Der Microstock Blogger Robert Kneschke zählt zu den Top Ten der deutschen Fotoproduzenten. Als Praxis-Profi, der jährlich eine Viertelmillion Bilder verkauft, hat er sich mit seinem Fachblog „Alltag eines Fotoproduzenten“ und etlichen Büchern zum Thema überdies einen Namen als Experte für Massenbildproduktion gemacht. Christoph Künne hat mit ihm darüber gesprochen, ob und wie sich ein solches Engagement in den digitalen und sozialen Medien lohnt.
DOCMA: Wenn man wie du jährlich so viele Bilder verkauft, ist es dann überhaupt noch sinnvoll, die knappe Freizeit in solche Projekte wie dein Blog und deine Social-Media-Kanäle zu stecken?
Robert Kneschke: Ganz konkret beim Geldverdienen hilft mir mein Blog wahrscheinlich wenig. Es wird kaum einer der typischen Microstock Kunden sagen: „Jetzt gehe ich mir mal ein Bild von Robert Kneschkte bei Adobe Stock herunterladen und drucke mir das dann wandgroß aus“.
DOCMA: Warum machst du dir dann die Mühe?
Robert Kneschke: Das ist eher eine persönliche Sache. Eigentlich wollte ich Journalist werden und hatte dafür Politikwissenschaften studiert. Dann bin ich gleich nach dem Studium hauptberuflich bei der Stockfotografie hängen geblieben und habe ab 2008 meine journalistischen Ambitionen zunächst in meinem Blog ausgelebt. Da lag es natürlich nahe, dass ich über das schreibe, was ich den ganzen Tag so mache (lacht).
DOCMA: Dein Blog umfasst inzwischen über 1000 oft sehr ausführliche Beiträge, in denen viel Arbeit steckt. Was hat es dir gebracht?
Robert Kneschke: Im Vordergrund steht sicher der Netzwerkeffekt. Ich konnte mir mit der Zeit eine relativ einzigartige Reputation als Fachmann für das Thema aufbauen. Über diese Funktion ist es leicht, in der Branche Kontakte aufzubauen und mithilfe des Blogs regelmäßig zu pflegen. Oft führen die Kontakte dann auch zu Treffen im realen Leben. Das finde ich auch viel spannender. Außerdem kommen über die rund 30.000 regelmäßigen Leser viele Anregungen. Nebenbei habe ich aus dem Fundus der Blogbeiträge ab 2010 eine Reihe von Büchern veröffentlicht. Der Titel „Stockfotografie“ ist inzwischen in der vierten erweiterten Auflage erschienen.
DOCMA: Was macht dein Microstock Blog so besonders?
Robert Kneschke: Ich möchte, dass der Leser hier Informationen zum Thema findet, die es sonst in dieser Form und Geballtheit nirgends sonst im deutschsprachigen Raum gibt.
DOCMA: Der Erfolg der großen Reichweite bleibt aber auf Deine Webseite beschränkt. Auf Facebook, Twitter und Instagram hast Du zusammengenommen nur knapp 6.000 Follower. Wie kommt das?
Robert Kneschke: Zumindest auf Instagram habe ich mit knapp über 1.000 Followern wahrscheinlich das gleiche Problem wie ihr mit eurem DOCMA-Account: Wir sind eben keine Kim Kardashians, also keine Frauen, die sich halbnackt präsentieren und deren Betrachtung in dieser Form als gesellschaftlich akzeptabel gilt. Mit Sachinformation hat man es dort schwer.
DOCMA: Dennoch nutzt Du Instagram recht intensiv.
Robert Kneschke: Für mich ist der Account ein Platz, an dem ich die Bilder zeigen kann, die ich gerne mag, aber die nicht unbedingt typisch für meine Stock-Arbeit sind. Inhaltlich decke ich die drei Themen Urban Minimalism, Natur und Strukturen ab. Für einen größeren Instagram Erfolg mit mehr Followern ist das vermutlich zu viel. Vermutlich würde es besser funktionieren, wenn ich für jedes der Themen einen eigenen Kanal aufmache. Aber das ist mir zu viel Arbeit, nur um meine Lieblingsbilder ein paar Freunden zu zeigen.
DOCMA: Fachliche Reputation, fast ein halbes Dutzend Bücher, was hast Du mit als Microstock Blogger noch so ausprobiert?
Robert Kneschke: Aktuell experimentiere ich mit seit über zwanzig Episoden einem Podcast-Kanal, in dem ich alle möglichen interessanten Leute aus der Fotobranche vorstelle. Das, finde ich, ist ein tolles Format, weil es mir die Gelegenheit gibt, bei den Themen richtig in die Tiefe zu gehen.
DOCMA: Wir danken für das Gespräch.
HINWEIS:
Vor diesem Interview entstand ein Podcast mit Christoph Künne, den Sie hier abrufen können.
Wer mehr über Robert Kneschkes Praxis bei der Fotoproduktion erfahren will, findet ein ausführliches Interview dazu in der aktuellen, gedruckten Ausgabe der DOCMA.