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Rettung für verlorene Lightroom-Presets – kostenloses Rekonstruktions-Tool

Der Albtraum jedes Digitalfotografen: Ein korrupter Lightroom-Katalog und plötzlich sind jahrelang perfektionierte verlorene Lightroom-Presets unwiederbringlich verloren. Genau dieses Szenario erlebte ein Fotograf, der unter dem Pseudonym „iusemydogshampoo“ auf Reddit bekannt ist. Nach dem Totalverlust seiner über zehn Jahre hinweg entwickelten Bearbeitungsprofile machte er aus der Not eine Tugend und programmierte kurzerhand selbst eine Lösung: Die Webanwendung colorsuite.app ermöglicht es, Lightroom-Presets aus bereits exportierten JPEG-Dateien zu rekonstruieren.

„Mein Lightroom-Katalog ist letzten Monat komplett abgestürzt. Unwiederbringlich beschädigt. Ich habe alles versucht: Reparatur-Tool, Backups, Recovery-Software. Nichts hat funktioniert“, beschreibt der Entwickler seine Situation. „Das waren nicht einfach nur zufällige Schieberegler-Einstellungen, sondern mein Workflow, mein Stil – unzählige Stunden der Feinabstimmung waren plötzlich verschwunden. Alle verlorenen Lightroom-Presets schienen für immer verloren.“

So funktioniert das Preset-Rettungstool

Die Bedienung von colorsuite.app gestaltet sich denkbar einfach: Nutzer ziehen lediglich eine JPEG-Datei, die Lightroom-Metadaten enthält, in die Benutzeroberfläche. Die Webanwendung extrahiert dann automatisch die .xmp-Daten und Kameraeinstellungen und präsentiert sämtliche Bearbeitungen über eine an Lightroom angelehnte Benutzeroberfläche. Anschließend können die Edits als LUT oder .xmp-Datei heruntergeladen und problemlos als neues Preset zu Lightroom hinzugefügt werden. Dies ist besonders hilfreich, wenn du verlorene Lightroom-Presets wiederherstellen möchtest.

Der Clou: Das Tool funktioniert vollständig im Browser – ohne dass die hochgeladenen Daten den eigenen Rechner verlassen. „Ich habe auch einige Vorher/Nachher-Beispiele mit allen Grading-Details hinzugefügt, damit man genau sehen kann, wie verschiedene Bearbeitungen eine RAW-Datei beeinflussen“, erklärt der Entwickler. „Ich werde weitere Beispiele hinzufügen.“ Besonders wichtig ist ihm auch die Zugänglichkeit: „Es ist kostenlos und wird es immer bleiben.“

Mehr als nur Rettungsdienst: Lernplattform für Bildbearbeitung

Neben der Wiederherstellung verlorener Lightroom-Presets bietet das Tool einen zusätzlichen Mehrwert für ambitionierte Fotografen: Es ermöglicht das Reverse-Engineering von Bearbeitungsstilen anderer Fotografen. „Man kann die Bearbeitungen, die auf ein Foto angewendet wurden, in einer Lightroom-ähnlichen Oberfläche visualisieren“, erläutert der Entwickler. „Das ist eine hervorragende Möglichkeit, Color Grading zu lernen, indem man die Bearbeitungen anderer Fotografen nachvollzieht.“

Ähnlich wie bei früheren Tools wie PixelPeeper, das mittlerweile kostenpflichtig ist, könnten Fotografen colorsuite.app theoretisch auch nutzen, um kostenpflichtige Presets zu „klauen“, wenn andere Fotografen ihre Metadaten nicht entfernen. Allerdings ist dies auch durch direktes Einfügen der entsprechenden JPEG-Dateien in Lightroom möglich. Fotografen, die ihre Bearbeitungsstile schützen möchten, können beim Export ihrer bearbeiteten Bilder in Lightroom die entsprechenden Metadaten entfernen, wobei Copyright- und Eigentumsinformationen erhalten bleiben können.

Fazit

Wenn digitale Workflows immer komplexer werden und der Verlust von Arbeitsdaten schwerwiegende Folgen haben kann, stellt colorsuite.app eine wertvolle Ressource für Fotografen dar – sowohl als Rettungsanker für verlorene Lightroom-Presets als auch als Lernhilfe für fortgeschrittene Bildbearbeitungstechniken.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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