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Wenn Technik zum Selbstzweck wird

lorenphotography - Fotolia
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Ich gebe es zu: Mich nerven Kamerahypes. Es geht immer nur um Technik, Megapixel, noch mehr Schärfe … Alles nur technische Aspekte, wo doch das Foto im Mittelpunkt stehen sollte. Und Fotos bekommt man mit eigentlich allen heute erhältlichen Kameras hin – in einer technischen Qualität, die in der Regel alle Kameras, mit denen frühere Fotoklassiker geschossen wurden, weit in den Schatten stellt.

Und dennoch wird gejammert. First-World-Problems eben. Manch einer wechselt die Kamerasysteme fast mit jeder neuen Kamera, die erscheint, wenn die nur irgendeine Kleinigkeit besser kann. Zum Beispiel mehr Bilder pro Sekunde schafft, gar Nachtsichtgeräte ersetzt und so weiter.

Manch technischer Fortschritt entpuppt sich für einige dann sogar als vermeintlicher Rückschritt. So werden die D800 mit ihren 36 Megapixeln und andere hochauflösende Kameras schnell mal eben zur „Diva“ erklärt, mit denen es schwierig wäre, scharfe Fotos zu erhalten. Dabei ist nur die Auflösung so hoch, dass man bei 1:1-Betrachtung der Fotos am Monitor sogar jeden noch so kleinen Patzer während der Aufnahme sehen kann. Frühere Kameras mit geringerer Auflösung reagieren genauso – nur sieht man den „Fehler“ nicht.

Ich muss aufpassen, mich von allzu großer Technikbegeisterung nicht anstecken zu lassen (Kameras sind ja doch auch „coole“ Werkzeuge!) und dadurch vielleicht das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Da sollte ich es vielleicht doch lieber mit der Weisheit eines früheren Nachbarn halten, der mir mal riet, die Kamera auf „Blume“ zu stellen, weil das seinerzeit all seine Kameraprobleme gelöst hätte. Er ging dann kopfschüttelnd weiter, als ich ihm sagte, dass meine DSLR so einen Modus gar nicht hätte … Na sowas!

Beste Grüße,

Olaf Giermann

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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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6 Kommentare

  1. Das trifft den Nagel auf den Kopf – ich kenne auch einen, der jede Neuerung „seines“ Herstellers mit Freuden hört, um wieder mal ein paar Tausender über den Tresen des dankbaren Fotogeschäftes zu schieben, in dem er schon sowas wie einen VIP-Status genießt.

    Und auch er ist trotz des techn. Overkills, den seine „Neue“ bietet, ein Freund des Minimalismus – sein Aufnahmemodus steht auf „P“. Immer. Aber wie sagte die Kling von der Lindenstraße immer so schön? „Wenn’s schee macht…“

  2. Ich gebe zu, dass ich auch ein Technikfreek bin. Mein Werdegang war die Nikon D100, dann die D200 dann die D300s und meine Tochter erhielt immer meine abgelegte Kamera, mit denen sie hervorragende Fotos machte (meine einfache Meinung). Dann überholte sie mich weil sie von einem ihrer Bekannten zu einem sehr günstigen Preis ein D800 erwerben konnte.Jetzt war ich gefordert, ich hätte mir die D810 leisten können, aber bin dann in mich gegangen und mir selbst attestiert, dass ich spinne. Ich muss ja keine Fotos machen um Busse und Plakatwände zu bekleben.
    So fiel mein Entschluss für eine D750, mit der ich sehr zufrieden bin und die mir für meine Verhältnisse und Anforderungen alles bietet. Meine Objektive waren alle immer sehr gut gewählt, nur brauchte ich jetzt natürlich auch einige für das Vollformat und so bin ich wohl am Ende meiner Technikleiter angekommen. Aber natürlich ist der Kobold in mir nicht gestorben, der immer auf das Neueste schielt. Für ziemlich sinnlos halte ich die ständigen Vergleiche zwischen den Herstellern. Das dient nur dem Verkauf der Fotozeitschriften. Wer wechselt denn sein System nur weil die Konkurrenz irgendwo einen Tick besser ist.

  3. Techniknerds auf der einen Seite und Bildermacher auf der anderen Seite. Als ich noch im Fotofachhandel gearbeitet habe, lebten wir gut von Beiden.

    Es gab schon immer die Technikbegeisterten welche stets das Neueste brauchten, aber letztlich nur Durchschnittsbilder ablieferten.
    Oder die wirklichen Fotografen, denen es pupsegal war, welche Kamera sie gerade in der Hand hatten, aber tolle Bilder produzierten.

    Verstehen konnte ich immer beide Gruppen, weil ich Leidenschaften für Technik und für´s Kreative habe.

  4. Das kann ich voll unterschreiben. Ich hatte seinerzeit mit der 5d mk2 das nötige Ziel erreicht. Hab meine beiden mk2 dann 6 Jahre im Profieinsatz quasi durchfotografiert. Nach den letzten Reperaturen hab ich dann beschlossen keine mehr durchführen zu lassen und bin dann nach Erscheinen der 5ds auf diese umgestiegen. Hab zwar, leider zwangsläufig“ einige Objektive ersetzen müssen, bin jetzt aber wieder erst einmal bis zum natürlichen Tod meiner beiden Bodies gerüstet. Das Auflösungsplus nehm ich dabei gerne an, liefere alle Bilddaten allerdings nur mit 28MP ab. Das hohe Auflösung ersetzt ab und an mal die Mittelformat OnLocation, oder für tatsächlich mal sehr große Prints kann auf die 50MP – Daten zurückgegriffen werden (also wirklich groß dann, LKW Beklebung usw.)

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