Sommerloch: Doc Baumann entdeckt UFO
Eigentlich fing alles ganz harmlos an: Ich wollte gestern nur die Ost-West-Achse von Kassel fotografieren. Da ich kein Stativ dabei hatte, nahm ich sicherheitshalber in wenigen Sekunden eine Bildreihe auf. Erst am Monitor bei der Raw-Bearbeitung entdeckte ich auf einem der Fotos ein UFO – kurz davor und danach war es nicht dort.
UFOS sind eine typische Erscheinung des Sommerlochs, wenn Journalisten nichts anderes mehr einfällt. Eigentlich müsste man sagen: Sie waren das mal, sich abwechselnd mit Kornkreisen oder dem Loch-Ness-Monster. Inzwischen scheint es genug reale Monster zu geben; da muss man kein Sommerloch mehr stopfen.
Dass ausgerechnet ich ein solches Exemplar entdecke, könnte bezüglich der Glaubwürdigkeit bedenklich sein, denn ich habe vor rund 25 Jahren mal ein Buch geschrieben mit dem Titel „Unsere fernen Nachbarn – wie sich die Erdbewohner die Außerirdischen vorstellen“. Das war zwar kein Buch über Aliens, sondern eine Kulturgeschichte der menschlichen Darstellung solcher Wesen, vor allem in Literatur, Film und Illustration. Aber natürlich ging es in diesem Zusammenhang auch um UFOs beziehungsweise „Fliegende Untertassen“.
Die beiden Begriffe scheinen weitgehend gleichbedeutend zu sein. Tatsächlich gibt es aber einen großen Unterschied. Etwas als „Fliegende Untertasse“ zu bezeichnen setzt voraus, dass man etwas gesehen hat (oder gesehen zu haben glaubt), das sich mit diesem Begriff einigermaßen exakt beschreiben lässt. Es sollte also irgendwie wie eine fliegende runde Scheibe aussehen und nicht wie eine schwebende Zahnbürste.
Der Begriff UFO dagegen ist eher eine Negation, die etwas darüber aussagt, was der Betrachter nicht weiß: Unbekanntes Flugobjekt. Klar ist dabei dreierlei: Es handelt sich um ein Objekt (auch, wenn es oft nur Lichterscheinungen sind, etwa sich schnell bewegende „Scheiben“, die nachts von großen Scheinwerfern von unten auf Wolken projiziert werden). Es fliegt (jedenfalls wird es irgendwo hoch oben in der Luft beobachtet und bewegt sich oft, mitunter sehr schnell). Und der Betrachter weiß nicht, was es ist: Ein Flugzeug, ein Ballon, eine merkwürdige Wolke, eine Drohne … oder vielleicht doch ein Gerät außerirdischer Besucher?
Oft wird dieses eingestandene Nichtwissen einfach in Wissen umgewandelt. Ein UFO gesehen zu haben, bedeutet dann, vorgeblich etwas Bestimmtes beobachtet zu haben, nämlich etwas mit außerirdischem Ursprung. Das ist etwa so, als hörten Sie in den Nachrichten: „Heute um 9:54 Uhr wurde die Bankfiliale in der Müller-Straße von drei unbenannten Männern überfallen.“ Wenig später sehen Sie aus dem Fenster drei Ihnen unbekannte Männer. Da diese Beschreibung mit jener der Täter genau übereinstimmt, rufen Sie jetzt schnell die Polizei. Oder?
Wahrscheinlich eher nicht, denn aus dem negativen Attribut „unbekannt“ kann man keinen positiven Schluss ziehen. Wenn A unbekannt ist und B ebenso, bedeutet das keineswegs, dass A und B etwas miteinander zu tun haben oder gar identisch sind. Und daher ist ein UFO eben nur ein unbekanntes Objekt, über das man keine sicheren Aussagen machen kann.
Über „mein“ UFO weiß ich immerhin ein wenig: Es ist sehr wahrscheinlich ein Objekt und kein Pixelfehler, da es recht ausgedehnt ist und die Verteilung von Licht und Schatten gut zum Sonnenstand der Aufnahme passt. Es ist näher als die Berge, vor denen es sich befindet, da es kontrastreicher ist. Und es muss recht schnell sein, denn weder auf dem Bild davor noch auf dem danach – in einem Abstand von Sekundenbruchteilen fotografiert – ist es irgendwo auf dem Bild zu sehen. Das spricht auch gegen einen Vogel, der so schnell nicht verschwinden würde. Seltsam ist allerdings, dass es dann bei einer 400stel Sekunde Belichtungszeit nicht verwischt wiedergegeben ist. Aufgenommen habe ich es kurz nach 11 Uhr vor dem Schloss Wilhelmshöhe, von dem man über das ganze Kasseler Becken bis auf die Bergketten im Osten blickt.
Da das Ganze von mir kommt, ist die nächstliegende Erklärung natürlich, dass es sich um eine schlichte Montage handelt. Aber das wäre nun doch etwas zu läppisch – also, großes docmatisches Indianer-Ehrenwort: keine Montage, nur ein wenig – das ganze Bild betreffende – Kontrastverstärkung. Was das nun für ein Dings ist – keine Ahnung. Vielleicht war es ja tatsächlich ein UFO …
Wie sieht es aus mit Schmutz auf dem Sensor? Der kann sich durchaus zwischen den Aufnahmen bewegen. Dir Farbeffekte können Ergebnis der Interpolation sein.
Hmm – in Sekundenbruchteilen?
Ein kleiner Denkfehler (?): EIgentlich dürfte es nicht UFO heißen, sondern nur UO. Nach der o.g. Definition müsste ich also wissen, dass das abgebildete Objekt (O) zwar unbekannt (U), aber fliegt (F) und nicht ein Abbildungsfehler unbekannter Art ist. Ich tippe eher auf einen Rechenfehler. Wenn es eine Serienaufnahme ist, wer schließt aus, dass sich beim Speichern auf die Karte und der Maße die Kamera nicht mal kurz verschluckt bei der Datenmenge und einen Aussetzer hatte. Ähnliches hatte ich schon mal bei meiner D 810 bei Full Speed und RAW. Die Karte war nicht nur glühend heiß, sondern es gab bei den äußeren Bildrandpixeln kleinere (kaum merkbare) Aussetzer, wenn auch nicht so krass wie das Beispiel hier.