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Himmelsfotografie: Der größte Schatten des Sommers

Am 6. Juni 2012 zieht Venus vor die Sonne. Mit Sicherheits-Filtern lässt sich das seltene Ereignis beobachten und fotografieren.

Es gibt Tage, an denen man morgens besser nicht verschläft, denn man verpasst etwas, das in diesem Leben nicht mehr wiederkehrt. Am Morgen des 6. Juni vollzieht sich am Himmel ein Venustransit, ein Schauspiel, das erst wieder im Jahr 2117 zu sehen sein wird. So gesund kann man gar nicht leben, dass es sich darauf zu warten lohnt …
Was passiert am 6. Juni?
Die Venus – der Größe nach betrachtet so etwas wie unsere Planetenschwester – zieht so zwischen Sonne und Erde durch, dass sie die Sonnenscheibe teilweise verdeckt. Allerdings wird es dabei nicht zappenduster wie bei einer totalen Sonnenfinsternis. Die Venus ist viel weiter von der Erde entfernt als der Mond. Trotz ihrer Größe wird sie daher nur als kleines schwarzes Scheibchen vor der gleißend hellen Sonne erscheinen. Immerhin: Die Venus ist der größte Himmelskörper zwischen uns und der Sonne. Mond und Merkur sind deutlich kleiner. Wenn man etwas philosophieren will: Einen – absolut gesehen – größeren Schatten werden heute lebende Menschen nicht mehr sehen.
Warum aufstehen?
Von Deutschland aus ist nur der letzte Teil des Venusdurchgangs zu beobachten. Bei Sonnenaufgang steht die Venus vor der Sonnenscheibe bereits wieder am Sonnenrand. Je nach Standort in Deutschland ist nach eineinhalb bis zwei Stunden alles vorbei.
Wie kann man das Phänomen beobachten?
Auf gar keinen Fall mit ungeschützten Augen oder ungefiltert durch Fernoptiken oder die optischen Sucher von Kameras! Die Strahlung der Sonne kann das Auge in Sekundenbruchteilen irreparabel schädigen. Nur astronomische Sonnenfilter aus Glas oder Sonnenfilterfolie bieten Sicherheit. Kein Verlass ist auch auf gefährliche Hausmittelchen, wie angerußte Gläser, Rettungsfolie oder geschwärzte Fotonegative. Sonnenfilterfolie aus dem Astronomie-Fachhandel ist preiswert und lässt sich flexibel einsetzen. Damit können die Frontlinsen von Ferngläsern, Teleskopen oder Teleobjektiven verklebt werden. Für visuelle Beobachtungen ohne Fernoptiken gibt es auch noch Finsternisbrillen: Pappgestelle, auf die kleine Stücke Filterfolie aufgebracht sind. Mit guten Augen sollte man den kleinen schwarzen Punkt erkennen können. Alte Brillen von der Sonnenfinsternis 1999 sollten mit Vorsicht eingesetzt werden. Risse oder abgewetzte Stellen können eine fatale Wirkung haben. Diese Brillen dürfen auch nicht zur Beobachtung durch Optiken verwendet werden. Sonnenschutzfolie gehört immer vor die Eingangsöffnung einer Optik.
Welche Fernoptiken sind geeignet?
Mit geeignetem Schutzfilter im Prinzip alle. Ob Feldstecher, Spektiv oder Teleskop – eine hohe Vergrößerung ist nicht so wichtig, da der pechschwarze Venusschatten keine Details zeigt. Schöner ist der Gesamteindruck: die helle Sonnenscheibe mit dem kreisrunden Planeten davor, dessen Bewegung nachvollziehbar wird, weil er in kurzer Zeit komplett vor der Sonne vorbeizieht. Plastischer kann man den Aufbau des Sonnensystems kaum erleben. Viele astronomische Einrichtungen und Beobachtergruppen werden an diesem Tag ihre Instrumente auf die Sonne richten und freuen sich über interessierte Besucher.
Wie kann ich Fotos machen?
Auch immer nur mit Sonnenfilterfolie. Das schützt Auge und Kamera. Nochmals: Auch der ungeschützte Blick durch einen optischen Kamerasucher auf die Sonne ist gefährlich fürs Auge. Viele Teleskope bieten Kameraanschlüsse oder Adaptionsmöglichkeiten. Mit Spektiven oder Feldstechern bietet sich Digiscoping an. Auch lange Telebrennweiten sind gut geeignet. Fernoptiken und Teleskope gehören auf ein Stativ. Problematisch kann der tiefe Sonnenstand für die Bildschärfe werden, da man einmal quer durch die Atmosphäre fotografieren muss. Luftunruhe dicht über dem Boden sorgt für ein Flirren im Bild. Für eine gute Ausbeute sollte man daher viele Bilder schießen und auch Belichtungsreihen anfertigen.
Quelle: prophoto-online.de

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Johannes Wilwerding

Johannes Wilwerding hat bereits Mitte der Achziger Jahre und damit vor dem Siegeszug von Photoshop & Co. Erfahrungen in der Digitalisierung von Fotos und in der elektronischen Bildverarbeitung gesammelt. Seit 2001 ist er freiberuflicher Mediengestalter und seit 2005 tätig für das DOCMA-Magazin.

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