KI-Prompt Inspiration: Film-Emulsionen
In der analogen Fotografie entstand der farbliche Look eines Bildes in erster Linie durch den Einsatz bestimmter Filme, beziehungsweise der dort verwendeten Film-Emulsionen. Profis hatten oft über Jahre hinweg ein ziemlich gutes Gespür dafür entwickelt, ob und wie sich bestimmte Lichtstimmungen bei diesem oder jenem Material auf das Bildergebnis auswirken würden. Sicher mit ein Grund dafür, warum Kamerahersteller und Software-Anbieter ihre Einstellungen nach den Film-Emulsionen längst nicht mehr verfügbarer Analogfilme benennen. Aber kann das auch eine generative Bilder-KI? Wir machen die Probe aufs Exempel.
Ansätze
Zunächst unser üblicher Einstiegstest: Was passiert, wenn man nur einen Minimal-Prompt eingibt? Hier wäre das der Markenname eines fotografischen Films, den es schon seit den 1940er Jahren gibt. Ganz klar: Midjourney weiß nicht, dass die Worte einen Dia-Film bezeichnen. Sonst würde wir eine Filmpatrone oder zumindest Bilder mit perforiertem Rand oder gerahmte Dias sehen. Aber es kann augenscheinlich zuordnen, dass sich hier wohl um ein Merkmal zur Farbgebung handelt.
Testsetting Film-Emulsionen
Nun ist es kein Geheimnis, dass analoger Fotofilm seine besten Jahre und damit die Zeit größten Produktvielfalt lange hinter sich hat. Ästhetisch kann man das bedauern, ökologisch ist es sicherlich ein Fortschritt. Doch ganz gleich, aus welcher Perspektive man die Entwicklung betrachtet, es gibt einen riesigen Fundus an alten Filmprodukten, deren Namen wir nun als Testmaterial für dieses KI-Projekt nutzen können. Was brauche wir dafür? Möglichst ähnliche Testbilder und viele Variationen von Film-Emulsionen. Aber wie bringt man eine KI dazu, immer ähnliche Basisbilder zu produzieren, an denen sich die Unterschiede in der Farbigkeit ablesen lassen? Wer es hier auf Präzision anlegt, wird scheitern. Aber so gestrickte Kreative, haben vermutlich ohnehin wenig Spaß mit generativen KI-Tools.
Das Prinzip, immerhin ähnliche Bilder zu produzieren, liegt in der Kombination einer nicht allzu ausführlichen Motivbeschreibung und der Definition eines Seeds. Bei Letzterem handelt es sich – technisch betrachtet – um den Ausgangspunkt für die Bildgenerierung. Wird der in Form einer beliebigen Zahl vorab definiert, schränkt das die Variationsbreite der Ergebnisse erheblich ein.
Verschiedene Filmarten
Beginnen wir unsere Farbfilm-Forschungsreise mit dem oben bereits eingeführten Kodak Ektachrome. Es verändern sich nicht nur die Farben. Neben der geringeren Sättigung wirkt nun auch die Mode ein wenig wie aus der Mitte des letzten Jahrhunderts.
In der Anmutung moderner, aber farblich recht kühl, zeigen sich die Motive, wenn man sie im Look des Fuji Velvia darstellen lässt.
Verwaschener und somit amateurhafter wird das Resultat, sobald man es mit Instamatic-Film umsetzen lässt. Das war Kodaks Bezeichnung für ihre Pocket-Filme.
Für die Jüngeren unter uns: Es gab in den 70er Jahren die Bestrebung, ein Immer-dabei-Kleinformat für Knipser einzuführen: die Kategorie der Pocket-Kameras. Ihre Filme hatten etwa die Größe des heutigen Fourthird-Formats (4:3) und die Kameras waren (ähnlich wie die frühen Fototelefone) von beschämend schlechter Qualität.
Wegen seine sehr zarten Farbtöne hatte der Orwo-Color NC 19-Film aus der DDR auch in Westdeutschland viele Liebhaber.
Polaroid
Bleiben wir noch etwas bei den markanten Farblooks der Amateure. Auch die Polaroid-Farben waren eine eigene Welt, die man nun per KI wieder zum Leben erwecken kann. Markant dabei die typischen weißen Bildränder.
Verstärken lässt sich der Randeffekt (und die warme Farbigkeit), wenn man an das Polaroid den Zusatz SX 70 anhängt. Hierbei handelt es sich um eine in den 70er Jahren bei Edelamateuren sehr beliebte Sofortbildkamera.
In Richtung Kunst gehen dann komplexe Verfahren wie das Emulsions-Lifting, bei dem die Film-Emulsion des Sofortbilds vom Träger abgelöst wird, um sie anschließend auf ein anderes Material wie Papier, Holz oder Glas zu übertragen.