Wege zum Ruhm
Nach dem Award ist vor dem Award, und auch wenn noch gar nicht bekannt ist, um welches Thema sich der nächste DOCMA Award drehen soll, denken Sie vielleicht: Das, was die aktuellen Preisträger können, das kann ich auch! Wie aber setzt man sich bei einer kritischen Jury durch? Wege zum Ruhm – lesen Sie hier einige Anmerkungen.
In den Jury-Sitzungen für den DOCMA Award kommt es gelegentlich vor, dass ein oder zwei Bilder in einer Kategorie sofort jedem auffallen; es ist dann schon früh allen klar, dass diese Bilder ganz vorne landen werden. Häufiger aber ist es so, dass sich erst im Verlauf der Entscheidungsrunden herauskristallisiert, welche Einsendungen am Ende die Spitzenpositionen belegen. In unseren Diskussionen über die Bilder erschließen sich manchmal Aspekte, die man zuvor nicht gesehen hatte, und die dann den Ausschlag dafür oder dagegen geben. Bisweilen sind sogar die Juroren selbst davon überrascht, welches Bild nach der Auszählung in der finalen Runde die meisten Stimmen auf sich vereinigt hat.
Es gibt natürlich keinen Königsweg zu den Spitzenplätzen. Kreativität, Talent und Fleiß sind wie bei allen Unternehmungen entscheidende Faktoren, aber man muss auch die Stimmung treffen, die in der Luft liegt – den Zeitgeist, wenn man so will. Und wenn die Jury einen trotz aller Mühen ignoriert, dann liegt sie ja vielleicht auch falsch; ausschließen lässt sich das nicht. Wir können nur versprechen, die Aufgabe der Jurierung mit Sachverstand, Sorgfalt und Fairness wahrzunehmen.
Wege zum Ruhm? Ein paar Hinweise kann ich nach mehreren Jahren in der Jury des DOCMA Award dennoch geben. Aufmerksame DOCMA-Leser wissen natürlich, wie viel Wert wir auf das grundlegende Handwerk legen: Bei Montagen sollten die Perspektive, die Schattenwürfe und etwaige Reflexionen stimmig sein, und ganz generell erwarten wir eine innere Plausibilität der Bilder. Trotz einer überzeugenden Bildidee können wir eine Einsendung nicht durchwinken, wenn uns die Leser am Ende fragen würden, ob wir nicht den DOCMA Award mit dem Bad Pixel Award verwechselt hätten. Das klingt selbstverständlich, aber auf ins Auge springende Fehler stoßen wir immer wieder.
Wohlgemerkt: Die Perspektive ist kein Fetisch. Während des größten Teils der Kunst- und Menschheitsgeschichte spielte die Zentralperspektive oder die Perspektive überhaupt keine Rolle, und bis heute gibt es ja Richtungen und Stile der bildenden Kunst, die keine Perspektive kennen. Die Perspektive hat in der Kunst eine dienende Funktion, und man darf sie sich durchaus so zurechtbiegen, wie man sie braucht – wenn man es kann. Ihre Aufgabe liegt darin, in einem zweidimensionalen Bild eine dreidimensionale Welt nachvollziehbar abzubilden, und wirklich falsch ist sie erst, wenn die dreidimensionale Szene, die man im Bild sieht, offenkundig nicht dem entspricht, was der Künstler darstellen wollte. Ein Desktop-PC, der in der Tischplatte zu versinken scheint, lag gewiss nicht in der Absicht des Computerherstellers, der für dieses Anzeigenmotiv mit dem Bad Pixel Award ausgezeichnet wurde.
Ein weniger offensichtlicher Fehler besteht darin, zu viel zu tun – oder zu wenig. Wenn man einem Künstler über die Schulter schaut, möchte man manchmal rufen: „Halt! Stopp! Das Bild ist perfekt; alles, was Du jetzt noch hinzufügst, macht es schlechter.“ Aber er lässt sich nicht bremsen, sei es, weil er seinem ersten Impuls nicht vertraut und sicherheitshalber noch etwas draufsetzen will, oder einfach, weil er es kann. So kann man ein Bild aber auch ruinieren. Im umgekehrten Fall setzt jemand eine Bildidee um und beschließt sogleich, dass es gut sei. Dabei hätte sich mit etwas Mühe beim Lichtsetzen, mehr Sorgfalt in der Nachbearbeitung oder ein paar Überlegungen zur Gestaltung des Hintergrunds noch weit mehr herausholen lassen. Hier muss man die richtige Balance finden.
Die Option, mehrere Bilder zum Wettbewerb einzureichen, wird sehr oft genutzt – meist wohl aufgrund der Überlegung, dass die Gewinnchancen mit der Zahl der eingereichten Arbeiten steigen. Das ist nicht grundsätzlich falsch, aber es ist auch nicht immer richtig. Wenn Sie zum Thema des Awards unterschiedliche Bildideen entwickeln und sie alle umsetzen, kann es tatsächlich ihre Chancen verbessern, alle einzureichen. Aber bleiben Sie selbstkritisch: Es wird aussichtsreicher sein, alle Energie in die Ausarbeitung der besten Idee zu stecken, als sich mit mehreren Bildern zu verzetteln.
Manche Ideen basieren auf einer Serie von Bildern, und der DOCMA Award lässt das zu. Da es oft nicht sinnvoll wäre, eine Serie aufeinander bezogener Bilder auseinanderzureißen und nur einzelne Bilder zu prämieren, entscheiden wir uns oft dafür, solche Bilder zusammenzufassen und über sie als Serie abzustimmen. Damit bringt die größere Quantität keinen Vorteil mehr, weil nur noch die Qualität zählt: Die gesamte Serie muss überzeugen, genauso wie ein Einzelbild.
Der ungünstigste Fall wäre der, dass Sie mehrere Varianten derselben Grundidee realisieren und sich am Ende nicht entscheiden können, welche davon am gelungensten ist. Es ist nicht verboten, diese Entscheidung dann der Jury aufzuhalsen, und es schließt auch nicht aus, auf diesem Wege zu gewinnen, aber wirklich glücklich macht es uns nicht.
Vor allem aber sollten Ihre Bilder erkennen lassen, dass Sie sich mit dem jeweiligen Thema des Awards auseinandergesetzt haben. Es spricht nichts dagegen, ein vorhandenes Werk einzureichen, das zum Thema passt – das beweist schließlich nur, dass Sie ein spannendes Thema bereits vor uns erkannt haben. Aber nichts signalisiert ein Desinteresse am Thema so sehr wie der Versuch, dieselben oder sehr ähnliche Bilder immer wieder einzureichen – in der Hoffnung, dass sie schon irgendwann einmal akzeptiert werden. Auch das ist kein Ausschlusskriterium, aber es macht uns nicht geneigter, einem Bild unsere Stimme zu geben.
Viele Wege zum Ruhm führen über den DOCMA Award. Aber wie auch immer: Ich freue mich schon auf den nächsten DOCMA Award und Ihre Beiträge!