Fotomontage: Sturmtochter
Die Elemente per Gedankenkraft beeinflussen zu können, ist eine Wunschvorstellung, die sich durch viele Mythen und Geschichten zieht. Die Idee zu diesem Bild kam Olaf Giermann, als ihn der ziemlich kräftige Wind an der Ostseeküste umbrauste. In der neuen DOCMA-Ausgabe 86 (Januar/Februar 2019) beschreibt er, wie das Bild „Sturmtocher“ von der Idee, über die Ausgangsfotos bis zur Montage in Photoshop entstanden ist.
01 Meine Fotos
Das erste Bild (a) entstand (als Teil einer Belichtungsreihe) bei heftigem Wind am Fuße der Kreidefelsen von Rügen, die ihren Schatten auf Strand und Gischt warfen. Im Foto sehen die Wetterverhältnisse nicht ganz so dramatisch aus, wie sie sich vor Ort anfühlten, weil der Himmel freundlich ist und die Brandung sich nur wenig aufbäumt. Mich inspirierte die Szene vielleicht gerade dadurch zu der Sturmtochter-Fotomontage, weil ich mir wünschte, dort noch ein paar dramatische Wolken per Gedankenkraft aufziehen zu lassen und die Sonne in der Gegenrichtung zu platzieren. Dazu dann eine grimmig dreinblickende Frau in flatternden Gewändern – Sturmtochter …
Letztere fotografierte ich später im Studio (b) mit einem Beleuchtungs-Setup, das Lichtkanten entlang der Körperkonturen erzeugt und zusätzlich die Haare mit einer Lampe von hinten aufhellt. Durch die Konturen hebt sich das Model besser vom Hintergrund ab und die Montage mit der nachträglich eingefügten Sonne wirkt stimmiger.
Den passenden dramatischen Himmel (c) fand ich in meinem eigenen Fotobestand – ebenso wie die Zerstreuungskreise (d) und die Regen-Flares (e).
02 Wellen dynamischer machen
Das Foto für den Hintergrund (a) erschien mir für die angestrebte Bildwirkung für die Stumtochter als zu statisch, da die Wellen durch die gewählte Belichtungszeit wie eingefroren wirken. Glücklicherweise hatte ich auf Rügen aber Bildserien aufgenommen. In diesem Fall handelte es sich um eine Dreier-Belichtungsreihe (b). Da sich die Wellen von Aufnahme zu Aufnahme leicht verändern, lässt sich diese Belichtungsreihe zwar schlecht zur Erhöhung des Tonwertumfangs nutzen, aber hervorragend, um durch die Verrechnung mit Stapelmodi etwas mehr Bewegungsdynamik in die Wasserbewegung zu bringen. Wie das geht, erfahren Sie in Schritt 3 und 4.
03 Stapelmodus anwenden
Um die vielen nötigen Einzelschritte für das Anwenden eines Stapelmodus zu vermeiden, rief ich den Dialog »Datei > Skripten > Statistik« auf. Hier legte ich bereits den Stapelmodus fest (a), er lässt sich aber später jederzeit ändern. Dann lud ich die Fotoreihe (b), aktivierte die Checkbox »Quellbilder nach Möglichkeit automatisch ausrichten« (c) und klickte auf »OK«.
TIPP: Stapelmodi stehen jedem Photoshop-CC-Anwender zur Verfügung. Nutzer älterer Versionen (ab CS3) benötigen dazu die Extended-Version. Weitere Anwendungsmöglichkeiten der Stapelmodi erfahren Sie übrigens in DOCMA 66 (www.docma.info/21456).
04 Ergebnisse vergleichen
In Schritt drei wurden alle Fotos als Ebenen in Photoshop geladen, aneinander ausgerichtet, in ein Smartobjekt zusammengefasst und der gewählte Stapelmodus angewendet. In meinem Beispiel kam »Mittelwert« zum Einsatz (a), der für eine sehr weiche Mischung der Einzelaufnahmen sorgt. Probieren Sie aber auch einmal andere Stapelmodi aus, wie etwa »Maximum« (b) oder »Minimum« (c). Die Ergebnisse stimmen Sie über »Bild > Korrekturen > Tiefen/Lichter« ab. Diese Funktion wird dabei als Smartfilter angewendet. Das ermöglicht es, gegebenenfalls erforderliche Korrekturen für die Fotomontage vorzunehmen.
Die durch das Ausrichten erzeugte Krümmung des Horizonts fand ich in diesem Fall passend. Ich setze dieses Stilmittel häufiger in meinen Bildern ein, aber hier passt es auch aufgrund der Bildlogik. Denn selbstverständlich kann eine Sturmtochter auch die Wassermassen am Horizont in Bewegung versetzen.
ACHTUNG: Der Stapelmodus wird zwar unter der Smartobjekt-Ebene angezeigt, dort können Sie jedoch keine Änderungen vornehmen. Um einen anderen zu wählen, aktivieren Sie das erzeugte Smartobjekt und gehen dann im Menü zu »Ebene > Smartobjekte > Stapelmodus«.
…
Sturmtochter: In der neuen DOCMA-Ausgabe 86 (Januar/Februar 2019) lesen Sie, wie Sie das Model freistellen und einfügen, den Himmel und Flares hinzufügen und weitere Anpassungen vornehmen, die für die obige Montage nötig sind.
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