Interview mit einem Buch: Foodfotografie
Von Sachbüchern erhofft sich der Leser Antworten auf konkrete Fragen. In dieser Reihe befragt Michael J. Hußmann Fachbücher, um herauszufinden, was für Antworten sie geben können. Mit dem Buch „Foodfotografie“ versucht die Autorin, Einsteiger wie auch erfahrene Fotografen zu besseren Bildern in diesem beliebten Genre zu bringen.
Die Foodfotografie umfasst ein breites Spektrum von Fotos des eigenen Abendessens zur Veröffentlichung auf Facebook oder Instagram bis hin zu professionellen Illustrationen in Kochbüchern und Magazinen.
Die Foodfotografin Maria Panzer hat sich vorgenommen, Leser mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen an das Thema heranzuführen. Ihre Einführung in die technischen Aspekte von Kameras und Objektiven werden manche überblättern können, bieten aber all jenen eine gute Grundlage, deren Interesse gewöhnlich mehr mit „Food“ als mit „Fotografie“ zu tun hat. Keineswegs übergehen sollten Sie das folgende Kapitel zur Lichtsetzung, auch wenn Sie mit dem Thema vertraut sind, da die Autorin hier auf die Besonderheiten der Foodfotografie eingeht. Wie die übrigen Kapitel des Buches, die vom Foodstyling über die Komposition bis zur Bildbearbeitung und -verwaltung alle für dieses Genre wichtigen Aspekte behandeln, schließt es mit einer Liste von „Dos“ und „Don’ts“ ab, die die wesentlichen Punkte rekapitulieren. Ein beispielhaft beschriebenes Projekt illustriert noch einmal alle wichtigen Punkte – auch die Rezepte sind enthalten. Befragen wir das Buch dazu, worauf es in der Foodfotografie ankommt.
Was ist bei Aufläufen zu beachten?
Die wichtigste Überlegung beim Styling von Aufläufen ist die Auflaufform. Sie sollte der Menge des Inhalts entsprechen, also weder zu groß (der Rand wirft Schatten) noch zu klein sein. Entscheiden Sie sich für eine schöne Form, können Sie den Auflauf direkt in dieser fotografieren, was das Styling deutlich vereinfacht. Um die Schichten des Auflaufs sichtbar werden zu lassen, können Sie ein Stück herausnehmen, so dass der Betrachter in den Auflauf hineinschauen kann. Möchten Sie einzelne Stücke fotografieren, ist es besser, den Auflauf vorher abkühlen zu lassen, da die Flüssigkeit mit der Zeit andickt und nicht so stark verläuft.
Die obere Käseschicht sollte gut gebräunt sein. Wenn der Käse beim Backen nicht genug Farbe bekommen hat, können Sie sich die Grillfunktion des Ofens zunutze machen. Damit der geschmolzene Käse nach längerem Stehen nicht trocken aussieht, hilft es, ihn mit einem Hauch Öl einzupinseln. Es bietet sich an, nicht alle Zutaten in die Form zu füllen und dann die Creme komplett darüberzugießen. Wenn Sie ein wenig Gemüse und so weiter obenauf positionieren und nur leicht mit der Creme verquirlen, sieht der Betrachter schon auf den ersten Blick, welche Komponenten im Auflauf enthalten sind [Bild oben].
Welche Rolle können die Zutaten der Foodfotografie spielen?
Mit frischen Kräutern, Gewürzen, Beeren, Krümeln und leeren Eierschalen können Sie Interesse an Ihrem Foto wecken und helfen, das Essen in einen stimmigen Kontext zu setzen. Puderzucker macht zum Beispiel nicht nur langweilige Kuchen ansehnlicher; fangen Sie den Moment des Streuens auf dem Foto ein, kann niemand mehr den Blick von Ihrem Bild lassen [1]. Genauso könnten Sie frische Kräuter oder Parmesan auf ein Pastagericht streuen. Fotos, die den Zubereitungsprozess auf eine ansprechende Weise darstellen, laden zum Ausprobieren der Rezepte ein. Sie unterstreichen damit das Handwerk, das dem Gericht zugrunde liegt.
Erfordert die Foodfotografie zwingend Farbe?
Haben Sie schon einmal probiert, ein Foodfoto in Schwarzweiß umzuwandeln? Wahrscheinlich haben Sie die Einstellung schnurstracks rückgängig gemacht, denn der „Sabber-Effekt“ war auf einen Schlag verschwunden. Doch warum ist das so? Schon vor Hunderten von Jahren mussten die Menschen anhand der Farbe eines Lebensmittels über dessen Qualität, Reife und Aroma urteilen. Auch heute tun sie es noch, Tag für Tag beim Einkauf, und gewiss dann, wenn sie Foodfotos betrachten. Eine saftige rote Erdbeere mit einem intensiven Fruchtfleisch verspricht deutlich süßer und aromatischer zu sein als die blasse, fast weiße Beere. Nicht umsonst tricksen auch Supermärke mit Licht und Farbe. In der Foodfotografie können Sie die Farbwahl Ihrer Requisiten und Hintergründe bestimmen und somit auf subtile Art und Weise Einfluss auf die Stimmung in Ihrem Bild nehmen. Es gibt zwar Anwendungsbereiche für Schwarzweiß in der Foodfotografie, aber sie liegen eher bei Reportagen, bei denen Ambiente und Zubereitung im Fokus stehen, nicht das Gericht selbst [2].
Welche Aufnahmeperspektiven empfehlen sich?
Am Tisch schauen Sie meist in einem 45-Grad-Winkel auf den Teller, der vor Ihnen steht. So ist es für Sie am natürlichsten. Doch gibt es oftmals andere Perspektiven, die ein Gericht noch appetitlicher darstellen.
Die Frontalperspektive passt zu klaren Getränken und gestapelten Gerichten wie Pancakes und Burgern. Hierfür empfiehlt sich ein höherer Tisch, so dass Sie Ihr Stativ problemlos in der passenden Höhe aufstellen und beim Shooting eine bequeme Position einnehmen können.
Ein weiterer Perspektivbereich umfasst die Winkel zwischen 25 und 75 Grad [3,4]. Man sieht das Gericht gut von der Seite und erkennt zugleich, was sich auf der Oberfläche befindet. Je höher der Winkel ist, desto mehr ist von der Oberfläche, je niedriger, desto mehr von der Seite zu sehen.
Die Top-View [5] ist seit dem Erfolg von Instagram nicht mehr aus der Foodfotografie wegzudenken – die direkte Perspektive von oben liefert mit Smartphones die beste Qualität, denn es gibt wenige Verzerrungen und kein Problem mit der Freistellung. In Zeitschriften, Büchern und in der Werbung war sie lange kaum zu finden, ist aber mittlerweile auch dort gang und gäbe. Optimal bietet sie sich etwa für sehr flaches Gebäck an, das hauptsächlich auf der Oberfläche interessant ist. Einblick in die Schichten des Gerichts können Sie liefern, indem Sie es anschneiden und das abgeschnittene Stück auf die Seite legen.