PhotoshopTutorials

Miniaturen­effekt

Früher war es die Modelleisenbahn auf dem Dachboden, heute ist es das „Miniatur Wunderland“ in Hamburg – uns fasziniert die Welt im Kleinen. Lernen Sie, wie Sie Fotos aus einer erhöhten Perspektive mit Photoshop in vermeintliche Miniaturansichten verwandeln, also wie ein Miniatureneffekt erzielt werden kann.

Fotos haben eine begrenzte Schärfentiefe: Objekte vor oder hinter der Schärfeebene werden um so unschärfer abgebildet, je weiter sie von dieser entfernt sind. Die Ausdehnung der Schärfentiefe hängt von der verwendeten Blende, dem Sensorformat, der Brennweite und dem Aufnahmeabstand ab. Je kürzer die Distanz, desto geringer ist die Schärfentiefe, was umgekehrt bedeutet, dass eine geringe Schärfentiefe ein Indiz für eine Nahaufnahme ist.

Dass Sie mit einem simulierten Schärfeverlauf einen ­Mi­ni­atureffekt hervorrufen können, liegt an den ­Eigenheiten unseres Sehvermögens. Die Bilder, die auf der Netzhaut unserer Augen entstehen, haben ebenfalls eine begrenzte Schärfentiefe. Wir merken davon jedoch nichts, weil das Auge nur im zentralen Bereich feine Details auflöst und die Umwelt in schnellen Bewegungen abtastet, um sie vollständig zu erfassen. Dabei wird immer wieder neu fokussiert, und so erscheint uns jedes Detail scharf abgebildet.

Wenn Sie beispielsweise einen Text in einer Zeitschrift vor sich halten und das Heft nach hinten kippen, sehen Ihre Augen nur die Textzeile scharf, die Sie gerade lesen. Die Zeilen darunter und darüber sind näher oder weiter entfernt und daher nicht im Fokus. Sobald Sie aber zu einer dieser Zeilen springen, stellt Ihr Gehirn darauf scharf, so dass die zwischenzeitliche Unschärfe unbemerkt bleibt. Das Gehirn wertet aber auch die randständigen Sehzellen aus, und wenn es dort einen Schärfeverlauf gibt, wird dieser zur Abschätzung der Entfernung genutzt. Da Unschärfe charakteristisch für kleine, aus nächster Nähe betrachtete Objekte ist, schlussfolgert unser Gehirn, dass wir eine Miniatur betrachten. Dieser Effekt tritt auch bei einem zweidimensionalen Bild mit einem entsprechenden Schärfe­verlauf ein. Da er auf der Funktionsweise unseres Gehirns beruht, stellt er sich bei jedem Betrachter ein, der dazu keine Erfahrungen mit Makroaufnahmen oder Vorwissen über die Schärfentiefe braucht.

Um einen Miniatureffekt schon bei der Aufnahme zu erzielen, müssten Sie ein Tilt/Shift-Objektiv verwenden und damit die Schärfeebene derart kippen, dass die Szene nur in einer kleinen Zone scharf erscheint. Eine entsprechende Wirkung können Sie aber auch nachträglich mit einer lokalen Weichzeichnung in Photoshop erreichen, und zwar noch präziser und realistischer, als es mit einem Tilt/Shift-Objektiv oder dem im Menü mancher Kameras angebotenen Miniatur­effekt möglich wäre.

01 Smartfilter

Das hier verwendete Foto ist die Ansicht einer weit in die Ostsee ragenden Seebrücke. Für einen überzeugenden Miniaturen­effekt sollten Sie einen möglichst hohen Aufnahmestandpunkt wählen – ein Winkel von 45 Grad wäre ideal, lässt sich aber oft nicht ohne Hilfsmittel wie eine Drohne realisieren. Um den »Tilt-Shift«-Filter aus der »Weichzeichnergalerie« als Smartfilter auf das Ausgangsbild anzuwenden, duplizieren Sie die Bildebene und wandeln sie mit »Filter > Für Smartfilter konvertieren« in ein Smartobjekt um. Wollen Sie den Filter auf ein Composing anwenden, markieren Sie alle dazu gehörenden Ebenen und fassen sie zu einem Smartobjekt zusammen.

02 »Tilt-Shift«-Filter: Steuerlinien

Nachdem Sie den »Tilt-Shift«-Filter ausgewählt haben, sehen Sie in der Bildmitte einen Punkt mit dem kreisförmigen Regler für die maximale Stärke der Unschärfe (a). Diese lässt sich wahlweise direkt hier oder im Panel mit dem Regler »Weich­zeichnen« steuern (b). Wie groß die simulierte Schärfentiefe sein soll, legen Sie über zwei Linienpaare fest: Die inneren, durchge­zogenen Linien (c) definieren die Grenzen der Schärfenzone, die äußeren, gestrichelten Linien (d) das Ende des Verlaufs, an dem die maximale Unschärfe erreicht wird. Zwischen den Linien nimmt die Weichzeichnung zu.

03 Filtermaske

Der Einsatz eines vertikalen Schärfeverlaufs beruht auf der Annahme, dass ein Motiv um so weiter entfernt sei, je höher es sich im Bild befindet. Das trifft zwar im Groben, aber nicht immer im Detail zu: Bei hohen Bildelementen wie dem Haus auf der Seebrücke ist die obere Kante der Fassade ebenso weit entfernt wir die untere und muss daher ebenso scharf abgebildet werden. In diesen Bereichen sollten Sie die Filterwirkung ausblenden, und das ermöglicht eine Filtermaske in der Ebene mit dem Smartfilter. Die Basis für eine solche Maske (a) bildet eine saubere Auswahl des Hauses (b), zum Beispiel mit dem »Polygon-Lasso-Werkzeug«.

04 Maskierung

Für die Filtermaske klicken Sie bei aktiver Auswahl mit der rechten Maustaste in die Ebene „Smartfilter“ (a). Wählen Sie »Filtermaske hinzufügen« (b). Ebenenmasken lassen sich leider nicht durch Verschieben in Filtermasken umwandeln. Als Umweg hilft ein Klick auf eine Ebenenmaske bei gehaltener »Strg/Cmd«-Taste, wobei die Auswahl erhalten bleibt, und dann das Erzeugen einer »Filtermaske«.

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