlich geladen – ein Ersatzakku ist mehr als ratsam. Genauso verhält es sich auch mit derSpeicherkarte – eine leere in der Kamera und eine Ersatzspeicherkarte in der Fototasche. Der größte Feind des Astrofotografen ist das Wetter. Durchziehende Wolken und sogar kleine Regenschauer sind kein größeres Problem, so lange Wolkenlücken ab und zu die Sicht auf die Sonne freigeben. Hilfreich ist aber ein Regenschutz für Kamera und Optik.
Sofern die Kamera die Option bietet, sollte die manuelle Belichtungssteuerung bei niedriger ISO-Zahl gewählt werden. Dann variiert man die Belichtung, bis das Ergebnis passt. Reizvoll ist es, den Phasenverlauf fotografisch zu dokumentieren und dementsprechend in regelmäßigen Intervallen von fünf bis zehn Minuten ein Bild aufzunehmen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann die Kamera zwischen den Aufnahmen immer wieder neu auf die Sonne ausrichten, um sie in der Mitte des Bildes zu platzieren. Das ist vor allem bei längeren Brennweiten sinnvoll, wenn man die Sonne formatfüllend in Szene setzen möchte.
Bei kürzeren Brennweiten – Normal- oder Weitwinkelobjektive – kann man versuchen, die Kamera auf dem Stativ fest aufzustellen, und dabei vorher so auszurichten, dass die Sonne in ihrem Lauf das Bildfeld nicht verlassen wird. Dann macht man in sehr regelmäßigen Abständen von vielleicht zehn Minuten Fotos – unbedingt mit manuell eingestellter Belichtung, die auch nicht mehr verändert wird. Während der etwa 2 Stunden und 20 Minuten der Sonnenfinsternis entsteht damit ein gutes Dutzend Aufnahmen, die man danach in einem Bildbearbeitungsprogramm so kombinieren kann, dass der Phasenverlauf auf einem Bild sichtbar ist. Man kann die Zeitintervalle noch kürzer einstellen, zum Beispiel mit einem Multifunktions-Auslöser. Im Fünf-Sekunden-Takt kommen etwa 1.500 Bilder zusammen, aus denen eine Videoschnittsoftware einen Zeitrafferfilm erzeugen kann.
Quelle: prophoto-online