Geplant fotografieren, besser bearbeiten
Nanu – ein Artikel darüber, worauf Sie schon beim Fotografieren achten sollten – in einem Magazin über Bildbearbeitung? Ist das nicht paradox? Nein, tatsächlich ist das sehr sinnvoll. Wenn Sie einiges vorab beachten, können Sie den Nachbearbeitungsaufwand deutlich verringern.
Eine gute Visagistin ist durch nichts zu ersetzen. Diese Behauptung klingt zunächst natürlich ketzerisch, denn man kann ja auch in Photoshop Haut glätten, Wangenrouge auftragen, Lippen einfärben und vieles mehr. Sie werden dennoch kaum das gleiche Ergebnis erzielen wie eine erfahrene Visagistin.
Andererseits kann eine Visagistin am lebenden Model nie so perfekt arbeiten wie ein professioneller Retoucher in Photoshop: Eine exakte Linie der Lippenkontur lässt sich in Photoshop entlang eines Pfades deutlich genauer ziehen als mit dem Lippenstift. Bereits dieser spezielle Aspekt (Make-up) zeigt sehr schön, wie die Vor-Arbeit am Foto-Set und die Nachbearbeitung in Photoshop zusammen für ein perfektes Ergebnis sorgen können.
Im Folgenden stellen wir drei weitere Beispiele vor, die verdeutlichen, dass nur durch gezieltes Fotografieren und den Einsatz von Photoshop ein perfektes Bildergebnis zu erreichen ist.
Geplant fotografieren: High-Key
Bei High-Key-Aufnahmen denken viele Fotografen automatisch an Überbelichtung. Richtig ist, dass solche Fotos zwar überbelichtete Bereiche enthalten können; bildwichtige Elemente hingegen sollten korrekt belichtet sein. High-Key-Fotos enthalten deshalb auch dunkle Tonwerte – nur dominieren diese das Bild nicht. High-Key erfordert schon am Set entsprechende Einstellungen. Um kräftige Schatten zu vermeiden, benötigen Sie entsprechende Lichtquellen. Softboxen sind hier das Mittel der Wahl – je größer desto besser –, denn je größer und näher eine Lichtquelle ist, umso weicher ist das Licht. Um alle Schatten zu reduzieren, werden in der Regel zwei Softboxen auf das Model gerichtet. Mit einer Lichtquelle (oder mehreren) wird zusätzlich der Hintergrund ausgeleuchtet. Im Gegensatz zu den auf das Model gerichteten Softboxen können diese Lampen stärker eingestellt werden, so dass der Hintergrund überstrahlt. Bei High-Key Aufnahmen ist, ähnlich wie beim Thema Make-up angeschnitten, eine finale Bearbeitung in Photoshop für ein perfektes Ergebnis nötig, aber geplant fotografieren bleibt dabei die Voraussetzung.
TIPP: Da die Ausleuchtung mit zwei großen Softboxen relativ langweilig wirken kann, fotografieren Sie am besten mit weit offener Blende, um dem Motiv mit einem Scharf-Unscharf-Verlauf etwas mehr Spannung zu verleihen.
01 Mitteltöne aufhellen
Legen Sie eine Einstellungsebene des Typs »Gradationskurven« an und ziehen Sie die Kurve leicht nach oben, um die Mitteltöne dezent aufzuhellen.
02 Sättigung anpassen
Falls Sie ein High-Key-Graustufen-Bild erhalten möchten, legen Sie eine Einstellungsebene »Schwarzweiß« an und erhöhen dort die Helligkeitswerte für die »Rottöne« und die »Gelbtöne« (a). Möchten Sie jedoch nur die Farbigkeit etwas verringern, senken Sie die Deckkraft der Einstellungsebene; im Beispiel wurde sie auf 50 % reduziert (b).
03 Kontrast anheben
Duplizieren Sie die Einstellungsebene »Schwarzweiß« mit »Strg-J« und ändern Sie den Ebenenmodus in »Weiches Licht«. Reduzieren Sie die Deckkraft, bis der Kontrast Ihren Vorstellungen entspricht.
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Weitere Inhalte
- Effektlichter: Eine zur späteren Nachbearbeitung passende Beleuchtung während der Aufnahme unterstützt die Glaubhaftigkeit nachträglich eingefügter Licht-Effekte – wie zum Beispiel Lensflares.
- Dodge & Burn: Einem mit weichem Licht aufgenommenen Foto durch nachträgliches Abwedeln und Nachbelichten die gewünschte Plastizität zu verleihen, ist sehr aufwendig. Einfacher und schneller geht es durch gezieltes Beleuchten.
Das DOCMA-Heft bekommen Sie im gut sortierten Zeitschriftenhandel, an Bahnhöfen und Flughäfen sowie bei uns im DOCMA-Shop. Dort (und nur dort) können Sie zwischen der ePaper-Ausgabe und dem gedruckten Heft wählen. Jetzt gibt es auch beides zusammen im Kombi-Abo.
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