USB-Steckernormierung: Die EU meint’s ja gut
Die verschiedenen Institutionen der EU haben sich jetzt darauf verständigt, und wenn es von allen Mitgliedsstaaten der Union beschlossen ist, tritt die Verordnung voraussichtlich Mitte 2024 in Kraft: Wiederaufladbare elektronische Geräte müssen dann eine USB-C-Ladebuchse besitzen. Aber was haben wir davon?
250 Millionen Euro könnten auf diesem Wege eingespart werden, weil nicht mit jedem Gerät ein weiteres Ladekabel und gegebenenfalls ein Ladegerät mitgeliefert werden müsse, wie der EU-Industriekommissar Thierry Breton ausgerechnet hat. Zudem ließe sich der in jedem Jahr anfallende Elektroschrott um 1000 Tonnen pro Jahr reduzieren.
Allerdings ist es ja schon heute so, dass man selten mehr als je ein USB-Kabel mit USB-C-, Micro-USB- und Lightning-Stecker benötigt, und wenn man nicht alle Geräte ohne USB-C entsorgen (und noch mehr Elektroschrott produzieren) will, wird man diese Kabel – und vielleicht noch ein paar weitere mit Steckern für noch ältere Geräte – auch noch ein paar Jahre brauchen. Und wer weiß, was für ein Steckertyp dann der Industriestandard ist.
Im Grunde wird so ein Problem zu lösen versucht, das gar keines mehr ist. Die Hersteller über USB aufgeladener Geräte müssten bloß darauf verzichten, Kabel und Ladegeräte beizulegen. In einem elektronik-affinen Haushalt sind ja ohnehin alle nötigen Kabel vorhanden, und es ist auch nicht mehr nötig, Dutzende Ladegeräte vorrätig zu halten. Ein einziges modernes GaN-Netzteil kann mehrere Geräte gleichzeitig aufladen oder mit Strom versorgen, und dank der Galliumnitrid-Technologie wird es dabei nicht einmal heiß. Diese technische Entwicklung hat bereits die Produktion von Milliarden Steckernetzteilen überflüssig gemacht, und mit welchem Kabel und Stecker die elektrische Leistung dann dem Gerät zugeführt wird, ist weitgehend irrelevant.
Mehr über die Stromversorgung von Computer, Smartphones, Kameras und anderen elektronischen Geräten über USB und den Power-Delivery-Standard können Sie in meinem Artikel „Einer für alle“ in der aktuellen DOCMA 103 nachlesen.
Genau, ein vernünftiges MultiPort Netzteil und gut ist, doch viele Hersteller immer noch dazu, irgendwas Proprietäres zu machen oder überteuerte „Original“-Lader zu verkaufen oder einfach alte, billigste Technik zu verbauen. Heute hat jeder irgendein USB-C Ladegerät zu Hause, doch Hersteller liefern selbst brandneue Geräte mit dem uralten, fummeligen Micro-USB aus wie aktuell der neue portable Foto-Drucker von Polaroid oder Ladegeräte für Kamera-Akkus .. aus diesem Blickwinkel macht das schon Sinn, Druck auf die Hersteller aufzubauen.
Und trotzdem braucht man dann nur ein weiteres, aber in der Regel bereits vorhandenes Kabel, mit dem man das Gerät an ein modernes Netzteil anschließt. Die Kabel, die ich im Bild oben in der Hand halte, sind nur eine Auswahl aus meinem Vorrat an USB-Kabeln. Im Grunde braucht man gar keine USB-Kabel mehr beizulegen, da alle jemals benötigten Kabel längst existieren. Schon mit einem Dreifachkabel für eine Handvoll Euro, dessen drei Enden je einen USB-C-, Micro-USB- und Lightning-Stecker haben, kommt man recht weit. Ich bin jedenfalls froh, dass ich auf Reisen nur noch ein einziges Netzteil einpacken muss.
Es ist ein Trauerspiel wie lange es braucht solche Maßnahmen, Elektro-Schrott und anderen Wertstoff-Müll zu vermeiden oder sinnvoll und effektiv zu recyclen, auf den Weg zu bringen und wie halbherzig und lustlos sie dann in der Praxis oft umgesetzt werden. Ich habe vor kurzem mal z.B. meine alten Datenträger, CDs und DVDs, aussortiert und mich im Netz informiert wie man die korrekt entsorgen sollte. Da stand, dass das sehr wertvolles und ausgezeichnet recyclebares Polycarbonat sei, das man unbedingt zu einer Sammelstelle bringen solle, wovon ich eigentlich auch ausgegangen war. Solche Sammelstellen fände man in der Regel bei Rathäusern und Wertstoffentsorgern. Da ich meine Pappenheimer mittlerweile kenne habe ich aber sicherheitshalber vorher nochmal beim Rathaus angerufen, bevor ich dort mit einem gut zu einem Drittel vollen blauen Müllsack aufkreuze, nur um den dann womöglich wieder nach Hause schleppen zu müssen. Zu Fuß und mit dem ÖPNV wohlgemerkt. Und tatsächlich erfuhr ich, dass dort gerade keine Wertstoffe angenommen würden, wegen Corona. Ich wurde an die Stadtverwaltung verwiesen, die ungefähr am anderen Ende der Stadt liegt. Auch dort rief ich sicherheitshalber an und wurde an den Landkreis verwiesen, der mich an ein Entsorgungsunternehmen verwies. Dort hätte ich sowieso nur mit dem Auto hinkommen können, das ich nicht habe, aber auch die wollten das Zeug gerade nicht haben. Letztlich riet man mir dort dann doch das Zeug im Restmüll zu entsorgen, was ich notgedrungen auch tat, und das tat mir wirklich weh.
Selbst mit meinem Altglas, das ich, seit ich kein Auto mehr habe, zu Fuß zum Container schleppe, habe ich schon irritierende Erfahrungen machen müssen. In dem Dorf, in dem ich bis vor etwa einem Jahr noch lebte, musste ich zu den Containern zunächst etwa einen Kilometer laufen, kam dort aber auf dem Weg zur Bahn vorbei, so dass sich das gut kombinieren ließ. Alles supie. Dann plötzlich wurden die Container, wegen Anwohnerbeschwerden, ohne große Vorwarnung verlegt. Und zwar an den Ortsrand, an eine Stelle an der man nirgendwohin vorbei kommt. Und das waren für mich immer so ca. zwei bis drei Kilometer zu Fuß, hin und auch wieder zurück. Die gleiche Erfahrung machte ich hier an meinem neuen Wohnort auch. Nachdem ich nach einiger Suche endlich Container gefunden und genau einmal Gebrauch davon gemacht hatte, waren sie beim nächsten Mal einfach nicht mehr da. Ohne Vorwarnung. Und ich stand da mit zwei großen Tüten voller Altglas, die ich gut eineinhalb Kilometer geschleppt hatte. Statt der Container stand da übrigens ein Schild das darauf hinwies, dass auf das Ablegen von Altglas an dieser Stelle nun eine Strafe von (ich weiß nicht mehr genau) weit über 1000 € stünde. So was stärkt natürlich das Vertrauen in Demokratie und Behörden.
Auch der brav in die Wertstofftonne sortierte Müll wird zum größten Teil gar keiner neuen Nutzung zugeführt, sondern thermisch verwertet – also verbrannt. Offiziell gilt das dann auch noch als Verwertung, da ja aus der Verbrennung Energie gewonnen wird. Ich bezweifle, dass sich irgendwo die Mühe gemacht wird, den Kunststoff optischer Datenträger von der Metallbeschichtung zu trennen.