Young Professionals – kreativ auf Knopfdruck?
Dass etablierte Festivals der Fotografie nicht nur etablierten Fotografen vorenthalten sein sollen, zeigt mit viel Erfolg das Projekt Young Professionals.
Peter Konschake, Galerist (Galerie STP Greifswald) und Kurator, führte das Projekt sowohl unter organisatorischen als auch künstlerischen Aspekten zusammen. Dieses Jahr in Kooperation mit der Hochschule Trier, der Akademie der Bildenden Künste in Warschau sowie der norwegischen Fotofachschule Trondheim, wird bereits zum fünften Mal in der Panzerhalle in Zingst ausgestellt. Unter der Leitung von Professor Tim Schönborn (Trier), Dr. hab. Thomaz Myjak (Warschau) und Arild Juul (Norwegen) wurden im März jeweils fünf Studenten sowie ihre Leiter für drei Tage nach Zingst eingeladen, um die ausgestellten Exponate zu erarbeiten.
Um der Komplexität des Leitthemas “the world we are” gerecht zu werden, wurde dieses innerhalb des Workshops zu verschiedenen Thematiken aufgefächert. Jedem Land wurde dabei eine Unterthematik zugeteilt: Polen präsentiert „Water“ („Wasser“), Deutschland „separated from nature“ („Abgeschnitten von der Natur“) und Norwegen „change is the only constant“ („Veränderung ist die einzige Konstante“). In drei Tagen wurde jeder Tag einem Unterthema gewidmet, dass von allen 15 Studenten bearbeitet wurde. Um nicht nur bei dem nun schon fast alltäglichen gewordenen Zingster Ostseestrand zu bleiben, wurde auch Location gewechselt, wie der Ausflug zu einer alten sowjetischen Militärkaserne zeigt.
Doch was oft nicht gesehen wird, ist die Herausforderung, die hinter den Bildern steckt. Oft blieben den Studenten nur wenige Stunden an den Sets. Sich dabei einerseits auf das vorgegebene Thema einzustellen, andererseits den Druck im Nacken zu spüren, dass diese Bilder ausgestellt werden und dabei die eigene Handschrift kenntlich zu machen, grenzt an eine unmögliche Aufgabe. „Young Professionals“ sind sie im wahrsten Sinne des Wortes. In diesem Kontext muss auch die Ausstellung betrachtet werden.
Doch erschwerte Bedingungen und Zeitdruck sind des Fotograf immer begleitende Schatten. „Wir haben viel gelernt“, meinen die Studenten. „Sicher, die Bilder wären anders geworden, hätten wir mehr Zeit gehabt – aber die Betreuung war unglaublich und die neuen Bekanntschaften, mittlerweile Freunde, eine Bereicherung.“ Eine Bereicherung sind auch die nun stattfindenden Workshops. Von Fotografie-Ikonen wie Greg Gorman persönlich zu lernen, sei eine große Chance.
Dennoch geht die tatsächliche „Challenge“ in der Ausstellung meines Erachtens ein wenig unter. Auf Knopfdruck kreativ zu sein, ist etwas, was den Wenigsten gelingt. Auf der anderen Seite ist diese Fähigkeit in der heutigen Geschäftswelt die meistgefragte Kompetenz. Wer auf Zack ist, hat Erfolg. Inwiefern man dabei der Kunst und dem Künstler gerecht wird, ist eine Frage, mit der wir uns tiefer und ernsthafter auseinandersetzen sollten. Denn kann Kunst im Schnellverfahren reifen? Und inwiefern werden Social Media unser Verständnis von Kunst verändern?
Trotz der großen Fragen: Hut ab vor unseren jungen, fast-schon-Etablierten! Kreativ auf Knopfdruck zu sein, habt ihr gut gemeistert.
Maja Holm