Sensation: Kameras schon in der Antike!
Ein Kupferstich des antiken Helden Herkules aus dem Jahre 1710 mit umgehängter Kamera! Wer glaubt denn so was? Eigentlich hatte Doc Baumann bei Recherchen für seinen Roman lediglich Bildmaterial über die Arbeiten des Herkules gesucht. Dabei stieß er auf diese alte Grafik. Unglaublich! Die Geschichte der Fotografie muss nun ganz neu geschrieben werden.
Als ich diesen Kupferstich aus dem Jahre 1710 von Nicolas Guérard le Jeune entdeckte, interessierte mich zunächst nur seine Darstellung einer der Arbeiten des Herkules, das Einfangen des Erymanthischen Ebers. Guérards Lebensdaten sind nicht ganz gesichert und weichen in verschiedenen Quellen voneinander ab; so soll er mal 1680 geboren worden, mal 1719 im Alter von 71 Jahren gestorben sein. Aber für meine Entdeckung ist das unwesentlich – in den Jahren nach 1700 war er auf jeden Fall als Kupferstecher tätig. |
Ich schaute mir den zappelnden Eber an, ich schaute mir den kraftstrotzenden Herkules an, der das offenbar tonnenschwere Biest mühelos auf der Schulter gen Mykene zu König Eurystheus schleppt. Irgendwas störte mich an dem Bild, ohne dass ich zunächst sagen konnte, was genau das war. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Was da an einem Lederband um den Hals des Helden hängt, ist nichts anderes als eine frühzeitliche Kamera!
Kann ja gar nicht sein, sagen Sie jetzt wahrscheinlich. Kameras schon in der Antike? Gab’s ja noch gar nicht. Zugegeben, unserer derzeitigen Kenntnis nach nicht. Auch zur Zeit von Guérard kannte man gerade einmal die weiterentwickelte Camera obscura, die etliche Maler bereits für Vorzeichnungen ihrer Gemälde einsetzten. Aber das waren Riesendinger, die man sich nicht mal locker um den Hals hängen konnte – nicht mal ein Herkules, wenn er in der anderen Hand schon einen Erymantischen Eber hält.
Am einfachsten arbeitet man in einem solchen Fall nach dem Ausschlussprinzip: Könnte es was ganz anderes sein. Aber was? Ein solches Objekt taucht in keinem anderen Herkules-Kupferstich auf. Keule?, höre ich da einen verzagten Vorschlag. Irgendwelche phantasievollen Metallkeulen in Herkules’ Händen gibt es erst in neuzeitlichen Filmen. Die antike Keule ist aus Olivenholz geschnitzt, und das sieht garantiert nicht so aus. Zudem erkennt man ja auch deutlich die Objektivöffnung und die Einstellringe. Ein Armreif vielleicht? Warum sollte der von der Schulter baumeln? Oder die Büchse der Pandora? Nein, das war eine andere Sage. Wie man es auch dreht und wendet, es bleibt nur eine Kamera übrig.
Gehen wir das Problem mal anders herum an. Gibt es weitere Belege für Fotoapparate vor der Neuzeit? Na ja, eigentlich nicht. Aber da ist zum Beispiel die Hypothese, das Grabtuch von Turin sei von Leonardo da Vinci mit einer Riesenkamera produziert worden. Die soll zwar auch eher nach dem Prinzip der Camera obscura funktioniert haben und als raumgroßes Gerät nicht gerade handlich gewesen sein, aber das wäre ja schon mal ein Ansatz. Damit wären wir schon mal zurück bis in die Renaissance.
Dafür, dass es Kameras schon in der Antike gab, kennen wir zugegebenermaßen keine Textquellen oder archäologischen Belege. Aber hätte man nicht vor über hundert Jahren den Mechanismus von Antikythera aus einem versunkenen Schiff geborgen, wüsste heute kein Mensch, dass es bereits in der griechischen Antike komplexe Computer gab. Und wer einen Computer zusammenbauen kann, kriegt eine Kamera erst recht hin.
Dank des Guérard-Stiches von 1710 wissen wir nun zumindest mit Sicherheit, dass solche handlichen Kameras mit lichtstarken Objektiven bereits Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut wurden. Ob das nun eine anachronistische Erfindung des Künstlers ist oder ob er tatsächlich heute verschollene Belege dafür kannte, dass Herkules mit einem solchen Apparat durch den Mittelmeerraum zog (und ab und zu ein Selfie aufnahm: ich und der Eber, ich und der Nemeische Löwe, ich beim Ausmisten der Ställe …) wissen wir leider nicht. Ob es also Kameras schon in der Antike gab, muss so bis auf weiteres offen bleiben – aber zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es sie garantiert! Schießlich kannten die Kupferstecher des späten Barock den Begriff „Fake News“ noch nicht …
Dergleichen habe ich schon gehört. Auch über Kameras. Es gibt Bücher die in diese Richtung weisen:
„Dinge die es nicht geben dürfte“ Best.Nr.: 19-938-700
„Verbotene Archäologie“ Best.Nr.: 19-909-350
Vielleicht steht da was?
Alle Bücher aus Kopp-Verlag Katalog Mai 2017
T.Richter
Nana … wenn, dann hat höchstens der Kupferstecher etwas „Kameraähnliches“ ins Bild gebracht.
Der Schluss auf die Antike ist völliger Humbug.
Nur ungern widerspreche ich Doc’s Theorie – aber beim abgebildeten Objekt handelt es sich keinesfalls um eine Kamera, sondern um das legendäre Apfel-Rübenkraut von J. Canisius aus dem niederländischen Schinnen! . Das Zeug ist extrem süss, und da Zucker bekanntermassen ein hervorragender Energielieferant ist, erklärt sich auch stimmig, warum Herkules den Eber so locker mit sich rumträgt 😉
Ich bin mir nicht sicher ob es in der Zeit überhaupt schon Glas gegeben hat.