Objektive

Paris: Streetphotography im Look der 70er

Ein Interview mit Toni Seoane, Fashion-, People- und Streetfotograf aus Hamburg, der mit dem Sigma 56mm F1.4 in Paris unterwegs war.

DOCMA: Deine Paris-Arbeiten entführen den Betrachter in die Farbwelt der 70er Jahre. Was hat Dich inspiriert?

TONI: Die schönsten Kindheitsfotos von meiner Schwester und von mir entstanden mit der analogen Minolta meiner Mutter und ihrem geliebten SIGMA Zoom-Objektiv. Als SIGMA mich Anfang des Jahres kontaktierte, um ihr neues 56mm F1,4 DC DN | Contemporary Objektiv mit Fujifilm X Mount zu testen, war ich mehr als begeistert. Es fühlte sich also ein bisschen an, als würde sich ein Kreis schließen und ich nahm mir vor, eine Serie in dem Look von damals zu fotografieren. Als mich SIGMA bat, das Objektiv im Rahmen eines Street-Photography-Assignments zu testen – eine Art der Fotografie, die ich schon lange liebe –, war die Sache perfekt. Ich zögerte nicht lange und buchte meine Tickets in eine der schönsten Städte überhaupt: Paris.

DOCMA: Die weichen Formen, das sensible Spiel mit Spiegelungen und Farben. Ist Dir die Nähe der Ästhetik zu den frühen Arbeiten Saul Leiters bewußt?

TONI: Das ist kein Zufall. Ich hatte einen kleinen Bildband von dem großen Fotografen mit auf die Reise genommen. Er ist mein absoluter Held der Straßenfotografie.

DOCMA: Was bewunderst Du so an ihm?

TONI: Es gibt wenige Fotografen, die es geschafft haben, Licht, Farben und Komposition auf so einzigartige Weise zu verbinden. Außerdem braucht es gerne mal einen zweiten Blick, um genau zu verstehen, wer oder was abgebildet ist. Ich denke, in unserer schnelllebigen, von Instagram beeinflussten Welt, ragen gerade die Bilder heraus, an denen man vorbeiscrollt, um dann doch nochmal kurz zurückzuspringen …

DOCMA: Wie bist Du bei Deiner Reise konkret vorgegangen, um zu solchen Bildern zu kommen?

TONI: Obwohl Paris mit dem Flugzeug nur einen Katzensprung von Hamburg entfernt ist, hatte ich beschlossen, drei Tagen zu bleiben. Als ich um 8 Uhr morgens am Charles-de-Gaulle ankam, konnte ich mein Glück kaum fassen: Der Frühling war mit mir in Paris angekommen und die Stadt empfing mich mit strahlend blauem Himmel und wärmstem Sonnenschein.
Es gibt nichts Herrlicheres, als zu Fuß und ohne konkretes Ziel eine mehr oder weniger unbekannte Stadt zu erkunden. Nur so bekommt man den echten Charakter eines Ortes zu sehen. In einer Stadt wie Paris, in der man geradezu erschlagen wird von Schönheit, Licht und Farben, bieten sich viele Möglichkeiten, abstrakte Fotos zu schießen. Die vielen verspiegelten Cafés, mit ihren zumeist farbenfrohen Einrichtungen, die wunderschöne Architektur, die sich fast über die ganze Stadt erstreckt, aber auch die kleinen und großen Stadtgärten, auf die man immer wieder stößt.
Und obwohl Paris von beeindruckenden Monumenten nur so wimmelt, war ich weniger daran interessiert, das vertraute Paris zu fotografieren. Was mir an der Straßenfotografie am meisten Spaß macht, ist die alltägliche Schönheit, die sich im Grunde überall finden lässt.

DOCMA: Kommen wir zur Technik, die ja der Auslöser für Deine Reise war.

TONI: Ich bin absolut kein Techie, aber ich kann sagen, dass das 56mm F1,4 trotz klassischer Porträtbrennweite (umgerechnet auf 35mm ist es mit etwa 85mm eigentlich die Porträtbrennweite schlechthin) überraschend viel Freude auf der Straße macht.
Wenn sich eine interessante Szene etwas weiter weg abspielt, kommt der Tele-Charakter des Objektivs voll zur Geltung. Vorder- und Hintergrund werden gut getrennt und die Bilder in einem (im Vergleich zu Weitwinkelobjektiven) komprimierteren Look ausgegeben. Dieser komprimierte Look gibt den Bildern wiederum ein teils malerisches Feeling.
Darüber hinaus ist das Objektiv überraschend leicht und handlich, was bei einem mehrstündigen Straßenspaziergang durch die Stadt definitiv hilft. Das schlichte, elegante Design ist unauffällig, und wenn man in einer kniffligen Situation manuell fokussieren muss, ist der breite und griffige Fokus-Ring sehr fein zu bedienen. Danke SIGMA, für diese herrliche Gelegenheit, Euer 56mm F1.4 Contemporary in Paris auszuprobieren.

DOCMA: Wir danken für das Gespräch!

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… Bilder von Toni Seoane gibt es hier auf Instagram

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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2 Kommentare

  1. Ich hab bereits in den 70’er Jahren fotografiert, natürlich noch analog, aber ich kann nicht verstehen, warum man den damaligen technischen Beschränkungen in der Qualität jetzt huldigen muss.
    Warum macht man Fotos absichtlich schlechter und versieht sie mit Fehlfarben, mangelnder Schärfe und generell schlechter Qualität?
    Man möge mir das bitte erklären! Ich verstehe es nicht.
    Ich stehe auch auf alte Technik, aber da nur auf Hardware. Altglas z.B. oder alte Autos 🙂

    1. Hallo, ich dachte schon ich bin der einzige (Depp!) der so denkt. Ich habe noch mit 13/18 + Planfilm und Rollfilm, s/w natürlich, mit Klappkamera und Stativ/schwarzem Tuch gemacht, deshalb Depp. Es gibt noch heute oder sogar wieder, viel die mit analogem Film (sehr teuer geworden) und alten Kameras (habe selbst zu viele davon im Schrank) losziehen. Mir ist der Aufwand viel zu hoch und das Ergebnis bereichert mich nicht. Digital kann man das auch erreichen. Versucht man einmal eine schöne Panoramaaufnahme eines Hotspots mit der GFX 100! an den Mann/Agentur zubringen, beginnt das Ablehnen, habe es selbst erlebt/erlebe es immernoch, ungenügende Qualität!? Ja es gibt einen Millionenfachen Überschuss von Fotos (die von Telefon mit eingebauter Kamera nicht dazugezählt) das man nicht mal mehr ehrlich sein braucht, Ablehnen reicht aus, wie will man mir erklären das es einen Markt für derartige auf Alt gemachte Fotos gibt. Viel Spaß und gut Licht. Bleibt dran.

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