Schwarz?
Besser als die Einleitung eines Spiegelartikels zum Thema Schwarz kann man es nicht auf den Punkt bringen: „Schwarz ist keine Farbe, Schwarz ist die Abwesenheit von Licht. Je schwärzer ein Gegenstand erscheint, desto mehr des auf ihn fallenden Lichts absorbiert er. Der Extremfall ist ein Schwarzes Loch, das sämtliches Licht verschluckt.“
Digital-Schwarz
RGB-Bilder basieren auf der additiven Farbmischung. Sie funktionieren also – anders als der CMYK-Modus, bei dem es um Farbauftrag und Papierweiß geht – im Prinzip genauso wie wir das vom Licht in unserem Alltag kennen: Viel Licht = Weiß, kein Licht = Schwarz. Ein Tonwert von 0 steht bei einer Farbtiefe von 8, 16 und 32 Bit/Kanal für Schwarz. Die maximale Helligkeit in 8 und 16 Bit wird durch den Tonwert 255 repräsentiert: Weiß (in einem HDR-Bild entspricht das der Helligkeit 1,0). Hellere Tonwerte (> 1), also „echtes“ Leuchten kann man nur bei HDR-Bildern im 32 Bit-Modus speichern/wählen.
Aber haben Sie sich eigentlich schon einmal Gedanken darüber gemacht, was wir so alles als Schwarz ansehen? (Schwarzseher mal außen vor.)
Was bedeutet ein Tonwert von Null? Wenn Sie Schwarz auf einem Monitor betrachten, ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht „die Abwesenheit von Licht“, da der Monitor von hinten beleuchtet wird. Auch auf nicht hintergrundbeleuchteten oder ausgeschalteten Displays sehen Sie mit Sicherheit kein wirkliches Schwarz, da jeder Bildschirm immer auch – spiegelnd oder diffus – das Umgebungslicht reflektiert. Haben Sie sich vielleicht schon einmal gewundert, warum Ihre auf dem eigenen Desktoprechner gut aussehenden Bilder auf Smartphones und anderen Displays zu hell oder zu dunkel aussehen? Freundliche Grüße vom trügerischen Schwarzwert auf Monitoren! Und eine freundliche Empfehlung, sich auch mal mit Farbmanagement zu beschäftigen.
Alltags-Schwarz
Werfen Sie auch einmal einen näheren Blick auf die schwarzen Gegenstände in Ihrer Umgebung (bei mir wären das gerade mein Grafiktablet, die Monitorumrandung, das Smartphone und mein letztes schwarzes Bücherregal (ich stelle gerade auf hellere Möbel um): Keines der Objekte ist wirklich schwarz, sondern besteht in Bildbearbeiter-Denke nur aus (dunklen) Graustufen. Das ist eine banal klingende Erkenntnis, die aber Voraussetzung dafür ist, gezielt weiße Objekte in Schwarz oder schwarze Objekte in Weiß mit Photoshop umfärben zu können.
Schwarz in der Natur
Das Gefieder von schwarzen Vögeln mag auf uns langweilig wirken. Federn. Schwarz. Nun ja. Aber wussten Sie, dass viele Vogelarten Licht im kurzwelligen UV-Bereich sehen können? Greifvögel erkennen so aus großer Höhe die Urinspuren von Nagetieren (der enthaltene Harnstoff reflektiert UV-Licht). Und interessanterweise weist selbst schwarzes Gefieder im UV-Bereich variantenreiche Musterungen auf, die dem menschlichen Auge in einem Sumpf aus Schwarz verborgen bleiben. Aber solche UV-Muster sind nicht nur auf schwarze Vögel beschränkt, sondern im Gegenteil ziemlich verbreitet (hier ein wissenschaftliches Paper dazu).
Das schwärzeste Schwarz
Das schwärzeste Schwarz kombiniert mit der besten Show kann im Tierreich wohl der Kragenparadiesvogel für sich beanspruchen, dessen Show-Pose-Rückansicht wie ein schlecht in Photoshop gemaltes Smiley-Gesicht wirkt:
Das bislang schwärzeste menschengemachte Schwarz der Welt ist VANTABLACK. Hierbei handelt es sich um kein Farbmittel und auch um kein Pigment, sondern um eine Beschichtung aus Kohlenstoff-Nanoröhrchen mit einem Durchmesser von 20 nm und circa 14 bis 50 µm Länge. Diese Röhrchen sind wahre Lichtschlucker, denn sie absorbieren 99,965 Prozent des einfallenden Lichtes.
Schwärzer wird es derzeit nicht! Das ist doch irgendwie beruhigend! 😉
Beste Grüße,
Olaf
Ich glaube, der wichtigste Hinweis in Ihrem Artikel ist die Empfehlung, sich mit Farbmanagement zu beschäftigen. Ich sehe bei vielen meiner Fotokollegen auf den Schreibtischen 150€-Monitore, bei denen so gut wie keine Farbe dem entspricht, was von der Speicherkarte kommt. FM ist weitgehend zwar nicht unbekannt, aber ungeliebt. ICC-Profile? Top-Monitor? Mir erschließt sich die Logik nicht, mehrere tausend Euro für eine Highend-DSLR auszugeben, PS/LR auf dem PC zu haben und dann Farblotterie zu spielen. Oder sich aufzuregen, dass der „Drucker nichts taugt“, weil die Farben eben irgendwie aussehen oder verkorrigiert wurden, weil der Monitor alles anzeigt ausser der richtigen Farbe. Es gibt wirklich tolle Abhandlungen über FM – nur sollte man sich nicht gleich Bücher für Graf. Ingenieure zulegen, es gibt einfachere Übersichten. Und wer überhaupt keine Lust hat, Monitore zu kalibrieren, kann sich ja einen Eizo zulegen, der sich selbst kalibriert. Ich habe so ein Gerät gekauft und muss sagen: top. Allemal einfacher als das Handling meines i1-GretagMacbeth. Hochwertige Monitore zeigen auch generell eine bessere Schwarzdarstellung. Die einstmals sehr hohen Einstiegspreise haben sich für Topmonitore deutlich nach unten bewegt. Aber wer wirklich sichere Bildbearbeitung mit nachvollziehbaren Ergebnissen möchte, muss auch heute noch etwas tiefer in die Tasche greifen. Aber das lohnt sich in jedem Fall.