Spiegel oder Spiegellos?
Die spiegellose Zukunft rückt immer näher, aber wie soll man sich als Fotografin und Fotograf positionieren, wenn man in ein Spiegelreflexsystem investiert hat und damit auch keineswegs unglücklich ist? DOCMA-Redakteur Christian Thieme stand vor diesem Dilemma Spiegel oder Spiegellos und ist für sich zu einer Entscheidung gekommen.
Meine Hauptkamera ist mittlerweile in die Jahre gekommen. Das einstige semi-professionelle Flaggschiff aus dem Hause Canon feiert dieses Jahr seinen zehnten Geburtstag in meiner Fototasche. Einen zwingenden Grund für einen Austausch des Bodys gibt es aber meines Erachtens noch lange nicht. Die Kamera ist zuverlässig und die Bildqualität immer noch auf den Stand der Technik. Durch die gute Behandlung weist der Body auch kaum Gebrauchsspuren auf. Doch eine Frage schwingt mit jedem Jahr mit: Wann werden der Verschluss oder die Elektronik ihren Geist aufgeben?
Als Zweitbody habe ich zwar immer eine kleine Einsteiger-EOS dabei, aber eine komplette Hochzeit möchte ich nur ungern Hals über Kopf damit fotografieren. Als logische Schlussfolgerung sollte langsam ein neuer Body dazu kommen, allerdings gestaltet sich die Auswahl derzeit schwerer als gedacht. Alle Kamerahersteller führen häppchenweise die neuen spiegellosen Modelle ein und werben mit zahllosen Funktionsverbesserungen. Während Fujifilm und Sony schon seit längerem ihren Produktkatalog umgestellt haben, kommen jetzt neue Alternativen von Nikon und Canon auf den Markt. Normalerweise sollte der Wechsel auf einen modernen Body mit keinerlei Anstrengung verbunden sein, aber die großen Hersteller haben sich gleichzeitig auch dazu entschlossen, die Anschlüsse der Objektive zu ändern. Für den Schwenk auf die neueste Generation wird demnach ein Adapter benötigt oder gleich ein frischer Objektivpark.
Spiegel oder Spiegellos? Eine Frage der Wirtschaftlichkeit
Aus heutiger Sicht muss sich jeder Fotograf nun eine wirtschaftliche Frage stellen: Ist die Umstellung sinnvoll und auch tragbar? Vor allem: Was für Vorteile bringt der Umstieg auf ein spiegelloses Modell? Als Werbeargument werden zunächst eine Gewichtseinsparung sowie der Wegfall des Spiegels genannt. Letzterer fällt auch als Fehlerquelle in Zukunft weg. Hinzu kommt, dass im Sucher nun alle wichtigen Informationen eingeblendet werden können, da ja nicht mehr die Mattscheibe sichtbar ist, sondern ein Monitor.
In den vergangenen Monaten verglich ich nun immer wieder die Hersteller und verfolgte die Diskussionen in den Foren und Facebook-Gruppen. Zum einen gab es die Verfechter des Spiegels, mit seiner brillanten und wahrheitsgetreuen Motivwiedergabe sowie der langen Akkulaufzeit, auf der anderen Seite wurde der Mehrwert der spiegellosen Modelle fokussiert. Ein Punkt kristallisierte sich aber deutlich heraus: Mit den neuen spiegellosen Modellen muss auch der Objektivpark mittelfristig erneuert werden, bei einem Herstellerwechsel sogar unmittelbar, außer man arrangiert sich mit den Nachteilen der Adapterlösungen.
Ich für meinen Teil habe nun eine wirtschaftliche Lösung gefunden, denn ich bleibe dem klassischen Spiegel vorerst treu. Meinen Kamerapark werde ich um das Einstiegsmodell im Vollformatbereich sowie einen Body im APS-C Segment erweitern. Zum einen sind die Kameras bedeutend günstiger in der Anschaffung, und auf der anderen Seite bieten sie alle wichtigen Funktionen, die ein Fotograf derzeit benötigt. Im APS-C-Bereich gehören ein Schwenkdisplay und ein moderner Videomodus mit gutem Autofokus dazu, im Vollformatsegment profitiert der Fotograf von einer verbesserten Technologie gegenüber den älteren Modellen. Gleichzeitig kann der alte Bolide zum Service, um den obligatorischen Verschlusswechsel durchzuführen, um danach den Kamerapark zu ergänzen. Beide neuen Modelle kosten dabei etwa zusammen 2500 bis 2700 Euro, was einer semi-professionellen, spiegellosen Vollformatkamera entspricht. Hierdurch erreicht der Fotograf zudem mehr Sicherheit durch Redundanz bei den Bodys.
Spiegel oder Spiegellos? Die Zukunft ist spiegellos
Trotzdem wird der Markt der spiegellosen Kameras weiter wachsen und zu einer Dominanz in diesem Segment führen. Langfristig müssen sich Fotografen daher mit dem Gedanken anfreunden, ihre Technik umzurüsten. Jeder, der aber jetzt schon in dieses Segment investiert, muss auch mit den Kinderkrankheiten leben. Autofokusprobleme oder kurze Akkulaufzeiten sind nur einige der Mankos, die wohl erst in den kommenden Generationen ausgemerzt werden. Wer wartet, kann demnach eigentlich nur gewinnen und spart sich die hohen Investitionskosten am Anfang. Klüger ist es, häppchenweise auf den neuen Fuhrpark umzustellen, aber immer noch auf seine bewährte Ausrüstung zurückgreifen zu können.
„..und verfolgte die Diskussionen in den Foren..“ — wahrscheinlich ein bisschen zu viel, hat er doch leider die dämlichen Forenbegriffe „Objektivpark“ und „Kamerapark“ bereits in seinen Wortschatz mit aufgenommen, sogar von „Fuhrpark“ ist die Rede. Schade, so etwas auch hier lesen zu müssen.
Wie ähnlich Gedankengänge doch sein können… Ich werde wohl auch vorerst bei der bespiegelten Technik bleiben…
Als Nikonianer kann ich über den aktuellen Vorstoß „meines“ Herstellers nur lächeln – da offeriert man eine Kamera, die genauso bullig ist wie meine aktuellen Bodies und präsentiert ein Objektiv mit Lichtstärke 4.0. Toll, auf das habe ich gewartet. Aber ich könnte ja noch zwei weitere Gläser kaufen. Toll. Und einen Adapter für Altglas gibts auch noch. Noch toller. Für mich steht fest: Schuster (ich) bleib bei deinen Leisten…
„Trotzdem wird der Markt der spiegellosen Kameras weiter wachsen und “ … und wenn der das weiter so tut wie in den letzten 6 Jahren – dann wird mir erstmal nicht bange um meine DSLRs.
Hier hat mal jemand die CIPA Zahlen grafisch aufbereitet:
https://www.pentaxforums.com/forums/137-photographic-industry-professionals/363681-dslr-vs-dslm-actual-data-overview-2012-2018-a.html#post4248550
danach stagniert der Spiegellos-Markt seither vor sich hin …
Ist der Artikel schon was älter oder einfach nur vom Nostalgiker für Nostalgiger geschrieben? Ist natürlich etwas überspitzt formuliert, denn die Sichtweise zeigt nur die eine Hälfte der Medaille. Probleme mit Akkulaufzeit? Wovon wird hier gesprchen? Jedes neuere spiegellose System kann nahezu genau so viele Fotos machen wie eine DSLR. Die Akkus sind meist auch kleiner und etwas leichter. Wo ist also das Problem einen Akku mehr in die Tasche zu packen? Dafür können die Systeme über USB mit einer Powerbank betrieben werden und 24/h Timelapse-Aufnahmen machen. Auch adaptierte Objektive funktionieren an Systemen wie A7Rmk2, A7III, A7Rmk3, A9 etc nahezu wie native Objektive. Welche Autofokusprobleme? Das Problem beim Tamron 28-75mm f/2.8 welches auf einen Fehler in der Firmware zurück zu führen war, die innerhalb von 10 Tagen gefixt wurden? Gibt es noch andere Fokus-Probleme? Noch nie gehört.
Die wichtigeren Vorteile, wie ein EVF bei dem ich das Bild schon vorher so sehe wie es auch im Anschluss auf der Speicherkarte landet (adieu Blenden-Vorschau), Live-Bulb, Eye-AF (AF-C Eye-AF), Focus-Peaking, frei zuweisbare Funktionstasten, personalisierbares Menü, Dynamikumfang, Serienbildgeschwindigkeit eines spiegellosen Systems werden überhaupt nicht erst erwähnt. Wozu auch, wenn man seine Entscheidung für sich sowieso schon aus gründen der Wirtschaftlichkeit beschlossen hat.
Wer einen Schrank voll Objektiven hat und eine zuverlässig funktionierende Kamera hat, der braucht auch nicht umsteigen. Wer sich aber von einem Großteil der Objektive bereits getrennt hat, und eine neue oder Zweitkamera ansteht, der macht mit einem spiegellosen System überhaupt nichts falsches. Ich persönlich hatte einen Schrank voll mit überwiegend „L“ Objektiven und habe mich dennoch dazu entschlossen das System zu wechseln und bereue diesen Schritt auch nicht, nicht einmal eine Sekunde.
Auch wenn man für sich eine Entscheidung getroffen hat, an der auch überhaupt nichts auszusetzen ist, sollte man doch ein wenig obejtkiv bleiben und es zumindest nicht einseitig beleuchten. Diese Entscheidung ist absolut in Ordnung und man muss sie sich nicht schönreden indem man das andere kleinredet.
Nun ja… auch ich stelle mir hier die Frage und muss sagen, die neue Nikon hat ein paar hübsche Funktionen an Bord aber… Mein Akku auf der D5 meistert locker über 6000 Aufnahmen und ich kann meine Kamera sogar ohne Pinzette halten. Und genau das ist für mich aktuell einer der Killerkriterien… da der Spiegel wegfällt, kann man die Dinger noch kleienr gestalten und irgendwann verwecheslt man den Body mit dem Mobile… Ich hatte schon echt Mühe die D810 ohne Zusatzgriff ruhig zu halten und die Z7 ist noch wesentlich kleiner. Ja klar, die Linsen werden auch leichter, aber wird ein 500er mit f2.8 oder sogar f1.4 tatsächlich nur noch 200gr wiegen und 10cm kurz sein, damit die Kamera noch ausbalanciert ist?
Meine Entscheidung wird wohl noch eine Weile dauern und bis dahin bin ich Glücklich mit meinen DSLR’s.