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Interview mit einem Buch: Drohnen

Von Sachbüchern erhofft sich der Leser Antworten auf konkrete Fragen, und in dieser Reihe befragt Michael J. Hußmann Fachbücher dazu, welche Antworten sie geben können. „Drohnen“ ist ein Grundlagenwerk zu allen Themen der Fotografie mit unbemannten Fluggeräten.

Alle Fotos: Sabrina Herrmann / Francis Markert. Interview mit einem Buch: Drohnen
Alle Fotos: Sabrina Herrmann / Francis Markert

Die Luftbildfotografie ist nicht länger die alleinige ­Domä­ne von Spezialisten, die sich diesem kostspieligen Genre aus beruflichen Gründen widmeten. Dank der Verfügbarkeit erschwinglicher Multicopter mit vielen Automatikfunktionen kann heute jeder Bilder aus der Vogelper­spektive aufnehmen – könnte man denken.

In der Praxis stellt sich die Drohnenfotografie dann doch als etwas komplizierter heraus. In „Drohnen – Die große Fotoschule“ erklären Sabrina Herrmann und Francis ­Markert die verschiedenen Varianten von Flugdrohnen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten, Anforderungen an den Piloten und rechtlichen Randbedingungen ihres Einsatzes. Sie beschreiben die Funktionsweise und die Komponenten einer Drohne, führen in deren manuelle Steuerung ein, weisen auf die Tücken der automatischen Hilfsfunktionen hin und bereiten auf besonders herausfordernde Einsatzszenarien vor. Im Mittelteil des Buchs geht es um die Bildgestaltung sowie Aufnahmetechniken für Fotos und Videos. Kapitel zu Fragen des Luft-, Medien- und Haftungsrechts, zu Reisen mit der Drohne und zu kommerziellen Einsatzmöglichkeiten unbe­mannter Fluggeräte schließen das Werk ab. Wir befragen das Buch zu diesen Themen, und es antwortet mit der Stimme seiner Verfasser.

Was versteht man unter einer Drohne?

Ursprünglich bezeichnete „Drohne“ nur eine männliche Honigbiene. Später wurden auch unbemannte Militärflugzeuge so genannt, aber mittlerweile hat sich der Begriff für alle unbemannten Fahrzeuge etabliert, unabhängig vom Verwendungszweck. Wer darauf pocht, dass das Wort für tödliche Kampfmaschinen steht, verkennt, dass sich Sprache weiterentwickelt. Es ist auch nicht auf Fluggeräte beschränkt. Allen Drohnen, ob in der Luft, an Land oder im Wasser, ist gemeinsam, dass sie ohne einen Piloten an Bord ferngesteuert werden oder sich autonom bewegen.

BILD 1   Drei Hersteller, ein Prinzip – an jeder ernst zu nehmenden Kameradrohne findet man heutzutage ein Gimbal. Interview mit einem Buch: Drohnen
BILD 1   Drei Hersteller, ein Prinzip – an jeder ernst zu nehmenden Kameradrohne findet man heutzutage ein Gimbal.

Wozu ist das Gimbal einer Kameradrohne nützlich?

Heutzutage gehört es zum Standard, dass Drohnen mit einem Gimbal ausgestattet sind, einer kardanischen Aufhängung mit meist drei motorisch angetriebenen Achsen (BILD 1). Die Achsen stehen im rechten Winkel zueinander und erlauben, die Kamera stabil auszurichten. Zur Steuerung der Gimbal-Motoren werden sowohl Sensordaten als auch die empfangenen Steuerbefehle berücksichtigt. Dreht sich eine Drohne, so bewegt sich das Gimbal zunächst in die entgegengesetzte Richtung, damit Videoaufnahmen flüssig wirken. Ein weiterer Vorteil eines Gimbals ist die Möglichkeit, die Kamera zu bewegen – nach unten, bei einigen Modellen sogar nach oben oder horizontal.

BILD 2   Für Start und Landung empfiehlt sich eine faltbare Plattform aus einem wetterfesten Material, die sich im Boden verankern lässt. Interview mit einem Buch: Drohnen
BILD 2   Für Start und Landung empfiehlt sich eine faltbare Plattform aus einem wetterfesten Material, die sich im Boden verankern lässt.

Was muss beim Start einer Drohne beachtet werden?

Der Kompass der Drohne kann von einem magnetischen Untergrund gestört werden. Deswegen sollten Sie die Drohne nicht auf einem Boden platzieren, der Metall enthält. Gern werden Dächer von Autos als Startplatz gewählt, da sie eben sind und hier nicht so viel Dreck aufgewirbelt wird oder Gräser in die Propeller gelangen können. Magnetische Untergründe wie Autodächer oder Metallplatten im Boden können jedoch den Kompass der Drohne stören. Um das Fluggerät vor einem feuchten oder staubigen Boden zu schützen, gibt es spezielle Plattformen (BILD 2).

Warum sinkt eine Drohne nicht so schnell, wie sie steigt?

Ihre Propeller können gefährliche Verwirbelungen unterhalb eines Multicopters erzeugen. In ungünstigen Fällen verliert die Drohne bei einem schnellen Sinkflug ihren Auftrieb und stürzt ab. Die Hersteller haben die Gefahr dieses Wirbelringzustands bei der Programmierung berücksichtigt, weshalb die Geschwindigkeit im Sinkflug der Drohne meist deutlich geringer ist als beim Aufstieg. Sie können den Wirbelringzustand verhindern, indem Sie die Drohne nicht senkrecht, sondern schräg nach unten fliegen lassen.

BILD 3   Sollten Personen durch eine Drohne verletzt werden, können erhebliche Kosten entstehen. Einen legalen Einsatz der Drohne vorausgesetzt, kommt eine Luftfahrthaftpflichtversicherung dafür auf.
BILD 3   Sollten Personen durch eine Drohne verletzt werden, können erhebliche Kosten entstehen. Einen legalen Einsatz der Drohne vorausgesetzt, kommt eine Luftfahrthaftpflichtversicherung dafür auf.

Welche Versicherung sollte man abschließen?

In Deutschland sind Sie nach § 43 Abs. 2 Luftverkehrsgesetz dazu verpflichtet, eine gültige Haftpflichtversicherung für Ihre Drohne abzuschließen. Eine reguläre Privathaftpflichtversicherung reicht meist nicht aus. Wollen Sie auf Nummer sicher gehen, können Sie eine spezialisierte Luftfahrthaftpflichtversicherung für Drohnen abschließen. Solche Angebote sind zwar etwas teurer, dafür aber direkt auf das Luftrecht ausgelegt, berücksichtigen die besonderen Haftungsregelungen in der Luftfahrt, insbesondere die Gefährdungshaftung, und bieten Ihnen daher ein optimales Maß an Sicherheit (BILD 3).

BILD 4   Das Foto aus einer Höhe von etwa 120 Metern gibt einen guten Überblick über die Region, jedoch muss man schon sehr genau ­hinschauen, um die vielen Windmühlen zu erkennen.
BILD 4   Das Foto aus einer Höhe von etwa 120 Metern gibt einen guten Überblick über die Region, jedoch muss man schon sehr genau ­hinschauen, um die vielen Windmühlen zu erkennen.

Wie hoch kann eine Drohne fliegen?

Das ist eine der Fragen, die uns am häufigsten von Außenstehenden gestellt wird. Dabei ist es ein Irrglaube, dass spannende Bilder nur in großen Höhenlagen möglich sind. Tendenziell ist eher das Gegenteil der Fall. Wer die Drohne zu hoch steuert, verliert den visuellen Bezug zum Motiv und erhält ein Foto, das flach wirkt (BILD 4). In vielen Fällen ist es daher ratsam, die Drohne nicht zu weit vom Motiv zu entfernen, um die Tiefe einer Landschaft einzufangen (BILD 5).

BILD 5   Ein Foto aus geringerer Höhe lenkt die Aufmerksamkeit auf die Windmühlen. Die Landschaft erhält mehr Tiefe und wird besser in Szene gesetzt.
BILD 5   Ein Foto aus geringerer Höhe lenkt die Aufmerksamkeit auf die Windmühlen. Die Landschaft erhält mehr Tiefe und wird besser in Szene gesetzt.

Sabrina Herrmann, Francis Markert:
Drohnen – Die große Fotoschule
Rheinwerk Verlag, 2023
319 Seiten, gebunden
49,90 Euro

www.rheinwerk-verlag.de/5637

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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