Seltsame Selbstdarsteller
In der neuen DOCMA-Ausgabe zeigen wir Ihnen eine Auswahl von 100 Jahre alten Ansichtskarten, auf denen Menschen Ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Talente in bisweilen seltsamen Bilderfindungen anpriesen.
Schon hundert Jahre vor Erfindung der TV-Casting-Show waren manche Menschen bestrebt, mit einem tatsächlichen oder vermeintlichen Talent der kurioseren Art ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie präsentierten sich zu diesem Zweck in bisweilen seltsamen Bilderfindungen auf Ansichtskarten, die sie zu Werbezwecken verteilten oder als Kern ihres Geschäftsmodells verkauften. Wir zeigen eine Auswahl solcher Ansichtskarten aus der Sammlung von Peter Weiss, auf denen Kopfläufer, Maulwurfsmenschen, goldene Jungfrauen und grimassierende Verwandlungskünstler ihre Kunst anpreisen.
Heute fallen die meisten Künstler in ein vorgegebenes Raster; sie sind beispielsweise Maler, Schauspieler, Musiker oder Sportler. Vor hundert Jahren versuchten manche Menschen mit einem Talent ihr Auskommen zu finden, mit dem sie weniger die besten als vielmehr die einzigen Ausübenden ihrer speziellen Kunst waren. Mit Fähigkeiten wie dem blitzschnellen Wechsel der Mimik, dem Mut, sich minutenlang lebendig begraben zu lassen (den ein solcher Artist mit dem Leben bezahlte), oder ein großes Fass rund um Deutschland zu rollen, ließ sich zumindest zeitweise ein tragfähiges Geschäftsmodell aufbauen. Ansichtskarten waren photomechanisch oder im Druck extrem billig zu reproduzieren, und wer nach seinen Darbietungen Postkarten zu wenigen Pfennigen an das verblüffte Publikum verkaufte, konnte vom Erlös leben. Auch wenn die Bilder montiert oder stark retuschiert waren, tat das ihrem Erfolg wenig Abbruch.
Mehr dazu lesen Sie in der neuen DOCMA 56 ab Seite 86.
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