Tastatur nur für Photoshop?
Hallo, Olaf Giermann hier. Ich als Poweranwender von Tastaturkürzeln möchte Ihnen heute einmal dazu ein paar Gedanken zu genau diesem Thema mitteilen. Denn sehr viele Anwender denken, man müsse Tastaturkürzel auswendig lernen. Und manche Hersteller wollen die Programmbedienung mit Spezialtastaturen oder Tastatur-Overlays vereinfachen. Bringt das tatsächlich etwas?
Der Bildbearbeitungs-Einsteiger wird in Photoshop nicht nur von der Funktionsfülle und den merkwürdigen Bezeichnungen diverser Werkzeuge (»Abwedler«? »Color lookup«? …) und Befehle quasi erschlagen, sondern er staunt sicher auch über die unzähligen Shortcuts, die er offensichtlich auswendig lernen muss. Bei letzterem verspricht das unter www.shortcut-s.eu vorgestellte Kickstarterprojekt Abhilfe, das es sich zum Ziel gesetzt hat, eine dedizierte Tastatur für Photoshop und weitere Kreativprogramme zu produzieren, bei der 319 Tasten auf 40 mal 30 Zentimetern Fläche den Aufruf der wichtigsten Funktionen mit nur einem Finger ermöglichen soll. Das Versprechen: „Einfacher für Einsteiger, besser für Fortgeschrittene und schneller für Profis!“ Das sieht auf den ersten Blick doch sehr interessant und vielversprechend aus, oder?
Wenn Sie mich fragen, geht das Konzept dieser ExtraTastatur von drei typischen Fehlannahmen aus:
1. Dass man Shortcuts auswendig lernt.
2. Dass man auf die Tastatur guckt, die Tasten sucht und dann drauf drückt.
3. Dass es besser ist, für möglichst viele Funktion eine eigene Taste zu haben.
Tatsächlich ist es aber so, dass man bei häufig verwendeten Funktionen – ohne sie vorher auswendig zu lernen – immer häufiger deren jeweilige Tastaturkürzel benutzt, bis man nicht mehr darüber nachdenkt und es sich anfühlt, als wenn die Hände von ganz allein die gewünschten Funktionen aufrufen. Ohne hinzuschauen natürlich – denn auf der normalen, vertrauten Tastatur finden die Finger schnell die richtigen Tasten. Bei diesem Zusatzkeyboard soll/muss man aber ein komplett neues Layout lernen, das viele Funktionen abbildet, die man gar nicht braucht/nutzt; dafür fehlen sehr viele, die man vielleicht braucht. Aufgrund der Größe muss man die gewünschten Funktionen mit den Augen suchen, was über die schon bekannten Menüs des Programms dann aber mindestens genauso schnell geht. Muss man auch einmal Texte eingeben, benötigt man zusätzlich die Standardtastatur auf dem Schreibtisch – neben dem für ernsthaftes schnelles und detailliertes Arbeiten unentbehrlichen Grafiktablett. Wer so viel Platz auf dem Schreibtisch hat, braucht dann wahrscheinlich ziemlich lange Arme – oder muss sich entsprechend mehr hin und herbewegen. Das wäre dann wahrscheinlich doch noch ein Vorteil – denn Bewegung ist bekanntlich gesund!
Docmatische Grüße, Olaf Giermann
Ich bin kein großer Fans von solchen Tastaturen bzw. von Stickern auf einer Tastatur.
Anstelle der ShortCuts merkt man sich die Position auf der Tastatur, sobald diese Tastatur nicht zur Verfügung steht, zB bei einem Arbeitsplatzwechsel, fängt man bei 0 an.
So bequem es sich anhört, so kontraproduktiv ist es im Arbeitsalltag meiner Meinung nach.
Das sehe ich genau so, obwohl ich eher zu denen gehöre, die Neuem aufgeschlossen gegenüber stehen. Obwohl solche Tastaturen ja nicht wirklich neu sind. Mit einer überbordenden Tastatur wie in diesem Beispiel wird man sich dann wohl mehr beschäftigen, als mit dem Bild. Das geht gar nicht.
Nach rund 25 Jahren von Deluxe Paint (Amiga) bis zu Photoshop CC (dto. Illustrator, etc.) sind Tastenkürzel so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich mich bei Workshops zwingen muss, für die Teilnehmer den langen Weg mit Maus oder Stift zu gehen. Dabei merkt man aber schnell, wie sehr der Mausweg den Arbeitsprozess ausbremst. Anstatt nun sein Heil in teurer Hardware zu suchen, die neben Kaffeetasse, Tastatur und Stifttablett auch noch Platz benötigt, mein Tipp: Für alles was man häufiger als 5-10 mal pro Tag benötigt, sollte man sich das Tastenkürzel anschauen. Spätestens beim dritten Mal schauen hat man es sich gemerkt.
Wichtig: Nicht überfordern, also nur 2-3 Tastenlkürzel pro Woche merken. das sind in einem Jahr weit über 100 Kürzel in verschiedenen Programmen und damit deutlich mehr, als – nach meiner Erfahrung – viele langjährige Profis beherrschen.
Adobe ist m.E. ohnehin der König der intuitiven Benutzerführung. Für die meisten Tastenkürzel lassen sich leicht (englische) „Eselsbrücken“ bauen.
Bei einer eigenen Tastatur müsste ich mir zudem noch deren Anordnung und Belegung merken. Ein überflüssiger Aufwand.