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SARS-CoV-2 vs. X-T4 und D6

Alle reden vom Virus, die Fotoindustrie auch – die Markteinführung gerade erst vorgestellter Kameras verzögert sich und man kann sich nicht einmal sicher sein, dass die photokina Ende Mai 2020 stattfinden wird (derzeit erscheint sie allerdings noch ungefährdet). Ein kleines Virus entfaltet eine große Wirkung.

Manche Fotobegeisterten bezeichnen ihre Lust am Konsum ja als GAS (Gear Acquisition Syndrome) – so als wäre es eine Krankheit statt eine Sucht. Jetzt sorgen eine echte Krankheit (COVID-19), das sie verursachende Virus (SARS-CoV-2) und vor allem die Angst, sich damit zu infizieren, für einen kalten Entzug. Neue Kameramodelle wie die Fuji X-T4 und die Nikon D6 kommen erst später auf den Markt, weil sie im Ganzen oder in Teilen in China gefertigt werden und die chinesische Fotoindustrie, Transportunternehmen, Fluggesellschaften oder irgendwelche andere Unternehmen, auf denen unsere arbeitsteilige globalisierte Wirtschaft beruht, COVID-19-bedingt nicht oder nur mit halber Kraft arbeiten.

SARS-CoV-2 vs. X-T4 und D6
Meine schon vor gut 30 Jahren im venezianischen Karneval bewährte Pestdoktorenmaske ist sicher ebenso wirksam wie die Gesichtsmasken, die jetzt zu weit überteuerten Preisen angeboten werden.

Dabei sind in meiner Umgebung gar keine Folgen zu sehen. Auf der Straße, in Läden und Restaurants, bei den noch stattfindenden Veranstaltungen und in öffentlichen Verkehrsmitteln habe ich niemanden mit den – ohnehin weitgehend nutzlosen – Gesichtsmasken gesehen, stand ich nicht vor aufgrund von Hamsterkäufen geleerten Supermarktregalen, und ich habe auch nirgendwo Anzeichen von Panik erlebt. Hier in Hamburg verhalten sich die meisten Menschen nicht viel anders als sonst auch. Wir müssen sowieso damit rechnen, dass wir uns irgendwann in den nächsten Monaten mit SARS-CoV-2 infizieren werden, denn eine Impfung dürfte erst im Sommer des nächsten Jahres verfügbar sein. Das Virus verbreitet sich zunächst exponentiell und die Zahl der Neuinfektionen wird wohl erst abflachen, wenn das Virus immer weniger noch nicht Infizierte findet.

Mittlerweile hat es sich hoffentlich herumgesprochen, dass wir die Infektionsrate drücken und damit die Zahl der gleichzeitig Erkrankten reduzieren müssen. An der Zahl derjenigen, die am Ende COVID-19 durchgemacht haben, wird das zwar nichts ändern – die meisten von uns müssen wohl da durch, aber je länger das dauert, desto weniger sind zu jedem Zeitpunkt akut erkrankt. Wenn es für Patienten mit einem schweren Verlauf keine geeigneten Krankenhausbetten gibt, sinkt deren Chance, COVID-19 zu überleben. Zudem würde die Behandlung anderer Patienten leiden und es könnte zu Todesfällen kommen, die zwar nichts mit dem neuen Virus zu tun haben, aber sehr viel mit der dadurch verursachten Überlastung unseres Gesundheitssystems.

Warum es so wichtig ist, SARS-CoV-2 ernst zu nehmen und grundlegende Vorsichtsmaßregeln einzuhalten.

Immerhin: Fotografieren, mit dem vorhandenen Equipment, ist weitgehend ungefährlich, insbesondere an der freien Luft. Auch wer sich lieber von seinen Mitmenschen fernhält, um sich zuhause am Computer der Bildbearbeitung zu widmen oder endlich mal das Diaarchiv zu digitalisieren, dürfte nichts mit COVID-19 zu tun bekommen. Obwohl ja die Computertastatur durchweg der schmutzigste, mit der größten Zahl von Erregern belastete Haushaltsgegenstand ist, Klobrillen und dergleichen eingeschlossen. Und die nächste Kamera kommt früh genug.

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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