Warum ich meinen Computer aus dem Fenster geworfen habe
Kurz vor Weihnachten hatte ich hier schon einmal über Anrufe einer vermeintlichen Windows-Zentrale berichtet – Leute, die Lösegeld für angeblich (oder tatsächlich) gehackte Computer erpressen wollen. Da ich bei ihrem Anruf vor ein paar Tagen ohnehin gerade keine Lust zum Arbeiten hatte, habe ich mir etwas Neues ausgedacht, um meinen Gesprächspartner zur Verzweiflung zu treiben. Dafür musste ich allerdings meinen Computer aus dem Fenster werfen.
Die Anrufe von „Windows“ kommen inzwischen seltener, etwa ein Mal pro Woche. Meist kündigen sie sich auf dem Telefon-Display mit „anonym“ an. Wenn ich dann die Stimme, englisch mit afrikanischen (vielleicht auch indischem) Akzent höre, lege ich schon nach dem „Hello Sir, this is the …“ auf.
Als sich vor ein paar Tagen das Telefon meldete, hatte ich gerade weder Lust, einen neuen DOCMA-Artikel zu beginnen, noch an der Stelle meines Romans weiterzuarbeiten, wo es darum geht, ob eine gewisse Statue nun den von Herkules besiegten Riesen Cacus darstellt oder den Giganten Enkelados.
Mit dem vertrauten Gefühl, wie man es kennt, wenn wieder einmal ein bestimmter Zahn schmerzt, vernahm ich am anderen Ende der Leitung das bekannte „Hello, Sir, this is the Windows-Department.“ (Den Rest der Konversation gebe ich, zusammengefasst, in Deutsch wieder.)
„Oh“, entgegnete ich, „Ich kann Sie leider ganz schlecht verstehen. Sie rufen wegen (Windows) der Fenster an?“
„Ja, Sir, wegen Windows. Ihr Windows ist gefährlich!“
„Ach nein, ich glaube nicht, meine Fenster funktionieren recht zufriedenstellend. Aber putzen könnte ich sie mal wieder.“
„Sir, Ihr Windows ist ganz bestimmt gefährlich! Putzen (clean) reicht da nicht aus – Sie haben einen Virus.“
„Vielen Dank, dass Sie mich warnen – ich bin ganz gesund. Aber stimmt, wenn ich bei der Kälte Fenster putze, kann ich mir leicht eine Erkältung holen.“
„Sir, haben Sie Ihr Windows gestartet?“
„Nennt man das im Englischen so? Also, ich kann meine Fenster nur öffnen und schließen, und natürlich durchgucken. Aber wir nennen das hier nicht starten.“
„Sir, wenn Ihr Windows läuft, ist es gefährlich! Sie müssen unbedingt etwas unternehmen!“
„Machen Sie sich mal keine Sorgen – die sind hoch genug, da kann keiner rausfallen. Und die Flügel sind auch gut befestigt.“
„Sir, Sie haben Windows auf Ihrem Computer.“
„Auf meinem was? Nein, nein, die habe ich an den Zimmerwänden.“
„Sir, Sie haben doch einen Computer. Das steht hier in meiner Liste. Dr. Baumann, Telefonnummer … Haben Sie einen Computer!“
„Uuups, da haben Sie mich jetzt erwischt. Computer? Da muss ich mal meine Frau fragen. Bin gleich wieder da …“
Danach ging ich erst mal in aller Ruhe aufs Klo, anschließend schaute ich nach, ob Post im Briefkasten ist. Als ich nach ein paar Minuten zurückkam, war die Leitung tot. Kurz darauf klingelte es erneut:
„Sir, haben Sie Ihren Computer gestartet? Das ist gefährlich!“
„Keine Sorge, jetzt nicht mehr. Ich habe tatsächlich einen, wie Sie schon sagten. Und auf Ihren Rat hin habe ich ihn nun aus dem Fenster geworfen, da kann er nichts Schlimmes mehr anrichten.“
„Sir … ?“
„War das nicht richtig? Sie haben doch vor ein paar Minuten gesagt, mein Computer sei gefährlich, und dann irgendwas von Fenstern. Ich dachte, wenn ich ihn aus dem Fenster werfe, kann er ja nichts Böses mehr tun – explodieren oder so. Darum habe ich ihn aus dem Fenster geworfen, genau, wie Sie vorgeschlagen hatten. Jetzt liegt er unten auf dem Hof.“
„Sir, Ihr Windows ist gefährlich, bitte glauben Sie mir!“
„Meine Fenster? Vorhin haben Sie gesagt, mein Computer.“
„Sir!“
„War das nicht in Ordnung mit dem Rauswerfen? Warten Sie noch mal kurz; ich hole den Computer wieder hoch und baue ihn schnell zusammen, das kann ja nicht so kompliziert sein. Wenn Sie bitte noch mal kurz ein paar Minuten warten würden …“
Er legte auf. Einfach so. Vielleicht war er von mir enttäuscht, weil er gemerkt hat, dass ich nicht die Wahrheit gesagt habe. Ich habe nämlich tatsächlich einen Computer. Muss ich mich jetzt schämen?
Ich mache das immer einfach: ich antworte im Innviertler Dialekt, wenn jemand das versteht, dann geht’s weiter, sonst ist Schluss mit der Konversation, gibt auch keine Folgeanrufe.
„Ach, das freut mich aber, dass Sie gerade anrufen, ich suche gerade Teilnehmer für einen Intelligenztest. Zuerst benötige ich mal Ihre sozialdemographischen Daten.“
Leider geben alle schon bei der Frage nach Alter, Wohnort und Geschlecht auf. Hab noch nie jemanden mit Humor oder Intelligenz erwischt.
„nein, ich bin nicht interessiert.“
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„nein, ich bin nicht interessiert.“
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„nein, ich bin nicht interessiert.“
wer nach der dritten wiederholung immer noch dran ist, wird gefragt, ob er/sie verstanden hat, was ich gesagt habe… spätestens dann geben sie auf.
dauert maximal 30 sekunden, eher zehn.
Was bei Anrufen solcher Experten bisher immer funktioniert hat, ist die Bitte, dazu doch schnell meinen Admin anzurufen, da ich technisch ganz ahnungslos sei, und die Rufnummer der örtlichen Staatsanwaltschaft zu nennen.
Klasse reagiert! Aber was wollen die denn wirklich wenn sie behaupten das man einen Virus auf dem PC hat? Was soll man den tun? Bei denen einen neuen PC kaufen?
Die „beweisen“ dir erstmal das dein PC wirklich sehr ernste Probleme hat über die Ereignissanzeige von Windows selber. Da sich da immer, aber auch wirklich immer Fehler und Warnungen finden, ist der normalUser schon verunsichert.
Danach sorgen die dafür das man sich eine Remotesoftware herunterlädt damit der Anrufer „helfen“ kann.
Hatte man vorher keine wirklichen Probleme hat man sie spätestens jetzt und mit ganz viel „Glück“ auch noch weniger Geld auf dem Konto da sie einem eine Softwarelösung verkauft haben.
Immer daran denken:
Die rufen nie von sich aus an weil du ein Problem hast. NIEMALS! 🙂
Großartig, Doc! Für weiteres Bauchmuskeltraining empfehle ich den „Vortrag“ von James Veitch, wie man mit unliebsamer Spam-Mail umgeht: https://www.youtube.com/watch?v=_QdPW8JrYzQ