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Trump – ein Präsident der Versöhnung

Trump – ein Präsident der Versöhnung
Grafik: Doc Baumann

Nun ist er also tatsächlich vereidigter Präsident der USA! Und (fast) alle sind entsetzt. Doc Baumann möchte nicht in die allgemeinen Klagerufe einstimmen und betrachtet an diese Stelle vor allem, wie Trump als ein Präsident der Versöhnung weltweit unerwartete Gemeinsamkeiten stiftet.

Aus irgendeinem Grund bin ich versehentlich auf die Mailing-Liste des sogenannten amerikanischen Liberty Counsel gerutscht. Am Tag von Donalds Amtseinführung begann die Mail mit den Worten: „Ein neuer Tag dämmert herauf. Heute sind wir von der Zukunft begeistert. Gott sei Dank erhalten wir eine neue Chance, Amerika zu seinen fundamentalen jüdisch-christlichen Werten zurückzuführe“, erklärte Mat Staver, Gründer und Vorsitzender des Liberty Counsel.“ Das ist ein evangelikaler Verein, der selbstverständlich weit rechts steht. Die Evangelikalen unterstützen Israel, um das es in diesen Mails auch immer wieder geht – vor allem deswegen, weil irgendwann der Jüngste Tag droht und man das Ganze mit dem Bau des Dritten Tempels in Jerusalem deutlich beschleunigen könnte.

(Was geschehen wird, wenn der neue Präsident in einem Wutanfall auf den roten Knopf drückt, weil Kumpel Putin doch nicht so reagiert hat wie gewünscht oder die Chinesen ihrerseits Strafzölle fordern, und der Planet vor dem Bau des Dritten Tempels in die Luft fliegt, ist eine noch ungeklärte theologische Frage.)

Die weit rechts stehende, rassistische und nationalistische Regierung in Israel bejubelt die Präsidentschaft Trumps ebenso wie Antisemiten, Nationalisten und Faschisten in Europa und sonst wo. Ist es nicht schön, dass es Donald als Präsident der Versöhnung schafft, sonst so unterschiedliche Menschen unter eine Decke zu kriegen? Die Medien sprechen immer nur von Hass, Verachtung und Spaltung, die aus seinen Ansprachen triefen. Aber schaut her! Trump baut Brücken (nicht nur Mauern) und sorgt dafür, dass Freunde Israels und seiner Siedlungspolitik (von Völkerrechtlern abfällig „Landraub“ genannt) und Antisemiten sich in die Arme fallen und gemeinsam auf eine bessere Zukunft anstoßen – die einen mit, die anderen notfalls ohne Gottes Hilfe. Also eher ein Präsident der Versöhnung, welcher Liebe, Freundschaft und gegenseitigen Respekt stiftet.


Dieser Präsident versöhnt sogar seine Gegner


Doch Trump schafft es nicht nur, unterschiedlichste Anhänger seiner Politik zu Freunden werden zu lassen, sondern auch ihre Gegner rücken zusammen. So veröffentlichte etwa Kyle Pope, Pulitzerpreisträger und Chefredakteur der „Columbia Journalism Review“ im Namen der US-Presse einen offenen Brief an den neuen Herrscher, in dem sich alle Vertreter des Berufsstandes gegen dessen Umgang mit den Medien aussprechen. Die „Washington Post“ und die „New York Times“ stellen neue Mitarbeiter ein. Ein „Rapid Response Investigative Team“ wird jeden Trump-Tweet zeitnah auf seinen Wahrheitsgehalt überprüfen.

Auch hierzulande äußern sich Vertreter fast aller Parteien negativ über das, was sie von der Kompetenz und angekündigten Politik Trumps halten. Also quasi eine Allparteien-Koalition. (Bedenklich dabei ist höchstens, dass auch Vertreter multinationaler Konzerne diese Bedenken teilen. Da weiß man gar nicht mehr, ob man auf der richtigen Seite steht. Mit maoistischer Brachialdialektik aus dem kleinen roten Buch (Der Feind deines Feindes ist dein Freund) kommt man da nicht mehr weiter.


Trump ist gar nicht rechts, sondern links


Alle Welt behauptet, Trump sei rechts. Falsch – das Gegenteil ist der Fall. Man muss nur der brillanten Geschichtsanalytikerin Erika Steinbach genau zuhören. Denn die twitterte (scheint das passende Medium für dünne Gedanken zu sein) kürzlich folgende Weisheit in die Welt: „Die NAZIS waren eine linke Partei. Vergessen? NationalSOZIALISTISCHE deutsche ARBEITERPARTEI…“

Und was verkündete Trump bei seiner präsidialen Antrittsrede? „Wir nehmen die Macht von Washington DC und geben sie euch, dem Volk, zurück. (…) Das Volk hat nichts von dem Reichtum gehabt. (…) Das Establishment schützte sich selbst, aber nicht die Bürger unseres Landes.“ Also, wenn das nicht klassischer, verbal-antikapitalistischer National-Sozialismus ist (mit einer Tendenz zum Anarchismus). Wir lernen also mit Steinbach: Trump ist ein Linker! (Falls jemand nicht weiß, wer Steinbach ist: Sie war Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenrechte und humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und jahrelang eine wichtige Vertreterin der Vertriebenverbände – also jener Menschen, die nach dem Krieg nach Westdeutschland strömten, um von den hier lebenden Bürgern unterstützt zu werden und sich zu integrieren. Angesichts dieses Hintergrunds ist es nur folgerichtig, wenn man wegen der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung aus der CDU austritt. Da könnte ja jeder wegen Krieg, Vertreibung und Elend in unser Land kommen!)


Und mal wieder eine Verschwörungstheorie …


1985 erklärte der damalige US-Präsident Ronald Reagan, die derzeit verfeindeten Machtblöcke der Erde würden ganz schnell zusammenrücken, wenn es eine außerirdische Invasion abzuwehren gälte. Käme es wirklich einmal dazu, würde das sicherlich wenig nützen – wer über die Technik verfügt, eine Invasionsflotte über Lichtjahre hinweg zu unserem Planeten zu schicken, würde sich von ein paar Wasserstoffbomben kaum beeindrucken lassen.

Aber der Grundgedanke? Das Zusammenrücken haben wir ja jetzt. Doch wo bleiben die Außerirdischen? Also, da gibt es die schönen Verschwörungstheorien: Zum einen bestehe die Machtelite der Erde gar nicht aus wirklichen Menschen, sondern aus geschickt verkleideten, reptilienartigen Außerirdischen. Und zum anderen existiert da noch die Vermutung, deren Aufgabe sei es, unsere Atmosphäre so zu verändern, dass die Aliens, die viel CO2 in ihrer Atemluft benötigen, sich nach der Besiedlung hier so richtig wohl fühlen.

Na, klingelt’s? Wer verkündet, den Klimawandel gebe es gar nicht? Wer will wieder verstärkt auf Kohl und Öl setzen? Wer macht einen ausgewiesenen Gegner der US-Bundesbehörde für Umweltschutz zu deren neuem Leiter? Und was passiert dann mit der Erdatmosphäre? Wer prahlt immer mit seinem überlegenen Gen-Material? Und wer sieht durchaus aus wie … (nein, lassen wir das, das gibt Böhmermann-Ärger. (Wobei der mit „Ziegenficker“ und so in diesem Fall nicht landen würde – wer schönen Frauen, weil er es sich als Promi leisten kann, bei Bedarf an die Muschi grabscht, braucht schließlich keine Ziegen.)

Also, Leute – vereint gegen die Aliens!

 

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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