Nikon Z5 II vorgestellt: Der Vollformat-Einstieg wird erwachsen

Lange hat Nikon seine Anhänger warten lassen, doch nun ist sie da: die Nikon Z5 II. Fast fünf Jahre nach der Vorstellung der ursprünglichen Z5, die sich als solider und preislich attraktiver Einstieg in die spiegellose Vollformatwelt etablierte, schickt Nikon eine Nachfolgerin ins Rennen, die weit mehr als nur eine sanfte Modellpflege darstellt. Die Z5 II erbt zahlreiche Technologien und Leistungsmerkmale aus Nikons Profi-Liga, und positioniert sich damit deutlich ambitionierter als ihre Vorgängerin. Für Fotografen und Bildbearbeiter, die eine leistungsfähige Vollformatkamera mit modernen Features suchen, ohne gleich das Budget für eine Z6 III oder Z8 sprengen zu müssen, könnte die Z5 II eine hochinteressante Option sein. Sie verspricht eine signifikante Steigerung in nahezu allen relevanten Bereichen – von der Autofokusleistung über die Serienbildgeschwindigkeit bis hin zu den Videofähigkeiten.
Herzstück: Bewährter Sensor mit neuem Prozessor
Unter der Haube arbeitet ein rückwärtig belichteter (BSI) CMOS-Sensor im Vollformat mit einer Auflösung von 24,5 Megapixeln. Dieser Sensor ist bereits aus der Nikon Zf bekannt, und verspricht eine hohe Bildqualität mit gutem Dynamikumfang und Detailreichtum, auch bei höheren ISO-Empfindlichkeiten. Der native ISO-Bereich reicht nun bis ISO 64.000, erweiterbar auf ISO 204.800 im Fotomodus, was die Einsatzmöglichkeiten bei wenig Licht deutlich erweitert. Die eigentliche Kraftquelle für die gesteigerte Performance ist jedoch der EXPEED 7 Bildprozessor, der direkt aus den Flaggschiff-Modellen Z9 und Z8 übernommen wurde. Diese Rechenleistung ermöglicht nicht nur eine schnellere Signalverarbeitung, sondern ist die Basis für die massiven Fortschritte beim Autofokus und den Videofunktionen. Für Anwender bedeutet dies eine solide Datengrundlage für die Postproduktion und eine insgesamt flottere Kamera-Performance. Eine interessante Ergänzung ist der Pixel-Shift-Modus, der Aufnahmen mit bis zu 96 Megapixeln ermöglicht, allerdings die Verarbeitung mittels Nikons NX Studio Software erfordert.
Autofokus auf der Höhe der Zeit
Ein großer Sprung gegenüber der Vorgängerin findet sich beim Autofokussystem. Die Z5 II nutzt die fortschrittlichen Algorithmen und die auf Deep Learning basierende künstliche Intelligenz der Profi-Modelle,. Das System erkennt nun automatisch neun verschiedene Motivtypen: Menschen, Hunde, Katzen, Vögel, Autos, Motorräder, Fahrräder, Flugzeuge und Züge. Dies funktioniert sowohl bei Foto- als auch bei Videoaufnahmen. Nikons bewährtes 3D-Tracking hält auch sich schnell oder unvorhersehbar bewegende Motive zuverlässig im Fokus. Besonders hervorzuheben ist die deutlich verbesserte Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen, die nun bis -10 EV reicht, – ein enormer Fortschritt gegenüber den -3 EV der Z5. Neu ist auch der AF-A Modus: Die Kamera wechselt hierbei automatisch zwischen Einzel- (AF-S) und kontinuierlichem Autofokus (AF-C), je nachdem, ob sich das Motiv bewegt oder die Komposition ändert. Das ist besonders praktisch bei unberechenbaren Motiven wie Kindern oder Haustieren,. Die Serienbildgeschwindigkeit wurde ebenfalls deutlich angehoben: Mit mechanischem Verschluss sind nun bis zu 14 Bilder pro Sekunde (JPEG) bzw. 11 Bilder pro Sekunde (RAW) möglich. Im Modus mit elektronischem Verschluss sind es sogar bis zu 30 Bilder pro Sekunde (JPEG), inklusive Pre-Release Capture, das bis zu eine Sekunde vor dem eigentlichen Auslösen aufzeichnet.
Video-Kraftpaket: N-RAW auf SD-Karte
War die erste Z5 im Videobereich eher zurückhaltend ausgestattet, macht die Z5 II hier einen gewaltigen Schritt nach vorn und wird zur ernstzunehmenden Hybridkamera. Sie kann 4K-Video mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde ohne zusätzlichen Crop aufzeichnen. Wer 60 Bilder pro Sekunde in 4K benötigt, muss einen 1,5-fachen Crop (APS-C) in Kauf nehmen. Zeitlupenaufnahmen sind in Full HD mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde möglich. Die eigentliche Sensation ist jedoch die Option, intern im 12-Bit N-RAW Format aufzuzeichnen – und das direkt auf SD-Karten. Dies ist eine Premiere für Nikon, und bietet maximale Flexibilität in der Postproduktion, insbesondere bei der Anpassung von Weißabgleich und Farbgebung. Alternativ steht auch 10-Bit H.265 mit N-Log zur Verfügung. Professionelle Video-Assistenzfunktionen wie Histogramme und Waveforms sind ebenfalls an Bord. Die verbesserte 5-Achsen-Bildstabilisierung (IBIS) kompensiert nun bis zu 7,5 Blendenstufen und verfügt über einen „Focus Point VR“-Modus, der die Stabilisierung auf den Fokusbereich konzentriert.
Handling und hochwertige Ausstattung
Auch äußerlich hat sich einiges getan. Das Gehäuse ähnelt nun stärker der Z6 III, und bietet einen tieferen Griff für bessere Handhabung. Es ist zudem wetterfest abgedichtet, vergleichbar mit der Z6 III. Eine wesentliche Verbesserung ist das rückwärtige 3,2-Zoll-Display mit 2,1 Millionen Bildpunkten, das nun vollständig schwenk- und neigbar ist (Vari-Angle) was Aufnahmen aus ungewöhnlichen Perspektiven und Selbstaufnahmen erleichtert. Der elektronische Sucher (EVF) behält zwar die Auflösung von 3,69 Millionen Bildpunkten bei, ist aber mit 3.000 Nits Spitzenhelligkeit deutlich heller als zuvor. Praktisch sind die weiterhin vorhandenen zwei SD-Kartenslots, die beide den schnellen UHS-II Standard unterstützen. Neu ist eine dedizierte Taste für Picture Controls, die schnellen Zugriff auf Farbprofile und herunterladbare „Imaging Recipes“ ermöglicht. Auf ein Schulterdisplay wurde hingegen verzichtet.
Fazit: Mehr als nur ein Einstieg
Die Nikon Z5 II ist eine beeindruckende Weiterentwicklung, die die Bezeichnung „Einsteigerkamera“ fast schon sprengt. Mit dem leistungsstarken Prozessor, dem hochentwickelten Autofokus, den potenten Videofunktionen inklusive internem N-RAW und sinnvollen Verbesserungen bei Handling und Ausstattung bietet sie ein Gesamtpaket, das auch für anspruchsvolle Amateure und sogar als Zweitgehäuse für Profis attraktiv ist. Sie schließt funktional fast zur teureren Nikon Zf auf, bietet aber ein moderneres Bedienkonzept. Der Preis ist mit rund 1.900 Euro (der UVP für das Gehäuse zwar um etwa 300 Euro höher als beim Vorgängermodell zur Markteinführung, erscheint aber angesichts der gebotenen Leistung und der zahlreichen Profi-Features durchaus gerechtfertigt. Die Z5 II positioniert sich als echter Allrounder und dürfte im umkämpften Segment der spiegellosen Vollformatkameras unter 2.000 Euro ein gewichtiges Wort mitreden,. Sie ist ein klares Signal, dass Nikon auch im vermeintlichen Einstiegsbereich die Messlatte deutlich höher legt. Mehr dazu im Praxis-Video hier in englischer Sprache bei Petapixel.