
Wer auf das spiegellose Z-System von Nikon umgestiegen ist, kennt das Dilemma: Die Schatzkammer mit hochwertigen F-Objektiven steht im Schrank, doch mit dem herkömmlichen FTZ-Adapter bleiben insbesondere ältere AF- und AF-D-Modelle in ihren Funktionen beschnitten. Eine chinesische Firma mit dem passenden Namen „MonsterAdapter“ bringt nun eine Lösung auf den Markt, die selbst Objektiven ohne eingebauten Fokusmotor neues Leben einhaucht. Der kürzlich auf der CP+ in Yokohama vorgestellte LA-FZ1 Adapter vereint das Beste aus zwei Welten – die optische Qualität klassischer Nikon-Gläser mit der zukunftsweisenden Technologie der spiegellosen Z-Kameras.
Das Problem mit dem Original-Adapter
Als Nikon 2018 sein spiegelloses Z-System einführte, präsentierte der Hersteller zeitgleich den FTZ-Adapter, später gefolgt vom designoptimierten FTZ II. Diese Adapter ermöglichen zwar grundsätzlich die Verwendung von F-Objektiven an Z-Kameras, doch mit einer gravierenden Einschränkung: Der Autofokus funktioniert nur mit Objektiven, die einen eigenen Fokusmotor besitzen – also Modelle der Serien AF-S und AF-I sowie solche mit dem Namenszusatz G und E. Die frühen AF-Objektive sowie die komplette AF-D-Serie, bei denen der Fokusmotor traditionell in der Kamera saß, bleiben im manuellen Fokus-Modus gefangen – eine schmerzliche Erfahrung für Fotografen mit umfangreichen Objektivsammlungen.
Die technische Innovation des LA-FZ1
Der von der 2020 in Shenzhen gegründeten Firma Shenzhen Muohuan Optoelectronics Technologyentwickelte LA-FZ1 geht das Problem grundlegend anders an. Der Adapter beinhaltet einen eigenen Fokusmotor, der genau die Lücke schließt, die Nikons hauseigene Adapter offenlassen: Er übernimmt die Rolle des fehlenden Kamera-Fokusantriebs und steuert damit auch ältere AF- und AF-D-Objektive präzise an. Die Technologie ist nicht völlig neu – mit dem LA-FE2 hat MonsterAdapter bereits einen ähnlichen Adapter für die Verwendung von Nikon-Objektiven an Sony-Kameras im Programm. Der LA-FZ1 bringt diese bewährte Technik nun ins Nikon-eigene Ökosystem.
Integration in die Workflow-Kette
Was den LA-FZ1 besonders interessant macht, ist die nahtlose elektronische Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera. Metadaten sollen korrekt übertragen werden, Belichtungsmessung und Blendensteuerung funktionieren wie gewohnt, und selbst die fortschrittlichen Fokus-Modi der Z-Kameras sollen mit den adaptierten Objektiven nutzbar sein. Dies ist ein entscheidender Vorteil gegenüber anderen Dritthersteller-Lösungen, die oft Kompromisse bei der elektronischen Integration eingehen.
Für Studiofotografen, Landschafts- und Architekturfotografen ist dies eine besonders willkommene Nachricht, da viele Spezialoptiken aus dem F-Sortiment wie etwa das 14mm f/2.8D ED oder das PC-E 24mm f/3.5D ED Tilt/Shift nun vollwertig an Z-Kameras genutzt werden können. Die oft geschätzten optischen Eigenschaften älterer Nikon-Gläser lassen sich so mit den fortschrittlichen Sensoren und Prozessoren der Z-Serie kombinieren – eine Verbindung, die besonders für anspruchsvolle Bildkomposition interessant ist.
Verarbeitung, Preis, Verfügbarkeit
Der LA-FZ1 setzt auf hochwertige Verarbeitung und präzise mechanische Passformen. Die Hersteller versprechen eine stabile Verbindung ohne Wackeln oder Spiel zwischen Kamera und Objektiv – ein wichtiger Aspekt, besonders bei längeren Teleoptiken oder bei Aufnahmen mit langen Belichtungszeiten. Die Materialwahl und Verarbeitungsqualität soll dem professionellen Anspruch gerecht werden, was sich auch im geschätzten Preisbereich von etwa 290 bis 395 Euro widerspiegelt.
Für den europäischen Markt hat die in der Schweiz ansässige Ingma Pictures GmbH den offiziellen Vertrieb übernommen. Der genaue Markteinführungstermin steht noch nicht fest, aber mit einer Verfügbarkeit ist im Sommer 2025 zu rechnen. Der Adapter soll sowohl direkt über den Distributor als auch über den Fachhandel erhältlich sein.
Alternative Ansätze zur Objektivadaption
Die Herausforderung, ältere Objektive an moderne Kamerasysteme anzupassen, ist nicht neu. Verschiedene Hersteller haben unterschiedliche Ansätze entwickelt, wobei die meisten günstigen Adapter auf elektronische Funktionen verzichten. Andere teurere Lösungen bieten teilweise elektronische Unterstützung, aber oft mit Einschränkungen bei der Autofokus-Geschwindigkeit oder der Genauigkeit. MonsterAdapter hat sich mit seinem LA-FZ1 offenbar zum Ziel gesetzt, eine möglichst vollständige Funktionalität zu gewährleisten.
Was den LA-FZ1 im Vergleich zu anderen Adaptern auszeichnet, ist die Spezialisierung auf eine spezifische Kombination – in diesem Fall Nikon F auf Nikon Z – mit besonderem Fokus auf die Unterstützung älterer AF-Objektive. Dieser klare Fokus könnte dem Produkt einen Vorteil gegenüber Universallösungen verschaffen, die oft Kompromisse eingehen müssen.
Ob der LA-FZ1 alle Versprechungen in der Praxis hält, wird sich zeigen, sobald die ersten Exemplare verfügbar sind. Die bisherigen Demonstrationen und die Erfahrungen mit früheren Produkten der Firma lassen jedoch auf eine durchdachte und praxistaugliche Lösung hoffen, die eine echte Lücke im Markt schließt.
Moin,
ich bin verwirrt. Ich habe das PC-E 24mm f/3.5D ED Tilt/Shift das schon immer nur manuell fokussieren kann. Egal ob F oder Z Kamera. Früher habe ich das PC-E 24mm f/3.5D ED Tilt/Shift an der D850 verwendet, heute an der Z8 bzw. Z9 mit FTZ Adapter. Fokussieren war da schon immer manuell. Was genau soll sich da jetzt mit dem LA-FZ1 anderes sein?
LG
Stefan
Die AF-Unterstützung betrifft die Nikon-Objektive mit „Stangen-AF“ („screw drive“), bei denen die automatische Fokussierung über einen Motor in der Kamera erfolgt, der über eine Welle („Stange“) den Schneckengang im Objektiv dreht. Solche Objektive hatte Nikon ja von der Mitte der 80er Jahre bis in die Nullerjahre hergestellt, den Stangen-AF dann aber schon in der DSLR-Ära zugunsten einer zeitgemäßeren elektronischen Steuerung abgeschafft.
Das PC-E 24mm f/3.5D ED Tilt/Shift ist meines Wissens – ich bin kein Nikon-Experte – ein rein manuell fokussiertes Objektiv, das auch mit einem AF-Motor im Adapter nicht mehr zum AF-Objektiv werden wird. Es mag aber sein, dass wenigstens die Blendensteuerung mit dem Adapter funktioniert.
Prinzipiell kann man zwar jedes manuelle SLR-Objektiv über einen AF-Adapter mit eigenem Schneckengang automatisch fokussieren, weil sich dann der Adapter selbst um die Fokussierung kümmert, aber wenn ich es richtig verstanden habe, ist der LA-FZ1 kein Adapter dieser Art, sondern setzt eine Unterstützung des Stangen-AF seitens des Objektivs voraus.
Zitat aus dem Artikel:
»Die frühen AF-Objektive sowie die komplette AF-D-Serie, bei denen der Fokusmotor traditionell in der Kamera saß, bleiben im manuellen Fokus-Modus gefangen…« Das erklärt es eigentlich 😉 Es gab Nikon AF-Objektive ohne eigenen AF-Motor – und die bekommen nun durch den Adapter wieder eine Motorunterstützung, die die Kamera selbst nicht bietet.