Raw-Fotos mit dem iPhone 7 Plus und Lightroom mobile
Dank Vorbestellung bin ich nun einer der wenigen, die das iPhone 7 Plus bereits im Einsatz haben. Eine Vertragsverlängerung bei meinem Mobilfunkanbieter an – just zu dem Zeitpunkt als das neue iPhone herauskam. Reines Glück also, dass ich nicht wie alle anderen, die sich später registriert haben, bis November warten musste. Was ich am iPhone 7 Plus – im Hinblick auf’s Fotografieren – gut finde, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
Zwei Objektive und ihre Möglichkeiten
Eigentlich hatte ich immer die kleinere iPhone-Variante bevorzugt. Jetzt habe ich mich aber doch für die größere entschieden. Der Grund: die zwei eingebauten Kameras. Zwar bin ich ein Fan von Weitwinkelfotos, aber ein wenig mehr Tele hatte ich mir immer gewünscht. Im iPhone 7 Plus besitze ich nun zum einen eine Kamera mit einem 28-mm- und eine weitere mit 56 mm-Kleinbild-äquivalenten Bildwinkel. Also ein Weitwinkel- und ein Normal-Objektiv (naja, zumindest ungefähr). Übrigens: Den angepriesenen Digitalzoom (bis auf das Zehnfache! „Wow, freaky amazing … Bla bla.“) können Sie nach wie vor vergessen. Nutzen Sie die optische Originalauflösung und beschneiden Sie das Bild später oder vergrößern Sie es in Photoshop oder mit anderen Tools – die Qualität ist dann deutlich besserer.
Bokeh-Modus?
Gespannt bin ich auf den aktuell nur in einer Beta-Version von iOS verfügbaren Porträtmodus, bei dem eine geringe Schärfentiefe simuliert wird. Wahrscheinlich indem aus dem Versatz der Abbildungen beider Objektive eine Maske errechnet und der Hintergrund weichgezeichnet wird. Ich hatte für etwas Ähnliches früher die interessante App „SynthCam“ im Einsatz. Leider hat die sich nur für statische Objekte geeignet und leider stürzt sie unter den neuere iOS-Versionen ab. Es sieht auch so aus, als würde sie nicht mehr weiterentwickelt. Auf ein wirklich schönes Bokeh sollte ich beim iPhone 7 Plus aber wohl nicht hoffen, denn die aktuellen Bildbeispiele erinnern eher an eine schnöde Gaußsche Weichzeichnung.
Die maximalen Blendenöffnungen von f/1.8 für das Weitwinkel beziehungsweise f/2.8 für die Normal-Linse sorgen zwar für eine verbesserte Lichtstärke, aber kein Smartphone ersetzt eine hochwertige Kamera-/Objektiv-Kombination wenn Sie cremiges Bokeh und höchste Pixelqualität wünschen.
DNG fotografieren mit iPhone 7 Plus und Lightroom mobile
Der für mich größte Vorteil ist die Möglichkeit, unter iOS 10 jetzt auch endlich im Raw-Format fotografieren zu können. Gespeichert werden diese im DNG-Format. Lustigerweise können Sie DNGs im iPhone 7 Plus aber nicht mit der iOS-eigenen Kamera fotografieren, sondern nur mit Apps von Drittanbietern.
Eine dieser Apps ist Lightroom mobile und die ist kostenlos für jedermann nutzbar. Auch falls Sie kein Adobe CC-Kunde sind (wobei Sie dann natürlich auf die Vorteile der Cloud-Integration verzichten müssen). Die App bietet die Möglichkeit, den Fokuspunkt zu setzen, die Belichtung anzupassen, Selbstauslöser, Weißabgleich, verschiedene Gitter-Überlagerungen inklusive Wasserwaage. Eigentlich alles, was man beim Fotografieren mit dem Smartphone braucht – und eben auch das DNG-Format.
Raw-Fotografie mit dem iPhone 7 Plus hat Vorteile …
Und das Fotografieren in Raw hat – auch auf dem iPhone 7 – mehrere Vorteile:
- Im Vergleich zum JPEG ist der Dynamikumfang deutlich erhöht. Von meiner Nikon D800 bin ich natürlich Besseres gewöhnt, aber was bei diesem kleinen Sensor herauszuholen ist, wirkt schon erstaunlich. Im HDR-Modus fotografierte JPEGs können da auch nicht mithalten; sie weisen oft unschöne Kantendopplungen auf.
- Mit DNGs überlassen Sie das Entrauschen nicht dem Handy, sondern können es nachträglich in Camera Raw oder einem Raw-Entwickler Ihrer Wahl selbst optimieren. Das müssen Sie auch, denn auf den ersten Blick rauschen die iPhone 7 Plus-DNGs auch bei vergleichsweise niedrigen ISOs ziemlich heftig. Ich selbst bevorzuge jedenfalls etwas Rauschen gegenüber den viel zu glattgebügelten, oft in den Details ziemlich kristallisiert wirkenden JPEGs.
- Sie können eine von fünf Entwicklungsvorgaben in Lightroom-Mobile bereits für das Fotografieren aktivieren. Sie sehen also beispielsweise direkt auf dem Display das fertig entwickelte Schwarzweiß-Foto – behalten jedoch dank des Raw-Formats sämtliche Farbinformationen.
… aber auch Nachteile
Diese Vorteile erkaufen Sie natürlich durch gestiegene Dateigrößen. Während ein JPEG mit etwa 3 MB zu Buche schlägt, werden es beim DNG schon mal 14 bis 20 MB. Offensichtlich setzt Adobe hier nicht auf Lossy DNG, sondern auf das unkomprimierte Raw. Das ist löblich, aber ich wünsche mir eine Option für Lossy-DNG. Damit bliebe die Dateigröße in etwa auf JPEG-Niveau, man würde kaum Bildqualität verschenken und hätte dennoch den größeren Dynamikumfang zur Verfügung.
Dieses Gegenlicht-Foto wäre im JPEG-Modus des iPhones gar nicht möglich gewesen. Zwar habe ich mich hier für einen hohen Kontrast entschieden und einige in den Bäumen vorhandene Details absaufen lassen, aber die Zeichnung im Himmel und im Vordergrund ist nur dank Raw (DNG) möglich.
Alles in allem
iPhone 7 Plus = Zwei Brennweiten + Bildstabilisierung + Raw = finde ich gut. 😉
Ihr Olaf Giermann
Moin Olaf,
aber ist es nicht traurig, dass es keine Apple-eigene App gibt, um dng auch für nicht CC-Abonnenten an einen PC zu exportieren.
Mit LR mobile bekomme ich nur jpeg exportiert (obwohl auch das bereits besser aussieht als das IPhone-eigene).
Habe das IP7 ohne Plus und keinerlei Ambitionen, hier Fotos zu bearbeiten usw. Das würde ich bei Bedarf aber gern mit CS6 oder LR6 auf dem PC machen.
Gruß, Gerd