Topaz AI – was kaufen? (Und zwei Übersetzer-App-Empfehlungen)
Aufgrund einiger Leseranfragen zu den Programmen von Topaz Labs setzte ich gerade an, einen Blogbeitrag zu schreiben: Welche von diesen soll man sich kaufen? In ebendiesem Moment kam eine Mail von Eric Yang, dem CEO von Topaz Labs herein, in der er den Entwicklungsplan für das Jahr 2024 offenlegt – und meine Einschätzungen bestätigt.
Topaz-Programme
Man kann ohne Übertreibung sagen: Topaz Labs ist eine fleißige Software-Schmiede. Damit einhergehend haben sie sich über die Jahre aber auch den Ruf erworben, Produkte und damit auch die Kunden, die diese Produkte nutzen, aufzugeben. Adjust AI, JPEG to RAW AI, Mask AI, Studio 2 … die Liste ist lang. Da es sich nicht um Abo-Lizenzen handelt, kann man diese Apps aber prinzipiell noch solange nutzen, wie das Betriebsystem oder – im Falle von Plug-ins – Photoshop unterstützt. Adjust AI stürzt auf meinen Macs inzwischen schon beim Start ab. JPEG to Raw war meiner Meinung nach eh eine Schnapsidee. Mask AI bietet keinerlei Vorteile gegenüber den schnelleren Möglichkeiten von Photoshop oder auch Affinity Photo. Studio 2 funktioniert bei mir zum Glück noch (obwohl ich es wenig nutze, hat es doch einige sehr coole Filter in petto).
Schon im April 2023 hatte ich in diesem Blogbeitrag angemerkt, dass Topaz all seine Energie nur noch in Topaz Photo AI zu stecken scheint. Inzwischen sind wir bei Version zwei, während es bei Topaz Denoise und Topaz Sharpen keine Weiterentwicklung gab. Überrascht war ich vom kürzlichen Update für Topaz Gigapixel (Version 7) vor ein paar Wochen, denn dessen Bildvergrößerungsfunktionen sind prinzipiell auch in Topaz Photo AI enthalten.
Topaz Entwicklungsplan 2024
In der Roadmap von Topaz Labs für das Jahr 2024 bestätigt Eric Yang, der CEO von Topaz Labs, nun, dass sich die Firma auf drei Produkte konzentrieren wird:
- Photo AI – alles, was man an Werkzeugen für die Fotoverbesserung benötigt: Rauschreduzierung, Upscaling, Gesichtsrekonstruktion, Schärfung, Basiskorrekturen für Kontrast und Farbe. Angekündigt sind hier auch generative Funktionen, die lokal als auch über die Cloud berechnet werden sollen. Gegenwärtig gibt es in dieser Hinsicht ein Remove-Tool, mit dem sich Bildbereiche retuschieren lassen (für meinen Geschmack noch viel zu langsam, mit Ergebnissen, die zu wünschen übrig lassen; es ist aber noch in der Beta-Phase)
- Video AI – das Video-Pendant zu Photo AI. Nutze ich selbst bisher nicht und kann daher für weitere Informationen nur auf die Website verweisen.
- Gigapixel AI – der Upscaler von Topaz. In Version 7 wurde die Oberfläche an Topaz Photo AI angepasst, wodurch einige praktische Vergleichsmöglichkeiten leider wegfielen. Der einzige Unterschied zu Photo AI sind momentan einige zusätzliche (ältere) Upscale-Modelle.
Die Beibehaltung von Gigapixel AI hatte ich tatsächlich nicht erwartet. Aber offensichtlich hat Topaz damit noch einiges vor (vielleicht als Konkurrenz für Magnific.ai?). Wie Yang schreibt:
Im Laufe dieses Jahres werden wir grundlegende Verbesserungen an unseren Upscaling-Modellen vornehmen, die eine neue Qualitätsstufe eröffnen, die alles bisher Dagewesene übertrifft. Danach werden wir Gigapixel auf mehr Plattformen als nur auf den Desktop bringen.
Topaz – was kaufen?
Mein Blogbeitrag wurde durch die gerade verkündete Roadmap deutlich einfacher:
- Sie sind ein Foto-Enthusiast, der die momentan beste Schärfung/Verwacklungsreduzierung und Bildvergrößerung, eine ausgezeichnete Rauschreduzierung, eine gute Gesichtsrekonstruktion benötigt? Dann ist Photo AI die richtige Wahl. Kostet etwa 200 US-Dollar inklusive Updates für ein Jahr.
- Für Videos kenne ich aktuell kein Konkurrenzprodukt zu Video AI. Also bliebe nur diese App, falls Sie niedrig auflösende Videos vergrößern, schärfen und stabilisieren möchten. Kostet etwa 300 US-Dollar inklusive Updates für ein Jahr. Sobald ich meine alten VHS-Videos einmal digitalisieren lassen möchte (falls das jemals stattfindet; seufz), werde ich Video AI definitiv einmal ausprobieren.
- Falls Sie nicht alle Features von Photo AI benötigen, sondern nur die Bildvergrößerung, wäre Gigapixel AI die richtige Wahl. Das kostet auch „nur“ circa 100 US-Dollar inklusive Updates für ein Jahr. Falls Sie bereits Photo AI besitzen, besteht aktuell kein Grund, Gigapixel AI zu kaufen, wie ich es etwas vorschnell getan hatte, weil ich den Workflow in der Vorversion (vier gleichzeitige skalierte Ansichten der verschiedenen KI-Modelle, die es nun in Version 7 nicht mehr gibt) mochte. Aber hier bleibt abzuwarten, was die weiteren Updates dieses Jahr noch bringen. Etwas Ähnliches wie das, was Magnific.ai leistet, deren Onlinedienst pro Monat und mit beschränkten Credits bereits ein Drittel des Kaufpreises von Gigapixel AI kostet, wäre genial und einen Kauf zusätzlich zu Photo AI rechtfertigen.
Sharpen AI und Denoise AI werden – wie ich, der Nostradamus der Neuzeit, 😉 es richtig voraussagte – ab sofort nicht länger verkauft. Lebt wohl, ihr hattet mir gute Dienste geleistet! Vom Kauf beider Programme (und auch von Gigapixel) hätte ich Ihnen aber schon letztes Jahr abgeraten. Man sollte immer auf Software mit einer aktiven Entwicklung setzen.
Empfehlung: Übersetzer-Apps
Topaz Labs produziert in erster Linie für den amerikanischen oder internationalen Markt. Das heißt: Es gibt keine Lokalisierungen im Hinblick auf Sprache und Tastatur.
Falls Sie wirklich kein Stück Englisch können, sind Sie heutzutage aber nicht aufgeschmissen – jedenfalls, solange Sie ein Smartphone bedienen können. Laden Sie sich die Google Lens App oder die DeepL-App und lassen Sie sich per Smartphone-Kamera einfach übersetzen, was Sie auf dem Monitor sehen.
Die Symbole verraten ja, worum es bei jeder Funktion geht. Mit den genannten Apps können Sie sich zusätzlich per Smartphone-Kamera erkannten Text direkt oder nach dem Aufnehmen eines Fotos übersetzen lassen (ich hatte das schon mal bei chinesischen Schriftzeichen benötigt). Funktioniert nicht perfekt, erspart aber das Eingeben von Begriffen in die Übersetzungs-Apps.
Fazit
In meinem Workflow möchte ich Topaz Photo AI nicht mehr missen und kann es allen anspruchsvollen Fotografen nur empfehlen. Bei optimalen Fotos erhält man das letzte Quäntchen mehr Schärfe, verwackelte Fotos lassen sich teilweise nicht nur halbwegs retten, sondern tatsächlich „wiederherstellen“.
Ich empfehle Ihnen aber auch, Software nicht einfach blind zu kaufen. Suchen Sie sich ein paar rauschende, unscharfe, verwackelte, zu kleine … Foto-/Video-Problemfälle aus Ihrem Bildbestand, laden Sie sich die Testversionen und probieren Sie das jeweilige Programm selbst aus.
Will sagen: Glauben Sie nie der Werbung oder Reviews, sondern testen Sie, ob das wirklich alles so stimmt und ob Sie ein Gerät oder eine Software tatsächlich benötigen. Nachdem ich „Prophet“ aus meiner Bucketlist streichen konnte, werde ich jetzt also auch noch zum Lebenscoach. Yay!
Habe einen komplexen Workflow für das Bearbeiten meiner Bilder in Photoshop. Durch Photoshop Aktionen unterstützt. Auch an verschiedenen Stellen Topaz Plugins eingebettet.
Früher bekam ich sämtliche Upgrades kostenlos ein Leben lang, laut Werbeaussage von Topaz. In der AI Zeit nur noch für ein Jahr, dann muss ich für alle benötigten und bereits bezahlten Plugins wieder zahlen.
Wenn die Plugins nicht mehr laufen sollten, muss ich mich wohl von Topaz verabschieden.
Bin sehr enttäuscht
Die Enttäuschung kann ich absolut nachvollziehen.
Ich hatte einige der alten Programme von Topaz mit dem lebenslangen Update.
Dann kamen die AI Programme, ein Teil der Produktpalette wurde eingestellt oder zusammengelegt, es gab immerhin noch ein Gratisupgrade.
Denoise wurde in der Folge so lange verschlimmbessert, bis es fast unbrauchbar war, für das Update, das alles beheben sollte, wurde man aber zur Kasse gebeten.
Damit war Topaz für mich erledigt, erst zig Programme, dazu noch Studio, nun Photo AI nur als Paket zu 200 $, nein, da mache ich nicht mit.
Kommt bestimmt bald wieder was ganz Neues und dann wird Photo AI auch wieder nicht weiterentwickelt.
Skylum Nutzer kennen das Prinzip.
Dem Artikel kann man nur beipflichten. Auch ich habe mir mal das Triumvirat aus Giga Pixel, Sharpen und Denoise AI geleistet und bin mittlerweile bei Photo AI gelandet. Wobei die Batchverarbeitung sehr hilfreich ist.
Video AI habe ich auch, die Ergebnisse sind interessant, aber der Rechenaufwand Ihre VHS-Sammlung zu optimieren wäre sehr heftig.
Sharpen AI hilft mir für manche Fotos, im Regelfall brauche ich es nicht. Von daher werde ich das Programm behalten, und erstmal kein weiteres anschaffen. Ich hoffe ja immer noch, dass Adobe selbst mal mit einer AI-basierten Schärfung nachzieht, beim Entrauschen haben sie ja bereits.
Der Artikel beschreibt genau, was mir auch gerade durch den Kopf geht. Ich habe daher letzte Woche mal ganz dumm beim Entwickler nachgefragt, was denn genau der Unterschied ist zwischen den beiden Versionen. Antwort steht aus…
Wenn bei Gigapixel wirklich gravierende Neuerungen (Verbesserungen?) kommen, dann werden sie garantiert nicht in Photo AI eingebaut. Schließlich soll ja beides verkauft werden. Freue mich, wenn ich an dieser Stelle auf dem Laufenden gehalten werde!
Es stellt sich die Frage, ob diese Zumutung für die zahlenden Kunden – und eine Zumutung ist es ja – die Folge einer verfehlten, entweder ungeschickten oder stur auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Unternehmenspolitik ist, oder ob es der disruptive Charakter der neuen Technologien schlicht erfordert, das Produktportfolio immer wieder neu zu sortieren und alte Apps durch neue zu ersetzen. Man merkt ja, dass alle Softwarehersteller – auch Adobe beispielsweise – damit kämpfen, wie sich die neuen, durch KI-Methoden geschaffenen Möglichkeiten in bewährte Anwendungen integrieren lassen.
Vielleicht liegt die Lösung doch in den weithin ungeliebten Abo-Modellen: Man zahlt regelmäßig einen überschaubaren Betrag für ständig benötigte Funktionen – Rauschunterdrückung, Skalierung, Freistellung, Touristenentfernung, was auch immer –, für die der Hersteller die nötige Software bereitstellt. Wenn das nicht jahrelang dieselbe Anwendung mit dem vertrauten Namen sein sollte, wäre es egal; Hauptsache, die benötigte und bezahlte Leistung wird erbracht.
Ich frage mich, warum das Abo-Modell soooo unbeliebt ist!?
Wenn ich daran denke, wieviel ich zu analogen Zeiten jedes Jahr für Fotomaterial, Entwicklung und Präsentation ausgegeben habe, so ist das Abo Modell wirklich was für Sparfüchse.
ich kann mich den Vor-Schreibern nur vollinhaltlich anschließen. Topaz Studio2 hatte ein paar schöne Filter/Looks. Eingestellt. Dann die eine Schärfungssoftware, dann doch wieder etwas Anderes, und letztlich doch bitte PhotoAI kaufen zu einem absolut überhöhten Preis und wer weiß was in 1-2 Jahren wieder anders wird… Nein danke, das ist das gleiche Chaos wie bei Luminar… ich habe besseres zu tun, als mich laufend „anpumpen“ zu lassen und wieder neue Dinge zu lernen, weil es die Softwareschmiede so möchte… ich brauche meine Zeit um zu fotografieren. Und sooo riesig viel Bildbearbeitung mache ich auch im Normalfall nicht. Im Momentnutze ich nur noch Sharpen AI in Verbindung mit Adobe PS und LR. Schnelle Grundbearbeitung, eventuell auch mit einem Preset mache ich in LR, in PS habe ich ein paar kleinere Aktionen und das ist für mich schon viel Bearbeitung. Und so bleibt das bei mir auch erst mal. KI/AI hin oder her…