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Spiegel-fechtereien

Manche Bildbearbeiter glauben, die Photoshop-Funktion „Spiegeln“ würde genau dies bewirken. Doc Baumann erklärt in einer seiner Bildkritiken aus DOCMA 50, ob das stimmt.


Man kann es nicht oft genug betonen: Nur weil Photoshop und andere Bildbearbeitungsprogramme das schlichte Umklappen eines Bildbereichs als „spiegeln“ bezeichnen, müssen Bildbearbeiter nicht vertrauensselig glauben, bei Anwendung diese Effektes entstünde als Resultat tatsächlich eine optisch korrekte Spiegelung. Die alte Bezeichnung „kontern“ war da neutraler.
Stellen Sie sich eine Szene vor, in die ein Stuhl per Montage auf hochglanzpolierte Bodenkacheln gestellt werden soll. Das Bild ist aus Augenhöhe aufgenommen. Was auch immer Sie tun – es ist unmöglich, das lediglich umgeklappte „Spiegel“bild-Duplikat des schräg von oben aufgenommenen Stuhls glaubhaft einzufügen. Das scheitert nicht nur daran, dass Sie die Enden der vier Stuhlbeine nicht an die richtigen Stellen kriegen – Sie sehen auch beim reflektierten Stuhl weiterhin dessen Sitzfläche, nicht etwa, wie es sein sollte, seine Unterseite.

Unser Beispiel des fleißigen Handwerkers stammt von der Titel­seite des Magazins Regenerative Energien; eingesandt hat es Alfred Härtl. Die Montage ist durchaus sauber freigestellt, die Reflexion leicht abgedunkelt, sogar die Wolken wurden verschoben. Allerdings müsste man zum Beispiel den Unterarm von unten sehen, und die Glatze wäre im Spiegel gar nicht zu erkennen. Ordentliche Montage – dennoch falsch.

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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