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Storyteller: Sony 24mm f/1.4 G-Master

Braucht man ein Objektiv wie das Sony 24mm f/1.4 G-Master? Kommt darauf an. Klassischerweise ist es als Alltagsweitwinkel etwas zu weitwinkelig und als echtes Weitwinkel nicht weitwinklig genug. Doch was kann man damit anstellen? Wir wollten es genau wissen und haben dazu keinen Aufwand gescheut: Zwei Tage Zeit investiert, mehrere Autos, Flugzeuge und Busse bestiegen, nur um im herbstlichen Licht Siziliens ausführliche Hands-on-Tests durchzuführen.

Sony 24mm f/1.4 G-Master


24-Millimeter Theorie


Normalerweise kommt ein 24-Millimeter Objektiv an der Vollformatkamera zum Einsatz. Bevorzugt in der Landschafts- und oft auch in der Straßenfotografie. Es soll dort möglichst viele Details erfassen. An Kameras mit APS-C großem Sensor nutzt man es dagegen als moderates 35er-Weitwinkel.
Sony 24mm f/1.4
Aufnahmen mit vielen Details sind eine Domäne von 24-Millimeter Objektiven wie dem Sony 24mm f/1.4 G-Master
Sony 24mm f/1.4 G-Master
Ungewöhnlich, doch eindrucksvoll, lässt sich ein 24er im Vollformat auch als „erzählendes“ Reportage-Objektiv einsetzen, weil es sich auch zur Personenfotografie eignet. Zumindest dann, wenn es viel zeigenswerte Umgebung gibt.
Sony 24mm f/1.4 G-Master
Einsatz für Details: Die Weitwinkligkeit (und die damit einhergehende Neigung zur Verzerrung) kann Alltagsobjekte eindrucksvoller aussehen lassen als das Auge es beim einfachen Anblick vermutet. Aber dazu muss man nah heran ans Objekt.

Sony 24mm f/1.4 G-Master-Praxis: Street- & Landschaftsfotografie


Versuchen wir das neue Sony 24mm F/1.4 G-Master an den üblichen Maßstäben zu messen. Also mit dem Einsatz am Vollformat in der Landschaftsfotografie. Die Entwickler bei Sony haben den Fokus dieser Neuentwicklung auf die Qualität der Erfassung von Details gelegt. Natürlich konnten wir das Objektiv nicht vor Ort vermessen. Es lässt sich auch ohne Labor beobachten, dass die Linse extrem hoch auflöst. Und das nicht nur in der Bildmitte und bei Blende F/8, sondern auch in den Randbereichen bei Blende F/1.4. Das ist ungewöhnlich.
Die Bildauflösung ist im Gegensatz zu anderen Qualitätsmerkmalen eines Objektivs – wie Vignettierung und Verzerrung –  nicht nachträglich per Softwarekorrektur in Lightroom optimierbar. Und damit ist das Auflösungsvermögen ein ganz wesentlicher Punkt, wenn man über die Anschaffung eines solchen rund 1.600 Euro teuren Objektivs nachdenkt.
Sony 24mm f/1.4 G-Master
Details im Vergleich: Schon erstaunlich, wie wenig Unterschied man bei Qualitätsvergleich außerhalb der Bildmitte bei diesen sehr unterschiedlichen Blendenwerten erkennen kann.
Sony 24mm f/1.4 G-Master
Für die Praxis bedeutet das: Man kann auch mit wenig Licht und offener Blende arbeiten, ohne auf Bildschärfe verzichten zu müssen.
Und an einer APS-C-Sensor Kamera? Ganz klar: Verschwendung. Der Vorzug des kleinen Formats liegt beim Einsatz von Weitwinkelobjektiven im Beschnitt der Randbereiche. Also darin, die nicht so hoch auflösenden Bildränder durch den Crop einfach abzuschneiden. Anders herum betrachtet: Es gibt viele, deutlich schlechtere Objektive, die sich für diesen Einsatzzweck fast ebensogut eignen, und die nur einen Bruchteil der Kosten verursachen.

Sony 24mm f/1.4 G-Master-Praxis: Detailfotografie


Auch hier kann ich mich kurz fassen: Je größer das Detail, desto geeigneter das Sony 24 Millimeter F/1.4 G-Master. Mit einem nicht eben makroverdächtigen Abbildungsmaßstab von 0,17x  ist es keineswegs optimal für die Erfassung kleiner Details geeignet. Umgerechnet heißt das: Die kleinsten formatfüllenden Objekte sind in der Diagonale mindestens 25 Zeitmeter groß. Makro ist anders. Doch, um damit als Reportagefotograf Stillleben oder Details aufzunehmen, reicht es völlig aus. Charmant wird es natürlich, wenn man  die Objekte aus ihrer Umgebung durch Unschärfe-Freistellung hervorhebt. Dafür eignet sich das Objektiv vorzüglich.
Sony 24mm f/1.4 G-Master

Sony 24mm f/1.4 G-Master-Praxis: Reportage


Meiner (selbstredend subjektiv gefärbten) Meinung nach, die sich vornehmlich an den Belangen eines Bildjournalisten orientiert, kann das Objektiv vor allem in dieser Disziplin als „Geschichtenerzähler“ punkten. Zum einen, weil die Offenblende von F/1.4 für ein sehr gefälliges Bokeh sorgt. Zum anderen, weil das Objektiv mit 445 Gramm vergleichsweise leicht ist. Derartige Objektive von Canon, Nikon und Sigma sind rund ein Drittel schwerer.

Sony 24mm f/1.4 G-Master

24 Millimeter Brennweite sorgen in der Reportagefotografie dafür, dass man fast zwangsläufig immer mitten im Geschehen ist. Dabei wird der Fotograf allerdings auch oft zum Teil der fotografierten Geschichte und verliert die Distanz zum Geschehen. So etwas muss man mögen. Ein anderer Nebeneffekt: Es landet oft auch viel mehr auf dem Foto, als man sich das im Moment der Aufnahme gewünscht hätte. Allerdings kann man das ja im Zweifel hinterher abschneiden – auch wenn die Bildqualität bis in die Ecken exzellent ist.

Sony 24mm f/1.4 G-Master
Mitten im Geschehen sein, dafür sind 24-Millimeter Objektive perfekt.

Beachten muss man beim Einsatz eines 24-Millimeter Objektivs die eherne Regel für Porträts: No Headshots! Schon Brustbilder können die porträtierte Person ungünstig getroffen erschienen lassen. Ideal sind Ausschnitte, die mindestens bis zur Hüfte reichen. Faustregel: Je mehr von der Person im Bild zu sehen ist, desto besser.

Sony 24mm f/1.4 G-Master
Weitwinkel erzeugen verlängerte Gliedmaßen, wenn man sich zu nah an die Person heranwagt. Das sollte man gerade bei allen Posen im Hinterkopf behalten.

Fazit


Das Sony 24mm f/1.4 G-Master ist eine gute Wahl für Freunde maximaler Bildauflösung. Bildjournalisten, die gerne aus der Mitte des Geschehens berichten, werden es lieben. Genauso Landschafts und Streetfotografen mit Freude am Detail. Das Bokeh ist, obwohl ausgeprägt, dennoch angenehm neutral. Und das Objektiv wiegt nur rund zwei Drittel dessen, was seine direkteren Mitbewerber auf die Waage bringen. Ob dafür 1.600 Euro ein angemessener Preis sind, hängt sicher in erster Linie vom individuellen Einsatzbereich ab.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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