Wozu Normlicht?
Was man wissen muss, um die Farbqualität gedruckter Bilder professionell zu beurteilen, erklärt DOCMAtiker Klaus Kreuzer.
Was man wissen muss, um die Farbqualität gedruckter Bilder professionell zu beurteilen, erklärt DOCMAtiker Klaus Kreuzer.
Immer mehr Kreative setzen sich mit dem Buch der Sieben Siegel ? genannt ?Farbmanagement? ? auseinander und ein größer werdender Kreis von Hobbyanwendern kauft einen der von den Herstellern als farbmanagementfähig angepriesenen Monitore.
Inzwischen finden sich auf vielen Schreibtischen sündteure Boliden aus den Häusern Eizo, NEC, Quato usw., fein säuberlich mit Spydern, EyeOne?s und ähnlichen Colorimetern linearisiert, justiert und kalibriert. Und über das Softproof auf dem neuen Photoshop CS4 strahlen jetzt die Ur-laubsfotos in neuer Farbkraft und Brillanz. Leider wird dabei vergessen, dass das gezeigte Ergebnis nicht unbedingt dem WYSIWYG (What you see ist what you get) entspricht, weil versäumt wurde, die Monitorergebnisse auch mit einem entsprechenden Testset, also Datei und verbindlichem Print, zu überprüfen.
Die festgelegte ISO-Norm 12646 definiert die Vorgabe des Softproof: ?An einem Monitor vorge-nommene Darstellung der Druckdaten mit dem Zweck, den farblichen Eindruck des Farbauszugs-vorganges (Aufbereitung) in einer Weise nachzustellen, welche den farblichen Eindruck auf einer Druckmaschine nahezu nachbildet?
Nun wird sich der Semiprofi fragen, wieso er sich um die Darstellung seiner Bilder auf einer Druckmaschine kümmern sollte: die Prints lässt er doch bei einem Dienstleister machen, von dem er sich Farbprofile heruntergeladen hat und das dann doch eigentlich alles stimmen müsste. Leider tut es das dann doch nicht und die Kritik am Printergebnis lautet: ??die haben doch wirklich keine Ahnung! Alles zu dunkel!?
Prüft man die Ergebnisse, wird schnell klar, dass das Problem nicht beim Dienstleister liegt, sondern an einer unzureichenden Möglichkeit, das Printergebnis mit dem Monitorbild tatsächlich sachgerecht abzumustern. In der grafischen Industrie haben die Profis das gleiche Problem, aber eben auch passende Lösungen.
Nun wird sich der Semiprofi fragen, wieso er sich um die Darstellung seiner Bilder auf einer Druckmaschine kümmern sollte: die Prints lässt er doch bei einem Dienstleister machen, von dem er sich Farbprofile heruntergeladen hat und das dann doch eigentlich alles stimmen müsste. Leider tut es das dann doch nicht und die Kritik am Printergebnis lautet: ??die haben doch wirklich keine Ahnung! Alles zu dunkel!?
Prüft man die Ergebnisse, wird schnell klar, dass das Problem nicht beim Dienstleister liegt, sondern an einer unzureichenden Möglichkeit, das Printergebnis mit dem Monitorbild tatsächlich sachgerecht abzumustern. In der grafischen Industrie haben die Profis das gleiche Problem, aber eben auch passende Lösungen.
Um eine maximale Übereinstimmung zu erreichen, bedient man sich deshalb auch eines Hilfsmittels, das es auch in der vordigitalen Zeit bereits gab: dem Normlichtbetrachter. Es gibt ihn buchstäblich in jeder Größe bis hin zur mannshohen ?Proofstation?. Leider kosten bereits handliche Tischgeräte für Durch- und Aufsichtsvorlagen über 1000 Euro und sind für den Amateurbereich deshalb kaum eine überlegenswerte Alternative.
Was also tun, wenn man sich entschlossen hat, seine Prints endlich in ihrer tatsächlichen Farbwiedergabe zu sehen ? und zwar sowohl verlässlich als auch zu einem vertretbaren Kapitaleinsatz?
Für technisch interessierte User hier noch einige Links zum Thema Farbmanagement/Abmusterung:
Auch zum Thema Metamerie gibt es Lesenswertes:
http://www.cleverprinting.de/metamerie.html
Hier kann man sich eine Testdatei downloaden, die sowohl Bilddatei als auch davon geprintetes Testproof enthält ? zu beziehen bei:
http://www.cleverprinting.de/downloads.html
Man muss allerdings das Handbuch kaufen, um den Testdruck zu bekommen. Trotzdem eine emp-fehlenswerte Geldanlage, da die gebotene Information wirklich Hand und Fuß hat.
Zum Schluss noch eine kurze Erklärung zu den Farbtemperaturen, die als D50 und D65 charakteri-siert werden ?
D50 (5000 Kelvin) entspricht etwa dem mittleren Tageslicht bei bedecktem Himmel. In der grafischen Industrie hat sich inzwischen die Vorgabe für D50 auf 5500k geändert durchgesetzt.
D65 (6500 Kelvin) entspricht etwa dem Mittagslicht auf ?Bodenhöhe? ? auf hohen Bergen kann das Sonnenlicht eine Farbtemperatur von >10.000k erreichen.
Eine zwar z.T. sehr theoretische, aber doch verständliche Erklärung zur Definition der Farbtemperatur findet man unter dem Link: http://www.filmscanner.info/Farbtemperatur.html
Vorab: wer der Meinung ist, die in seine Schreibtischlampe eingesetzte ?Tageslichtlampe? sei zur Abmusterung ebenso ausreichend wie das neben das Fenster gehaltene Print, der sollte hier zu lesen aufhören.
Ohne jetzt auf Details zu Farbtemperatur, Umgebungslicht, Farbspektrum, Metamerie und Wellen-längen einzugehen, sei eingeschränkt gesagt: die verwendete Lichtquelle sollte eine möglichst große Range des Spektrums abdecken ? dieser als ?Color Rendering Index? bezeichnete Wert erreicht bei professionellen Geräten mindestens 90% des Höchstwertes von 100 CRI. Für den engagierten Amateur gibt es dabei Lösungen, mit denen er sehr gut leben kann, ohne eben viel Geld investieren zu müssen. Eine Möglichkeit mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis sind Leuchtstoffröhren, die auch in der Druckindustrie Verwendung finden. Philips etwa bietet eine ?Master Grafica? mit einem CRI von 95 an, die man sowohl für eine Farbtemperatur entsprechend D65 als auch für D50 Normlicht bekommen kann. Man findet Angebote z.B. unter diesem Link.
Wer ein wenig handwerklich begabt ist, kann sich diese Röhren in geeignete Fassungen bauen und hat für unter 100 Euro gleich für beide Farbtemperaturen geeignete Leuchtkörper, die über/neben dem Bildschirmarbeitsplatz angebracht eine ausreichende Lösung zum Abmustern von Prints bietet.
Noch günstiger geht es mit SOLUX-Leuchten, die aber nur für D50 geeignet sind. Man braucht dafür noch einen Trafo, der unter dem Schreibtisch verschwinden kann, die geeigneten Haltesysteme erfordern keine großartigen handwerklichen Fähigkeiten zur Montage.
Was definitiv NICHT empfehlenswert ist, sind die im Handel angebotenen und schon erwähnten ?Tageslichtleuchten? ? diese manchmal blau eingefärbten Glühbirnen taugen nichts und sind ihr Geld nicht wert, es sei denn, man braucht eine Leselampe.
Sehr empfehlenswertes Zubehör ist allerdings eine Lichtschutzhaube für den Monitor ? die gibt es schon ab 30 Euro im Fachhandel. Gerade in Räumen mit nicht idealen Lichtverhältnissen eignen sich diese Hauben nicht nur für die Bildbearbeitung, sondern auch für die Abmusterung am Monitor. Bei hochwertigen Bildschirmen sind solche Hauben bereits im Lieferumfang enthalten.
Der Raum selbst spielt zwar eine nachgeordnete, aber nicht zu vernachlässigende Rolle. Wer mit dem Rücken zum Fenster arbeitet oder ständig wechselnden Lichtverhältnissen ausgesetzt ist, der muss für eine Änderung sorgen. Das Zimmer muss nicht höhlenartig abgedunkelt sein, wie in vielen Foren immer wieder behauptet wird, aber man sollte darauf achten, dass man an seinem EBV-Platz keine Einstrahlungen durch Deckenlampen befürchten muss und keine zusätzlichen Lichtquellen oder helles Sonnenlicht den Raum beleuchten.
Das menschliche Auge ist in seiner Adaptionsfähigkeit einem Kamerasensor um ?Licht?jahre über-legen, deshalb gewöhnen wir uns sehr schnell an wechselnde Lichtverhältnisse. Wenn es gelingt, diese Lichtsituation relativ gleich bleibend zu halten, die Beleuchtungsstärke also nicht großartig schwankt, der Weißpunkt des (kalibrierten) Monitors dem (normlichtbeleuchteten) Papierweiß entspricht, dann steht einer aussagekräftigen Abmusterung nichts im Wege und die Ausgabe für die ?kleine? Lösung einer Normlichteinrichtung haben sich gelohnt.