Von Sachbüchern erhofft sich der Leser Antworten auf konkrete Fragen. In dieser Reihe befragt Michael J. Hußmann Fachbücher, um herauszufinden, welche Antworten sie geben können. Das Buch „Fotografieren mit Drohnen“ behandelt gestalterische sowie technische und rechtliche Aspekte der Luftbildfotografie mit ferngesteuerten Fluggeräten.
Die Verfügbarkeit erschwinglicher Drohnen mit integrierter Kamera hat die Luftbildfotografie innerhalb weniger Jahre aus einer Domäne spezialisierter Profis in den Alltag vieler Fotografen gebracht. Mit dem Kauf eines Quadrokopters in der Preisklasse um 1000 Euro ist man bereits für viele Anwendungen auch im semiprofessionellen Bereich gerüstet, aber der angehende Drohnenfotograf hat noch viel zu lernen, wenn er neben der fliegenden Kamera auch das Fluggerät steuern soll. Beim Betrieb einer Drohne sind auch rechtliche Fallstricke zu beachten, nicht zuletzt, weil man damit erheblichen Schaden anrichten kann. Sechs erfahrene Autoren haben sich zusammengetan, um das „Fotografieren mit Drohnen“ in einem gleichnamigen Buch in allen seinen Aspekten vorzustellen. In sechs Kapiteln mit insgesamt 272 Seiten stellen die Autoren ihre jeweiligen Spezialitäten vor, gehen in Exkursen aber auch auf allgemeine Themen wie empfehlenswerte Kameraeinstellungen, die Planung eines Drohnen-Aufstiegs, die Bildgestaltung per Fernsteuerung und die nachfolgende Bildbearbeitung mit Lightroom CC ein. In einem Anhang gibt ein Anwalt einen Überblick über rechtliche Aspekte von der Luftverkehrs-Ordnung über die zu beachtenden Persönlichkeitsrechte bis zur Haftpflicht.
Befragen wir nun das Buch dazu, worauf es beim Fotografieren mit Drohnen ankommt.
Was ist eine Drohne und welche Typen gibt es?
Der Begriff Drohne leitet sich von einem unbemannten, ferngesteuerten Flugzeug mit dem Namen Queen Bee ab, das Mitte der 1930er Jahre in Großbritannien als Zielscheibe zum Flugabwehrtraining genutzt wurde. Da sein schnelles Ende eher mit dem Schicksal männlicher Bienen vergleichbar war, tauchte bald darauf die Bezeichnung Drohne auf. Üblich ist auch die Bezeichnung UAV, die für Unmanned Aerial Vehicle steht, ein Luftfahrzeug ohne Besatzung. Dieses fliegt entweder computergesteuert autark oder wird vom Boden aus ferngesteuert.
Unter einem Multikopter versteht man eine Schwebeplattform mit mehreren auf einer Ebene angeordneten Propellern. Wie Hubschrauber können Multikopter senkrecht starten und landen. Quadrokopter (mit vier Rotoren) sind unter den Consumer-Drohnen häufig vertreten, aber es gibt auch welche mit zwei, drei, sechs, acht oder zwölf Rotoren. Die Steuerung erfolgt mit einer Fernbedienung oder mit einer App auf dem Smartphone und erlaubt komplexe Flugmanöver. Für die modernen Multikopter mit integrierter Kamera ist die Bezeichnung Drohne (oder Fotodrohne) am weitesten verbreitet.
Was ist beim Start von einem Boot zu beachten?
Wenn Sie eine Drohne von einem Boot aus starten, müssen Sie darauf achten, wo sich Seile, die Reling oder – bei einem Segelschiff – Segel und Takelage befinden. Sie müssen sich also mit dem Aufbau des Schiffes auseinandergesetzt haben und die Erlaubnis der Crew erfragen. Wenn Sie es sich zutrauen, sollten Sie die Drohne aus der Hand starten und auch wieder landen. Dabei empfiehlt es sich, für die Meter unmittelbar vor und bei der Landung die Abstandssensoren an der Drohne zu deaktivieren und in den sogenannten Stativmodus zu wechseln. So fliegen Sie mit maximaler Präzision, weil sich die Bewegungen der Drohne besser kontrollieren lassen. Dadurch gewährleisten Sie mehr Sicherheit für sich selbst und andere. Es ist auch zu empfehlen, hauptsächlich anhand des Bildschirms zu navigieren, und gleichzeitig die Position der Drohne immer wieder mit einem Blick nach oben zu überprüfen [1].
Wie empfindlich sind Drohnen gegenüber der Witterung?
Kürzere Flüge bei Minustemperaturen stellen mit der richtigen Vorbereitung kein Problem dar [2]. Dicke Handschuhe mit Aussparungen für die Finger zur Steuerung der Drohne sind jedoch ein Muss. Bedenken Sie, dass die mögliche Flugzeit durch die extremen Temperaturen geringer ist als sonst. Gehen Sie von der Hälfte der normalen Dauer aus und passen Sie die Flugroute entsprechend an. Soweit die Kameralinse nicht beschlägt oder sich Eis absetzt, kann ohne Einschränkungen geflogen werden; andernfalls sollte der Rückflug angetreten werden.
Viele Drohnen sind so konzipiert, dass ihnen leichte Nässe und Feuchtigkeit nichts anhaben können. Auf Flüge bei Regen sollten Sie dennoch eher verzichten, da sich Regentropfen auf der Frontlinse absetzen. Ein Trick ist dann, den Gimbal während des Fluges um 90° abzusenken und die Kamera somit senkrecht nach unten schauen zu lassen. Erst kurz vor dem eigentlichen Wunschmotiv schwenken Sie wieder nach oben und nehmen das Bild auf. Nach einem Flug bei Regen sollten Sie die Drohne schnellstmöglich trocknen und hierfür den Akku entnehmen.
Welche Besonderheiten gibt es bei der Bildgestaltung?
Der Einsatz einer Drohne bietet die Möglichkeit, neue, bisher unbekannte Bildwinkel zu wählen. Als Anfänger in der Drohnenfotografie wählen Sie vielleicht eine „klassische“ Perspektive wie eine leicht geneigte Kamera, die neben dem Motiv am Boden noch zu einem Viertel den Himmel einfängt. Versuchen Sie, auch untypische Winkel und Aufnahmesituationen auszuprobieren, beispielsweise eine Flughöhe von nur 2 bis 3 Metern. Auch damit lassen sich ungewöhnliche Porträts oder Landschaftsaufnahmen realisieren. Machen Sie sich also Gedanken darüber, welche Vorteile Ihnen die Drohne als Werkzeug bringt.
Sie sollten bei Aufnahmen aus der Luft bedenken, dass dem Betrachter oft Anhaltspunkte für die Größenverhältnisse der Landschaft fehlen. Objekte wie Menschen oder Autos im Bild können als Maßstab dienen [3]. Für eine abstrakte Bildwirkung lassen Sie solche Elemente weg.
Baumann, Hulsch, Krautgartner, Krebs, Sperner, Schauer: Fotografieren mit Drohnen
Rheinwerk Verlag, 2019
272 Seiten, gebunden
39,90 Euro