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Sterben die Foto-Websites?

Nachdem Amazon das Ende von DPReview beschlossen hat, wurde jüngst imaging-resource.com vom einen auf den anderen Tag abgeschaltet, weil das dahinter stehende Unternehmen das Interesse verloren zu haben scheint. Die Existenz von Foto-Websites, deren Gründer sie an Investoren verkauft haben, ist prekär.

Sterben die Foto-Websites?
Am Morgen des 5. Mai war imaging-resource.com noch online, aber kurze Zeit später wurde die Website ohne Erklärung abgeschaltet. Nur über die Wayback Machine sind die ursprünglichen Inhalte noch zugänglich.

Man hätte es ahnen können, denn schon im April hatte es auf imaging-resource.com nicht mehr viel Aktivität gegeben, aber eine Ankündigung der bevorstehenden Schließung gab es nicht. Die 1998 gegründete Website war 2019 an Madavor Media verkauft worden, die im März dieses Jahres ihrerseits von BeBop Channel geschluckt wurden. Madavor listet imaging-resource.com noch immer als eine seiner Marken auf („The most trusted and authoritative website for reviews and analysis of cameras and photography equipment“); der Link führt dann allerdings zu Outdoor Photographer, der Website eines Madavor-Magazins.

Und was passiert währenddessen mit DPReview? Nach der ursprünglichen Meldung, die Website würde ihren Betrieb einstellen, hätte sie schon nach Ostern abgeschaltet werden sollen. Das ließ viele befürchten, die zahlreichen nützlichen Artikel und die Kameratestbilder (im JPEG- und Raw-Format und mit allen ISO-Werten aufgenommen) würden verschwinden. Nach dem aktuellen Stand ist es dagegen geplant, den Stand der Website einzufrieren und den vorhandenen Content weiter zugänglich zu halten.

Zudem ist DPReview überraschenderweise noch immer auf Sendung; die geschrumpfte Redaktion stellt weiterhin neuen Content online – wie eine dreiteilige Artikelserie zum Thema Dynamikumfang, die ich allen Englischkundigen empfehlen kann. Nur Chris Niccols und Jordan Drake haben den Wechsel zu PetaPixel vollzogen und produzieren nun dort ihre Videos, im gleichen Stil wie von DPReview TV gewohnt. Es gibt Gerüchte, dass Amazon den Verkauf der Website erwäge und sie deshalb am Leben erhielte. Konkrete Hinweise darauf gibt es nicht, aber natürlich wäre ein solcher Schritt naheliegend. Verwunderlich war vielmehr, dass Amazon ihre höchst populäre Website zunächst gar nicht als gut verkäuflichen Asset gesehen hatte. Das erinnerte an die destruktiven Anwandlungen von Bertelsmann/RTL, die gut etablierte Zeitschriftentitel von G+J lieber einstampfen als verkaufen oder selbst weiter produzieren wollten, sich das in Einzelfällen aber noch einmal überlegt haben.

Das Schicksal von imaging-resource.com und dpreview.com zeigt, dass der Verkauf von Websites an finanzstarke Investoren zwar einerseits die Chance bietet, das Angebot zu erweitern, sie andererseits aber zum Spielball von Managern macht, deren Herzblut nicht daran hängt und die sie kühl kalkulierend abschalten, wenn sich eine Gewinnerwartung einmal nicht realisiert oder die Website nicht mehr zu einer veränderten inhaltlichen Ausrichtung des Unternehmens passt.

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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4 Kommentare

  1. Ist es nicht sogar begrüßenswert, wenn etliches von dem durch Internet vielfach aufgeblähtem Schwachsinn auch an Zeitschriften endlich wieder verschwindet? Es erspart uns die Qual der Lesewahl, zumal sich der Kameramarkt durch seine Preise mit kaum noch zu beherrschender technischer Komplexität und Funktionsvielfalt im Moment auch selbst begräbt!

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