Die Fotos der Prager Künstlerin Bára Prášilová zeigen ihre Motive ästhetisch stark überhöht. Wie sie Ihre Bildsprache fand und damit auch wirtschaftlich erfolgreich geworden ist, hat sie Christoph Künne im Interview verraten.
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Wollte man Bára Prášilovás Bilder in Worte fassen, dürften die Begriffe Minimalismus, Perfektionismus und Klarheit wohl die treffendsten sein. Aber selbst in diesen Disziplinen kann man es übertreiben. Das sieht auch die tschechische Fotografin so, und findet, dass sie „wohl manchmal zu viel Perfektion“ will. Vielleicht ist das Betrachten der eigenen Bilder ein wenig wie in die eigene Seele zu schauen.
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Der Weg zur Profession
Als sie nach dem Wirtschaftsgymnasium angefangen hatte, als Sekretärin zu arbeiten, wurde ihr schnell klar: Das passt nicht. Für sich selbst etwas überraschend entschied sie, Fotografin zu werden. Sie übte zunächst mit der analogen, zweiäugigen 6×6-Rolleiflex ihres Vaters. Auf ihren Streifzügen mit der Kamera stellte sie fest, dass sie das erste Mal sie selbst sein durfte. Das Gerät gab ihr die Möglichkeit, die Welt visuell zu erforschen, ohne dass sie sich dafür hätte entschuldigen müssen. Bára Prášilová hatte mit der Fotografie ein Ausdrucksmedium gefunden, das ihr erlaubt, schräge Ideen und ihren etwas eigenwilligen Humor zu artikulieren. Es dauerte nicht lange und dann fand sich dafür auch noch ein dankbares Publikum. Kurz: Die Fotografie war für Bára Prášilová eine Möglichkeit geworden, sich mit sich selbst anzufreunden und die Welt neu zu entdecken. Nun musste sie noch eine Form finden, um ihren Lebensunterhalt davon zu bestreiten.
(Selbst-)Ausbildung zur Perfektion
Sie richtete eine Dunkelkammer im elterlichen Badezimmer ein, kaufte sich Bücher, um all die technischen Dinge zu lernen, und begann eine Mappe vorzubereiten, mit der sie sich um einen Studienplatz in Fotografie bewarb. Schon zu Beginn des Studiums wurde ihr klar, dass auch die Qualität der Werkzeuge eine wichtige Rolle im handwerklichen Prozess spielt. Sie entschied: „Ich brauche das Beste, was es in Sachen Bildqualität gibt.“ Noch Mitte der Nuller Jahre war das eine analoge Hasselblad-Kamera. Um sie zu kaufen, kratzte sie ihr Erspartes zusammen, und als sie die Kamera in Empfang nahm, erhielt sie eine Ausgabe des damals noch in Printform erscheinenden Hasselblad-Magazins „Victor“. Völlig fasziniert von den dort gezeigten großformatigen Fotos, formulierte sie ein neues Ziel: „Ich will im Victor-Magazin als Hasselblad-Master veröffentlicht werden.“ Bis sie dieses Ziel erreichte, sollten aber noch gut ein halbes Dutzend Jahre vergehen.
Zunächst unterbrach Bára Prášilová ihr Fotostudium nach zwei Jahren, ging mit der Prämie eines Fotokunstpreises für sechs Monate nach London, um sich darüber klar zu werden, was sie vom Leben eigentlich wollte. Im Anschluss kehrte sie auf die Hörsaalbank zurück und machte ihren Master. Doch wegen vieler Aufträge und Projekte zog sich das Studium weitere sechs Jahre hin. Zum Studienabschluss war sie bereits eine mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnete Fotografin und so gut im Geschäft, dass die Eröffnung eines eigenen Studios kein großes Risiko mehr darstellte.
Wirtschaftliche Emanzipation
Das eigene Studio hat Bára Prášilová nach ein paar Jahren wieder aufgegeben. Von zu Hause aus zu arbeiten und sich die Dinge, die man für eine Produktion wirklich braucht, bei Bedarf zu leihen, war der wirtschaftlichere Weg. Heute fokussiert Bára Prášilová sich ausschließlich auf ihre freien Projekte. Sie verfeinert immer noch ihren – wie sie es nennt – „Strong-Signature-Style“.
Viele ihrer (oft sehr persönlichen) Arbeiten, über die man sich auf ihrem Instagram-Account einen guten Überblick verschaffen kann, vermarktet sie schon seit 15 Jahren als Auflagenprints oder in Form limitierter Kollektionen. Zuletzt hat sie ein Buch herausgebracht, das man neben der Normalversion auch als limitierte Box-Edition erwerben kann. Da es nur 15 Exemplare der Edition gibt, ist die Chance, dass diese Ausgaben zu Sammlerobjekten werden, vermutlich groß.
Inhaltliche Erweiterung
Neben der Bildproduktion für künstlerische Projekte hat Bára Prášilová auch die Produktion kurzer Videos für sich entdeckt. Allerdings ist das vergleichsweise aufwendig. „Für zwei Fotos und zwei Videos, die im Auftrag eines Prager Tanzfestivals entstanden, waren 20 Leute am Set“, erinnert sie sich. „Allein drei für die Haare, ein Kameramann für die Videos, zwei Lichtassistenten für Foto und Video, dazu Kunden, und das Ganze dauerte mehrere Stunden im Studio, weil es im Januar zu kalt war für Aufnahmen draußen am Original-Ort. Der wurde als „Backplate“ aufgenommen und die drei Künstler haben wir vor Greenscreen fotografiert.“ Der Lohn für ihre Mühe: Das audiovisuelle Projekt von Bára Prášilová erhielt eine Auszeichnung mit einem Clio-Award in Bronze.
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