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Freistellen mit Doppelblitz

freistellen: Freistellen mit Doppelblitz
Freistellen mit Doppelblitz

Das Freistellen problematischer Motive ist zu mühsam? Mit einem Trick und etwas Hardware können Sie schon bei der Aufnahme eine nahezu perfekte Freistellmaske erzeugen. Rüdiger Schestag verrät, wie es geht.

Wer oft Bildelemente für Fotomontagen freistellt, der weiß, welchen Zeitaufwand es bisweilen erfordert, feine Details mit Pfaden oder einer Auswahl zu maskieren. Insbesondere Haare sind eine Herausforderung, die man mit Pfaden kaum und mit Freistell-Tools manchmal nur schwer bewältigt. Es geht dabei immer um die Freistellmaske, also die Ebenenmaske, die das Objekt oder die Person vom Hintergrund trennt.

Warum nicht gleich die perfekte Maske mit allen Details mitfotografieren? Die Technik, neben dem eigentlichen Foto in einem zweiten Schritt die Freistellmaske mitzufotografieren, ist schon lange bekannt: Freistellen mit Doppelblitz! In der Stilllife-Fotografie fotografiert man nach der eigentlichen Aufnahme einen weißen Hintergrund, vor dem das Motiv als Silhouette erscheint. Dieses Silhouettenfoto ist dann zugleich die Freistellmaske. Die dazu nötige Umschaltung der Beleuchtung ist bei Stillleben einfach, denn das Objekt läuft nicht weg und man hat Zeit, das Licht zu wechseln. Für People-Aufnahmen eignet sich die manuelle Umschaltung nicht, da kleinste Bewegungen die Maske unbrauchbar machen würden. Man braucht eine Blitzweiche, die bei zwei schnell hintereinander folgenden Aufnahmen zunächst den Hauptblitz auslöst und damit das Modell richtig beleuchtet. Bei der zweiten Aufnahme leuchten weitere Blitze den Hintergrund gleichmäßig aus; das Modell bleibt dunkel, um die Silhouette zu erzeugen.

aufbau: Freistellen mit Doppelblitz
Für eine fotografisch erzeugte Maske müssen Sie zwischen einer Ausleuchtung von Motiv [1] und Hintergrund [2] umschalten.
ergebnis: Freistellen mit Doppelblitz
Im Ergebnis erhalten Sie eine nahezu perfekte Freistellmaske.

„2 Flash Mask“ ist eine spezielle Blitzweiche, die ich für diese Anwendung entwickelt habe. Die Kamera, die sich im Modus „High speed – Multi Shot“ befindet, schließen Sie an „Sync In“ an. Die Blitzweiche hat vier Ausgänge, von denen je zwei parallel geschaltet sind. Mit 6,3-mm-Klinkenkabeln können Sie darüber bis zu vier Blitzgeräte oder Generatoren, über Funkauslöser auch Speedlights auslösen. Bei der ersten Kameraauslösung werden die Blitze an „Sync Out 1“ gezündet, bei der zweiten Auslösung diejenigen an „Sync Out 2“. Nachdem Sie so Modell und Maske fotografiert haben, sind nur noch wenige Bildbearbeitungsschritte nötig.

blitzweiche: Freistellen mit Doppelblitz
Mit der speziellen Blitzweiche „2 Flash Mask“ (links), die Sie für 149 Euro beim Autor ([email protected]) bestellen können, lassen sich schon bei der Aufnahme Masken erzeugen, mit denen Montagen wie die hier rechts gezeigte zum Kinderspiel werden.

optimierung: Freistellen mit DoppelblitzFreistellen mit Doppelblitz: Optimierung der Maskendatei

Nach der Aufnahme haben Sie zwei Raw-Dateien, wobei die zweite die Maskendatei ist. Diese müssen Sie nun für die weitere Bearbeitung mittels Camera Raw laden. Eine optimale Maske enthält nur schwarze Bildbereiche, wo das Bild ausgeblendet werden soll, und weiße Bildbereiche im Bereich des Modells. Auf dem Foto ist es umgekehrt. Das Maskenbild muss also anschließend invertiert werden.

Zunächst jedoch erhöhen Sie schon in Camera Raw den Kontrast und gleichen die Lichter und Schatten so an, dass möglichst wenig Details am Freistellrand (an der Silhouette) verloren gehen. Gleichzeitig sollte der Bereich innerhalb der Silhouette möglichst weiß werden und der Bereich außerhalb möglichst schwarz. Besonders wichtig ist der Bereich in den Haaren – bei zu starker Kontrasterhöhung ist hier Vorsicht geboten, denn es könnten Details verloren gehen.

Nach dem Import in Photoshop wandeln Sie das Maskenbild mit »Bild > Modus > Graustufen« um und invertieren es für den gewünschten Maskierungseffekt mit »Bild > Korrekturen > Umkehren«. Sie können die Freistellung noch mit einer Tonwertkorrektur verbessern, indem Sie die im Histogramm deutlich sichtbaren Bereiche des Hintergrundes und der Silhouette im Kontrast erhöhen.

letzte retuschen: Freistellen mit DoppelblitzFreistellen mit Doppelblitz: Letzte Retuschen

Damit wäre das Bild bereits als Freistellmaske verwendbar, aber aufgrund von nie ganz vermeidbarem Streulicht im Studio gibt es meist noch Bereiche, die nicht gänzlich schwarz (nach der Invertierung also weiß) geblieben sind. Dann müssen Sie die störenden Stellen mit einem weichen Pinsel und weißer Farbe nachmalen, bis die Maske homogen ist.
Zum Abschluss stellen Sie Ihr Bild frei, indem Sie eine Ebenenmaske hinzufügen, mit gedrückter »Alt«-Taste die Maskenansicht aktivieren und mit »Kopieren« und »Einfügen« das Maskenbild einsetzen. Falls die beiden Aufnahmen vollkommen deckungsgleich sein sollten, wäre die Freistellung damit erledigt. Wenn Sie aus der Hand fotografiert haben, können Bild und Maske leicht gegeneinander versetzt sein. In diesem Fall heben Sie die Verknüpfung der Maske auf und verschieben sie, bis sie mit dem Bild deckungsgleich ist.

Freistellen mit Doppelblitz: Mehr zum Thema Licht lesen Sie in der neuen DOCMA-Ausgabe, die Sie  im Zeitschriftenhandel bekommen und  in unserem Webshop bestellen können. Michael J. Hußmann hat mit Hans Werner Briese gesprochen, einem Pionier des Studiolichts, der mit einigen Missverständnissen rund um die Lichtsetzung aufräumt.

62_82-83: Freistellen mit Doppelblitz 62_84-85: Freistellen mit Doppelblitz 62_86-87: Freistellen mit Doppelblitz

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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