Filmplakat im Stil der 30er Jahre
Der einfachste und erfolgversprechendste Weg, eine Grafik aus vergangener Zeit nachzuahmen, besteht darin, sich von konkreten Vorlagen der Epoche inspirieren zu lassen.
Menschen sahen früher irgendwie anders aus – die Suche in Bilddatenbanken nach geeigneten „Typen“ führte bei diesem Stil der 30er Jahre-Projekt jedenfalls zu keinem wirklich rundum befriedigenden Ergebnis. Natürlich stimmt die Kleidung nicht, auch Make-Up und Frisur weisen in eine andere Epoche – und selbst der Gesichtsausdruck war damals offenbar ein anderer. Schaut man sich dagegen alte Fotos an, dann fällt eher auf, wenn jemand so aussieht, dass er unauffällig ins heutige Straßenbild passen würde.
Viele dieser Probleme haben Sie nicht, wenn Sie Ihre Models selber fotografieren und ausstatten – sofern Sie die nötigen Requisiten auftreiben können. Da das Ergebnis in der Regel aber nur die allgemeine Anmutung (in diesem Fall eines 80 Jahre alten Filmplakats) wiedergeben soll, müssen Sie auch nicht zu perfektionistisch vorgehen. Eine Frisur wie die auf unserem Plakat wäre für jene Zeit zwar ungewöhnlich gewesen, aber so völlig anders sah etwa die von Rita Hayworth auch nicht aus – halt etwas dauergewellter.
Die Suche in der Fotolia-Bilddatenbank nach „Mann/Porträt/böse“ war erfolgreicher; der dabei entdeckte Herr wäre auch schon 1930 problemlos als Film-Bösewicht durchgegangen. Unter dem Link „www.docma.info/20029“ finden Sie die bereits anlässlich des Artikels in DOCMA 60 zu Filmplakaten der 50er zusammengestellte Liste mit Bildbänden zur Geschichte dieser Grafiken. Der Entwurf auf der gegenüberliegenden Seite wurde inspiriert durch das französische Poster zu dem Film The Adventures of Sherlock Holmes von1939, entworfen von Jacques Bonneaud.
Die Typographie stammt von anderen Plakaten. Vergewissern Sie sich möglichst, dass es die Schrift in der entsprechenden Epoche gab und dass sie benutzt wurde. (Der für die „Schauspieler“-Vornamen verwendete Font Unicorn von Nick Curtis entspricht diesen Kriterien überhaupt nicht, denn er stammt aus dem Jahr 2000 – aber formal ist er dennoch absolut passend für den Stil der 30er Jahre.) Auch hier kommt es also mehr auf die Anmutung an als auf eine historisch exakte Übereinstimmung. Fotos wurden übrigens damals als Bildelemente nur selten verwendet, daher zeigt der Artikel auch ein paar Zwischenstufen digitaler Malerei, die später verworfen wurden.
Obwohl viele Sammlerstücke, die unter optimalen Bedingungen gelagert wurden, aussehen, als hätten sie gerade die Druckerei verlassen, kann es mitunter nichts schaden, dem nachgeahmten Plakat einige Alterungsmerkmale zu verpassen. Hier sind das die eigentlich nicht unbedingt notwendige Grobkörnigkeit sowie einige überlagerte Abschabungen.
Für den männlichen Darsteller fand ich bei meiner Suche in der Bilddatenbank schnell dieses Foto, das mich sofort ansprach. Anders als im Falle der „Schauspielerin“ waren hier keine größeren Retuschen notwendig, um den Ausdruck in der gewünschten Weise anzupassen. Bei der Kleidung gab es ebenso wenig Änderungsbedarf. Die markanten Gesichtszüge haben zudem den Vorteil, mit relativ groben malerischen Mitteln betont werden zu können.
Nicht jeder verfügt über Mal-Plug-ins (wie Smart Art von Alien Skin) oder die Fertigkeit, mit digitalen Werkzeugen frei zu malen. Daher beschreibe ich hier ein kombiniertes Verfahren, das jedem zugänglich ist und gute Ergebnisse verspricht. Dazu setzen Sie den »Kunst-Protokollpinsel« ein. Zuvor legen Sie im Bedienfeld »Protokoll« durch einen Klick in die linke Spalte fest (links unten), welcher Zustand der Datei dem Protokollpinsel – immer wieder neu – zugrunde liegt.
Der »Kunst-Protokollpinsel« greift immer wieder auf diesen Protokollzustand zurück, egal, was Sie inzwischen gemalt haben. Die Parameter stellen Sie in der Optionsleiste ein. Ähnlich arbeitet in dieser Hinsicht der »Musterstempel«. Machen Sie zunächst das komplette Bild zum »Muster« (»Bearbeiten > Muster festlegen«). Legen Sie eine neue Ebene an. Wählen Sie den Musterstempel und bestimmen Sie über die Optionsleiste das Foto als Muster, das er übernehmen soll.
Aktivieren Sie die Option »Impressionist« (sonst wird das Bild ohne malerischen Effekt 1:1 rekonstruiert) und im »Pinsel«-Bedienfeld unter »Formeigenschaften« für »Winkel: Richtung«. Wählen Sie eine Spitze, die einem ganzen Malstrich entspricht [11, unten rechts]. Seine Ausrichtung folgt nun der Cursor-Bewegung. Wie beim realen Malen beginnen Sie mit gröberen Strichen [11], später setzen Sie feinere ein [12]. Gegebenenfalls mischen Sie diese Ebenen mit der aus Schritt 10.
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Außerdem finden Sie den Artikel bei Spiegel Online.
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