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Batman – Der eigene Film

Ducked
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Sebastian Magnani hat die Superhelden-Figur Batman zum Hauptdarsteller einer Serie von Alltagsmotiven gemacht. Mit Christoph Künne sprach er darüber, wie und warum diese Bilder entstanden sind.

Ursprünglich kommt Sebastian mehr aus der Bildbearbeitung als von der Fotografie her. Er möchte lieber etwas Neues schaffen, als Alltägliches abbilden. „Meine Himmel sind eher türkis als blau“, fasst er seinen kreativen Ansatz bildhaft in Worte. Einem größeren Publikum bekannt wurde Sebastian Magnani 2020 vor allem mit seinen Batman-Inszenierungen. Die hatte er 2019 zunächst als eine Art Nebenbei-Projekt entwi­ckelt. „Fasziniert hat mich vor allem die ­konzeptionelle Herangehensweise bei der Serie. Hinzu kam mein Wunsch, etwas zu produzieren, das weniger vergänglich ist als das Porträt eines CEOs für eine Tageszeitung oder ein ­Online-Magazin.“

Erste Schritte in der Kunstwelt

Am Anfang standen sieben Motive, die er in einem ­Coworking-Space ausstellen konnte. Schon an den Reaktionen der ersten Besucher zeigte sich, dass er mit der Mixtur aus Superheld und Alltagssituation einen Nerv getroffen hatte. Bei Instagram wiederholte sich der Erfolg vermutlich aus demselben Grund. Sebastian hat dort inzwischen über 100.000 Follower. Nach vielen ­Direktverkäufen einzelner Prints, die sich aus Anfragen auf seinem Instagram-Kanal ergaben, begann er, limitierte Auflagen zu etwas günstigeren Preisen anzubieten. Frei produzierte Arbeiten als Prints an interessierte Kunden zu verkaufen, half ihm durch die Corona-Zeit und machte ihn unabhängiger von den bisherigen wirtschaftlichen Bedingungen seines Lebens als Auftragsfotograf.

Galerien

Der große Erfolg setzte mit seinem Einstieg bei der Galerie-Kette Lumas ein. Lumas-Galerien kommen ursprünglich aus Deutschland, es gibt aber inzwischen international bereits 25 Ausstellungsräume. Sebastians Arbeiten wurden dank des ausgefeilten Lumas-Marketings für viele Menschen sichtbar. Inzwischen arbeitet er auch mit weiteren, stärker im „echten“ Kunstmarkt angesiedelten Galerien zusammen.

Der Unterschied der beiden Märkte für ihn liegt vor allem in den Motiven, die er über die verschiedenen Verkaufskanäle anbietet. „Bei Lumas gehen vor allem unterhaltsame, humorvolle Motive, weil hier der Massenmarkt bedient wird“, erklärt er. „Andere Galerien, die auf kleinere Auflagen setzen, beliefere ich mit Bildern, die einen etwas intellektuelleren Anspruch haben und somit den Geschmack einer deutlich kleineren Zielgruppe bedienen.“

Doch die Zusammenarbeit mit diesen Galerien ist teuer. Das bekam er zu spüren, als er Anfang des Jahres zehn große Prints nach New York zu einer Galerie schickte. Im Gegensatz zu Lumas, wo man sich die Galerie um die Produktion der Exponate und die Distribution zu den Verkaufsstellen kümmert, geht der Künstler bei anderen Galerien üblicherweise in Vorkasse.

Das bedeutet, es entstehen schnell einige Zehntausend Euro an Kosten für Drucke, das Aufziehen auf Bildträger oder die Rahmung, den Versand, die Versicherung sowie die Projektbegleitung, wenn man während des Auf- und/oder Abbaus mit vor Ort sein will.

Inzwischen hat Sebastian Magnani bereits über 40 Batman-Motive umgesetzt – und noch unzählige Ideen in der Schublade.


Interview

DOCMA: Warum ausgerechnet Batman?

Sebastian Magnani: Ich habe Batman aus der Fülle der Superhelden ausgewählt, weil mir die Wertvorstellungen der Figur im Vergleich zu den anderen am ehesten gefielen. Batman ist kein Superheld im engeren Sinne, wie etwa Superman, da er über keinerlei Superkräfte verfügt. Seine Überlegenheit basiert auf Intelligenz, Willenskraft, hartem Training und seinen technischen Hilfsmitteln.

DOCMA: Geht man mit so einer vordefinierten Figur ­anders um als mit einer selbst erfundenen?

Sebastian Magnani: Da hat man natürlich automatisch schon Bilder im Kopf. Es kam mir oft so vor, als habe ich mit der vorhandenen Figur meinen eigenen Film kreiert, der die Pfade dessen verlässt, was man normalerweise erwarten würde.

DOCMA: Apropos Film: Was sagt eigentlich Warner Brothers, die Filmgesellschaft dazu, die die Rechte an der Figur Batman besitzt?

Sebastian Magnani: Ich stehe in regelmäßigem Kontakt zu Warner. Dort ist man bisher von den Arbeiten angetan. Aber es ist klar, dass diese positive Haltung nur dann erhalten bleibt, wenn meine Bilder positiv auf die Marke „Batman“ einzahlen. Würde ich den Superhelden zum Beispiel beim Sex zeigen oder für politische Botschaften nutzen, wäre die nette Stimmung sicherlich ganz schnell dahin.

DOCMA: Wie arbeitest Du in der Postproduktion? Mit einem 3D-Batman oder einem echten Menschen im Kostüm?

Sebastian Magnani: Auf Montagen verzichte ich gänzlich, weil das Bild auch – zumindest ein Stück weit – aus der Situation heraus entsteht. Ich entwickle die Ideen zwar im Vorfeld, schätze es aber sehr, wenn der Darsteller die kleinen menschlichen Elemente mit hineinbringt, die man beim Beobachten erkennt, aber sich nicht unbedingt beim Entwurf der Figur in einem 3D-Tool ­aus­- denken würde. Ich fotografiere also in der Szene und arbeite dann die Motive unter Betonung der Klarheit aus. Das bedeutet, ich versuche so viele Bildelemente zu vereinfachen wie möglich. Sie sollen nicht ablenken, müssen aber auch ihre Kerninformation behalten. Der Rest der Postproduktion sind Looks für die Farbigkeit. Das Ziel besteht darin, dass das Bild ein wenig unwirklich aussieht und die Anmutung eines Gemäldes bekommt. Könnte ich malen, würde jede Woche ein Bild entstehen.

DOCMA: Was ist das Ziel Deiner Retuschen?

Sebastian Magnani: Bei den meisten Retuschen geht es vor allem darum, einen Kompromiss zwischen einer klaren Bildsprache und einer inhaltlichen Spannung zu finden. Das kann Wochen in Anspruch nehmen, bei denen ich das Bild immer wieder neu beurteile und modifiziere. Selbst, wenn ein Motiv final gedruckt ist, nehme ich es mir nach zwei, drei Monaten noch einmal vor, um es in einem Reflexionsprozess zu verändern und zu überlegen, was ich hätte anders und vor allem besser machen können.

DOCMA: Hast Du ein bestimmtes Schema, das Deine ­Bilder charakterisiert?

Sebastian Magnani: Das Dunkle im Bild erzeugt für mich den Charakter, trotzdem sollen die Motive eine ­positive Stimmung vermitteln. Ich sträube mich gegen die gewaltorientierten und bisweilen gewaltverherrlichenden Superheldendarstellungen. In meiner Bilderwelt ist Batman mit eher Alltäglichem beschäftigt.

DOCMA: Wir danken für die Einblicke!

Sebastian Magnani ist Schweizer, 37 Jahre alt und gelernter Grafiker. Seit 2011 ­arbeitet er selbstständig als ­Fotograf.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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