Schwieriges Licht
Wenn die Farben in einem Bild unstimmig erscheinen, liegt es oft an einer Mischlichtsituation – es herrscht »schwieriges Licht« vor. Raw-Konverter wie Lightroom verfügen glücklicherweise über die nötigen Werkzeuge, um auch komplexe Farbstiche zu eliminieren.
Die Anregung zu diesem Beitrag bildete ein Thread im Fuji-X-Forum, in dem sich ein Fotograf mit einer Fuji X-T3 deren Farbwiedergabe in bestimmten Situationen monierte. In solchen Fällen ist allerdings fast nie die Kamera das Problem. Die Farben, die verschiedene Kameramodelle produzieren, können sich durchaus unterscheiden; so liefern Canon-Modelle traditionell warme Farben, während Fuji-Kameras kühler abgestimmt sind, aber wer eine andere Farbcharakteristik bevorzugt, kann diese heutzutage mit Kameras jeden Herstellers über eine Feinkorrektur des Weißabgleich erzielen. Der gewünschte Weißpunkt lässt sich in zwei Dimensionen zwischen Orange und Blau beziehungsweise Grün und Violett wählen.
Wenn die Farben dennoch nicht wunschgemäß ausfallen, liegt das nicht an der eingesetzten Kamera, sondern am Licht. Der automatische Weißabgleich kann zwar innerhalb gewisser Grenzen Farbstiche aufgrund einer hohen oder niedrigen Farbtemperatur ausgleichen (über diese Grenzen hinaus sind die Festwerte für beispielsweise Glühlampenlicht nötig, oder alternativ die Direktwahl eines Kelvin-Werts), nicht jedoch die Effekte von Mischlicht.
Ein typischer Fall ist die Lichtsituation bei heiterem Himmel: Motive, auf die kein direktes Sonnenlicht fällt, werden immer noch vom gestreuten Licht des blauen Himmels beleuchtet, weshalb die Schattenzonen bläulich erscheinen. Besonders auffällig ist das, wenn Schnee liegt – da dieser einen großen Teil des Lichts reflektiert, sind auch die Schatten noch recht hell und das Blau sticht mehr ins Auge. Im Wald schirmen Blätter einen großen Teil des direkten Sonnenlichts ab; das diffuse Licht hingegen wird vor allem vom Grün der Vegetation reflektiert, was für grünliche Schatten sorgt. In Innenräumen mischt sich je nach Tageszeit das Licht von Glühlampen (oder energiesparenden Alternativen mit ähnlicher Farbtemperatur) mit dem direkten oder indirekten Sonnenlicht, das durch die Fenster fällt. Da Lampen meist von oben strahlen, das Tageslicht aber seitlich einfällt, entstehen ganz unterschiedlich gefärbte Schlagschatten, je nachdem, welcher Lichtquelle eine Fläche zugewandt ist. Noch komplexer gestaltet sich die Lichtsituation, wenn verschiedene künstliche Lichtquellen kombiniert werden, also beispielsweise Glühlampen, Leuchtstofflampen und LEDs. Selbst wenn deren Farbtemperatur ähnlich sein sollte, unterscheidet sich die spektrale Verteilung des Lichts.
Wenn man die Lichtsituation nicht vereinheitlichen kann, indem man etwa Glühlampen durch Blitzlicht mit einer tageslichtähnlichen Charakteristik ersetzt, oder umgekehrt die Fenster verhängt, um das Tageslicht auszuschließen, bleibt nur, die Farbstiche im Raw-Konverter zu neutralisieren.
Lightroom bietet hier mehrere Möglichkeiten. Im Bedienfeld »Kalibrierung« lassen sich die Schatten zwischen Grün und Violett tonen; die zweite Dimension des Weißabgleichs zwischen Orange und Blau fehlt leider. Abhilfe schafft das Bedienfeld »Teiltonung«, mit dem Sie Lichter und Schatten unterschiedlich einfärben können. Eine geringe Sättigung im einstelligen Bereich reicht zur Farbstichkorrektur aus. Eine Alternative bieten die RGB-»Gradationskurven«; wie sich solche Anpassungen als Vorgaben speichern lassen, ohne eine Kurve für die Luminanz zu beeinflussen, habe ich kürzlich an dieser Stelle beschrieben. Falls die separate Korrektur von Lichtern und Schatten nicht ausreicht, bleiben noch die lokalen Anpassungen mit »Pinsel«, »Verlaufsfilter« oder »Radial-Filter«, mit denen Sie gezielt Bildbereiche einfärben oder umfärben können.