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Wetplate – Nasse Platte

Die Ästhetik alter Wetplate-Bilder fasziniert auch noch in Zeiten ­digitaler Präzision. Lernen Sie, wie Sie ein Digitalfoto in wenigen Minuten um 150 Jahre altern lassen. 

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Alte Bilder und Aufnahmetechniken faszinieren uns heute, weil sie im Gegensatz zu digitalen Fotos so wenig perfekt sind. In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts drückte man schließlich nicht einfach auf einen Knopf, um Bilder zu machen.

Fotografen reisten zu dieser Zeit mit einer mobilen Dunkelkammer und belichteten einzelne Fotos auf bis zu 50 mal 60 Zentimeter großen Glasplatten. Um diese für Licht empfindlich zu machen, bestrich man sie mit einer Mischung aus Kollodiumwolle, Iod- und Bromsalzen in Alkohol sowie Äther. Der Überzug trocknete zu einer gallertartigen Masse ein und wurde sofort im Dunkeln in Silbernitrat gebadet. Noch feucht, setzte man die Platte in ein lichtdicht schließendes Kästchen ein, das als „Film“-Kassette in die Kamera kam. Das im Fachjargon „Kollodium-Nassplatte“ genannte Verfahren hat übrigens auch im 21. Jahrhundert noch einige Anhänger.

Aus heutiger Sicht fallen beim Betrachten solcher Aufnahmen drei Dinge ins Auge: allgegenwärtige Unschärfen, ein geringer Dynamikumfang, der zum Fehlen von Detailzeichnung führt, und Beschädigungen verschiedenster Art. Wenn man den Effekt in Photoshop simulieren will, muss man diese Defizite nachempfinden.

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01 Graustufenumwandlung


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Das Foto sollte mit weit offener Blende aufgenommen sein, da die enorme Hintergrundunschärfe der langen Brennweiten alter Großformate sich am ­einfachsten schon beim Fotografieren erzeugen lässt. Zum Aufbringen authentischer ­Beschädigungen bedient man sich einer speziellen Textur, wie es sie
unter www.docma.info/10259.html gibt. Das Farbbild wird  mit hohem ­Blaukanal-Anteil in eine dunkle Schwarzweißversion umgewandelt.


02 Unschärfen


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Wenn das Ausgangsbild eine zu hohe Schärfentiefe aufweist, hilft entweder ein spezielles Plug-in wie OnOnes „FocalPoint“ oder Alienskins „Bokeh“. Mit Photoshops Bordmittel „Tiefenschärfe abmildern“ geht es auch, jedoch weit weniger komfortabel. Die verstärkte Hintergrundunschärfe malt man punktuell mit einer Ebenenmaske auf. Da Kollodium-Platten wegen der vergleichsweise geringen Lichtempfindlichkeit lange belichtet werden müssen, gibt es zumindest bei Porträts keine hundertprozentige Schärfe. Entsprechend sollte diese mit dem Filter »Bewegungsunschärfe« mit kleinem Wirkungsgrad beseitigt werden.“


03 Textur und Finish


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Zum Abschluss legen Sie die Textur mit etwa 50% Deckkraft auf das Bild und fassen alle darunterliegenden Ebenen mit dem Befehl »Strg/Befehl+Alt+ Umschalt+E« zu einer neuen zusammen. Diese bekommt nur mit Hilfe der Gradationskurve die letzte Feinabstimmung: zum einen, was die Tonwerte angeht, zum anderen durch Einzelkanalabstimmung im Hinblick auf die Farbtonung.

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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