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Trinkhallen-Jargon

Steffen Böttchers Buch „Abenteuer Fotografie. Aus dem Logbuch eines ­Fotografen“ ist ein ungewöhnliches Fotolehrbuch für Quereinsteiger.

Dieses Buch ist ungewöhnlich – in mehrfacher Hinsicht. Fangen wir einfach vorne, beim Titel, an: Steffen „Stilpirat“ Böttcher hat durch diesen kuriosen Spitz-Mittelnamen, der auf seinen Blog verweisen soll, einen neuen Künstlernamen-Stil kreiert.
Im Buchinneren gibt es vier Erzähl­ebenen. Auf der ersten, dem Haupttext, teilt der Autor seinem Leser Erfahrungen in chronologischer Reihenfolge mit, die er bei der Entdeckung der Fotografie zunächst als Freizeitbeschäftigung und dann als Broterwerb gemacht hat. Das könnte für viele Quereinsteiger hilfreich sein, denn so ein fotografischer Bildungsroman ist eine neue und sicherlich auch lehrreiche Idee. Unerträglich wird Böttchers Erzählung aber regelmäßig an den Stellen, an denen sein Selbstdarstellungsdrang die ­Inhalte überlagert. Dann präsentiert sich der ohnehin schon umgangssprachliche Schreibstil auch noch penetrant kraftwortlastig. Böttchers zweite Erzählebene besteht aus illustrierenden Bildbeispielen mit lehrreichen Bildunterschriften, die, für sich alleine betrachtet, dem Einsteiger oft mehr vermitteln als der Haupttext. Auf Ebene drei hält der Autor seine Erkenntnisse als „Notiz an mich“ vor, die das im Haupttext Gesagte zusammenfassen. Die vierte Erzählebene besteht aus eingeschobenen, handschriftlichen Briefen, die der Autor an die „Liebe Fotografie“ schreibt und ihr in kindlichen Worten von seinen Gefühlslagen und Fortschritten berichtet.
Viel Ungewöhnliches also in einem Fotolehrbuch. Wahrscheinlich darf man einem Autor, der von sich selbst angibt, nicht über die üblichen Bildungsgrundlagen dieses Berufsstands zu verfügen, auch keinen Vorwurf machen, wenn er schreibt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Einen Vorwurf sollte man allerdings seinem Lektor machen, dass der diesen – zugegebenermaßen unterhaltsamen und hübsch bebilderten – Befindlichkeitsroman als vermeintliches Fachbuch auf den Markt hat.
Abenteuer Fotografie.
Aus dem Logbuch eines ­Fotografen

von Steffen »Stilpirat« ­Böttcher
gebunden, 209 Seiten
Galileo, 2011
19,90 Euro
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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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