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Hipstamatic Einheitslook

Ohne eine Hipstamatic kostet es viel Zeit und Mühe, Fotos aus unterschiedlichen Kameras oder aus verschiedenen ­Belichtungssituationen nachträglich ein ­einheitliches Aussehen zu geben. Mit dieser Smartphone-App kann man sogar auf Photoshop verzichten.

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Kürzlich blätterte ich auf dem Tablet-PC durch das Snap-Magazin, eine digitale Zeitschrift, in der ausschließlich mit der Foto-App „Hipstamatic“ aufgenomme Bilder gezeigt werden. Dort sah ich eindrucksvolle Bilderserien, die mit dem „Tintype-SnapPak“ entstanden waren. Dieses Software-Bundle besteht aus einer virtuellen Linse für die Hipstamatic Kamera-App und zwei virtuellen Filmen mit Plattenkamera-Ästhetik. Kostenpunkt: 0,79 Euro. Die Linse erzeugt – wenn auch für das kritische Auge nicht allzu glaubhaft – weiche Fokusverläufe, wie man sie von alten Objektiven kennt. Der eine Film ist farbig, der andere simuliert Bilder im so genannten nassen Kollodion-Verfahren, was wegen einer Rot-Unempfindlichkeit zur aparten Schwarzweißumsetzung bei ­Hautpartien und in den Pupillen führt.

Beim Anblick der Bilder fragte ich mich unweigerlich, warum der Fotograf nicht einfach mit einer richtigen Kamera statt mit einem schwer kontrollierbaren Fototelefon gearbeitet hat. Ich selbst würde mich nie auf die Ergebnisse einer Foto-App wie der Hipstamatic verlassen, wenn ich ernsthaft Bilder machen will. Zum einen, weil ich der Zufälligkeit des Effekts voll ausgeliefert bin, denn die Arbeit mit der Hipstamatic ist wie früher beim Film: Man sieht den Effekt beim Blick durch den Sucher noch nicht und muss nach dem Auslösen einen Moment warten, bis die Bilder „entwickelt“ sind. Zum anderen, weil die Kamerafunktion eines Mobiltelefons mit vielen technischen und ergonomischen Nachteilen behaftet ist. Trotzdem: Wenn dann mal – trotz solch widriger Umstände – ein Bild gelingt, ist die ­Wirkung eindrucksvoll.

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Auf die Idee, beide Welten zu kombinieren, kam ich, als ich Porträts, die förmlich nach dem Tintype-SnapPak-Look verlangten, an einem großen Monitor entwickelte. Statt mit Photoshop zu experimentieren (wir hatten mal in DOCMA 44 ab Seite 21 ein Tutorial dazu), zückte ich das iPhone, wählte die Einstellungen in der Hipstamatic-App, drückte auf den Auslöser, wartete und war begeistert vom Bildschirmfoto. Die Begeisterung steigerte sich noch, als ich andere Bilder auf die selbe Art abfotografierte und auf diese Weise eine formal recht konsistente Serie bekam – von zuvor völlig uneinheitlichen Vorlagen. Ganz so wie im Snap-Magazin, nur eben kalkulierbar. Aber vielleicht haben die ja auch so ­gearbeitet …


Technik-Tipps


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Bein Abfotografieren von Bildern vom Monitor sind ein paar Dinge zu beachten: Arbeiten Sie möglichst im Dunkeln, um Streulicht und Reflexionen zu vermeiden. Achten Sie ­darauf, die Bilder in der 100 Prozent-Ansicht darzustellen und die Kamera nicht zu verkanten, denn das kann zu hässlichen Verzerrungen führen. Besonders geeignet sind hochauflösende Monitore wie die Retina-Displays von Apple, bei weniger fein auflösenden Geräten kann es zu stärkeren Artefaktbildungen in den ­scharfen Bildbereichen kommen. Artefaktfrei sind Fotos von einem Ausdruck. Um hier Spiegelungen aus dem Weg zu gehen, empfiehlt sich im Vorfeld ein Druck auf mattem ­Papier. Damit Sie auch wirklich die beste Bildqualität erhalten, prüfen Sie, ob es entsprechende ­Qualitäts-Voreinstellungen in der von Ihnen ­bevor­­zugten Foto-App gibt.

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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