Technik

Alphatier: Ist die Sony a7R IV das neue Maß der Dinge im Vollformat?

61 Megapixel Bildauflösung, 15 Blendenstufen Dynamikumfang, integrierter 5-Achsen-Stabilisator, ein OLED-Sucher mit 5,76 Millionen Pixeln Auflösung, 992 Autofokus-Detektionspunkte, 10 Bilder pro Sekunde und verbesserte Tracking-Algorithmen mit Echtzeit-Augenerkennung für Menschen und Tiere. Das sind die wichtigsten Features der neuen Sony a7r IV, die ab August 2019 für vermutlich etwa 4.000 Euro erhältlich sein wird. 

Das klingt nach Mittelformatqualität mit der Arbeitsgeschwindigkeit einer professionellen DSLR. Und wieder kommt Sonys neue a7r mit der Versionsnummer IV in einem charmant handlichen spiegellosen Gehäuse daher, das – mit einem kleinen Objektiv bestückt – in jede Sakkotasche passt.    

Sony a7R IV

Pixel-Shifting

Aber bleiben wir noch etwas bei den Neuerungen. Für alle, die gar nicht genug Bildauflösung bekommen können, gibt es nun einen „Pixel Shift Multi Shooting-Modus“, der aus einer Sequenz von 16 Aufnahmen ein Bild mit 19.008 × 12.672 Pixeln, also rund 240 Megapixeln errechnet. Dieser optimierte Modus eignet sich zum Beispiel für Architekturaufnahmen oder detailverliebte Naturbilder, Kunstfotografie sowie alle sonstigen statischen Aufnahmemotive und sorgt für Bilder mit einer höchst beeindruckenden Detail- und Farbgenauigkeit. Das ist auch der Nachteil. Um diesen Modus zu benutzen – oder einen weiteren, der aus vier Belichtungen ein Bild erzeugt, das 61 Megapixel groß ist, aber ohne Farbpixelinterpolation auskommt, muss man die Kamera bei der Belichtung aufs Stativ stellen. Und im Motiv darf sich natürlich auch nichts bewegen.

Sony a7R IV

Aufnahme- und Fokussiergeschwindigkeit

Die Sony a7R IV kann bei bis zu 10 Bildern pro Sekunde mit durchgängig präzisem AF-/AE-Tracking für circa 7 Sekunden Bilder – jeweils in voller Auflösung – im Vollformat mit 61 MP (JPEG/RAW) beziehungsweise circa 3-fach solange im auf APS-C Größe zugeschnittenen Modus mit 26,2 MP aufnehmen. Diese High-Speed-Möglichkeiten erfassen auch Motive in schneller Bewegung sehr genau und mit beeindruckender Detailfülle.

Das weiterentwickelte Fokussiersystem umfasst 567 AF-Phasendetektionspunkte, die rund 74 % des Bildbereichs abdecken, sowie 425 AF-Kontrastpunkte für zusätzliche Genauigkeit und Zuverlässigkeit bei schwachem Licht und sonstigen Aufnahmesituationen, für die sich der Kontrast-AF optimal eignet. Die höhere AF-Sensordichte und die überarbeiteten Tracking-Algorithmen der neuen Kamera verbessern die Tracking-Leistung deutlich, so dass nun auch komplexe oder plötzliche Bewegungen des Motivs zuverlässig und genauer als je zuvor verfolgt werden.

Die Alpha 7R IV unterstützt zudem Echtzeit-AF mit Augenerkennung, der die Augenposition mithilfe künstlicher Intelligenz in Echtzeit erkennt und verarbeitet und das Auge des Motivs so durchgängig fokussiert. Je nach Aufnahmesituation kann zwischen AF mit Tier- oder Menschenaugenerkennung gewählt werden. Daneben ist eine Echtzeit-Tracking-Funktion verfügbar, die mithilfe eines neu entwickelten Motiverkennungsalgorithmus für noch präzisere Motivverfolgung und dauerhaftes Fokussiersystem-Tracking sorgt. Das funktioniert auch im Video-Modus. Der Anti-Flimmer-Aufnahmemodus erkennt automatisch Neonlicht und künstliche Beleuchtung und minimiert entsprechende Auswirkungen auf das endgültige Bild.

Sony a7R IV

Verbesserte Vernetzung

Das neue Modell bietet WLAN mit Unterstützung für das übliche 2,4-GHz-Band sowie das 5-GHz-High-Speed-Band, damit Daten schneller und stabiler ohne Kabel übertragen werden. Auch eine drahtlose PC-Remote-Vernetzungsfunktion (drahtlose Tethering-Aufnahmen) ist mit der neuen Alpha 7R IV verfügbar – eine Premiere bei Sony. Diese von vielen Profis gewünschte Funktion eröffnet neue Freiheiten für Studio- und Vor-Ort-Aufnahmen – Fotografen können sich nun auch beim Tethered-Shooting ungehindert bewegen. Daneben ist die neue Vollformatkamera zudem mit einem SuperSpeed USB (USB 3.2 Gen 1) USB Type-C Anschluss ausgestattet, der eine ultraschnelle kabelgebundene Datenübertragung unterstützt. Jetzt fehlt nur noch ein Plug-in für Lightroom, damit auch der Adobe-User davon profitieren kann. Ohne die Unterstützung von Adobe muss man auf Sonys mitgelieferte Software zurückgreifen.

Design-Änderungen

So schön klein die Kamera auch ist, die bisherigen Modelle verfügten nicht für alle Fotografen über eine ausreichend gute Ergonomie. Sony hat mit weiteren Verbesserungen des Gehäusedesigns reagiert. Dazu zählt ein neu gestalteter Griff, der besser und sicherer in der Hand liegt, der größere Durchmesser und das optimierte Feedback der AF-EIN-Taste, der neu designte Mehrfachauswahl-Joystick für die spontane Steuerung, eine Sperrtaste für das Belichtungskorrekturrad und eine neue Form und Position des rückseitigen Drehrads. Auf Wunsch vieler Profi-Fotografen ist die neue Kamera zudem mit zwei UHS-II-kompatiblen Mediensteckplätzen ausgestattet, die den allgemeinen Funktionsumfang erweitern und schnellere Lese-/Schreibvorgänge ermöglichen. Für einen höheren Bedienkomfort wurden zudem die Möglichkeiten zum Speichern von Einstellungen erweitert. Fast alle Kameraeinstellungen lassen sich nun auf einer Speicherkarte speichern und von dieser laden. Auf einer Karte können bis zu 10 Kombinationen gespeichert und in jedes Kameragehäuse desselben Typs geladen werden. Trotz der 1,5-fachen Bildauslösung gegenüber den beiden Vorgängermodellen wurde auch die Akkulaufzeit verbessert – mit einer CIPA-Messung von bis zu 670 Fotoaufnahmen (über LC-Display, 530 Aufnahmen über elektronischen Sucher) pro Batterieladung. Wer mehr „Reichweite“ braucht, kann in dem optionalen VG-C4EM Vertikalgriff zwei NP-FZ100 Akkus unterbringen. Der ebenfalls optionale Mehrfachakku-Adapter (NPA-MQZ1K) kann bis zu vier Z Akkus aufnehmen. Zudem lässt sich das Gehäuse über den USB-Anschluss mit Strom versorgen.

Einordnung

Beurteilen kann man die Kamera natürlich erst, wenn man sie in der Hand hatte und erste Raw-Bilder machen konnte. Dennoch ist es absehbar, dass Sony hier das neue Alphatier der Spiegellosen Vollformat-Modelle präsentiert hat. Canon hat sich mangels eingebauter Bildstabilisierung und bescheidener Auflösung selbst schon beim Markt-Start ins Bein geschossen. Nikon ist da nach einem guten Start eher auf auf der Höhe der Zeit, wird aber – mangels eigener Chip-Entwicklung – hier von seinem Sensorlieferanten bei den technischen Werten kalt lächelnd überholt. Ähnliches gilt für Panasonic – zumindest was die Werte auf dem Papier angeht. Warten wir also ab, was die Praxis zeigt. In der Theorie ist die neue Sony a7R IV schon mal die neue Nummer eins.

Sony a7R IV: Link Produkt-Broschüre

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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5 Kommentare

  1. Das war für den Redakteur ziemlich leicht verdientes Geld. Einfach den Marketingtext von Sony übernehmen, so nebenbei auf die Konkurrenz hingedroschen, schon klingelt es im Geldbeutel.
    Vielen Dank für das, was DOCMA unter Information versteht.

  2. @Peter Gradischnigg, so ein absurder Kommentar kann eigentlich nur von einem enttäuschten und frustrierten Canon-User kommen. Ich kann förmlich mitfühlen. Übrigens finde ich es nicht schlimm, wenn sich Geld auch mal leichter verdienen lässt. Aber einen Mangel an Information kann ich persönlich nicht erkennen. Wenn der Ingormationsgehalt daran bemessen wird, wie viele Prophezeihugen bezüglich des Datums an dem es Canon schafft die Konkurrenz aufzuholen enthalten sind, so stimmt das. Das gibt der Beitrag für alle enttäuschten Canonianer nicht her.

    1. Ein Mangel an Informationen kann ich auch nicht erkennen. Aber ich denke mal, dass sich der Kommentar von Peter Gradischnigg darauf bezieht, dass große Teile des Beitrags nahezu 1:1 aus der Pressemitteilung von Sony kopiert wurden. Ich persönlich finde das akzeptabel und dieses Vorgehen scheint auch Usus zu sein, wenn man mal die News in anderen (Print-) Medien verfolgt. Allerdings wäre es schon schön, wenn es sich einbürgern würde, Zitate auch als solche zu kennzeichnen. Peter Gradischnigg als „frustrierten Canon-User“ zu bezeichnen: Ich denke da bist Du ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen. Just my 2 Cents…

  3. Gute Uebersicht – im Gegensatz zu endlosen Monologen bei Youtube 😉
    Schön wäre ein GPS im Wulst des Hochformat-Griffes, wie es Olympus bei der „X“ macht. Immerhin ist dieser Zusatz bei Sony sehr teuer.
    Die GPS-Daten vom Handy zu übernehmen, ist im professionellen Bereich nicht sinnvoll. In den Alpen oder in Savannen fehlt meist der Handy-Empfang und da leert dieses bei der Suche nach Empfang schnell den Akku.
    Vielleicht liefert ein Chinese mal so einen Zusatzgriff, oder Sony bessert nach.

  4. Ich frage mich allerdings, ob so eine Kamera nett oder nötig ist. Wenn ich mir meine Fotos – Nikon D850 und hochwertige Gläser – so ansehe, dann frage ich mich, was es da noch zu verbessern gäbe. Okay, die elektron. Features mit WLAN, Remote/Thetering usw. sind für profess. Fotografen sicher ein Goodie. Mir jedenfalls reichen 45mpx der Nikon völlig, der AF ist rasend schnell und mit wie gesagt hochwertigen Gläsern erzielt man phantastische Ergebnisse. Ich werde auch nicht auf den Zug der spiegellosen Kameras aufspringen, solange meine drei Nikons auslösen und funktionieren. Meine persönl. Meinung zur Zukunft der DSLR-Kameras: düster, sehr düster. Vor allem die junge Generation knipst sich die Finger mit dem smartphone wund und die Ergebnisse etwa aus einem Huawai P30 reichen Otto Normalknipser allemal. Und tausende von Euros bezahlt die Generation Handy sowieso nicht für ein Kameraequipment. Ob die Verkaufszahlen zukünftig überhaupt ausreichen, um techn. Weiterentwicklungen noch finanzieren zu können, ist fraglich. Die Masse der Amateure füllt die Kassen, nicht die Profis.

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