Prompt Inspiration: –weird
Schräg, schrullig, schrill oder einfach verrückt – das sind die Bedeutungen des Wortes »weird«, mit dem Midjourney ab der Version 5.2 seine Befehlsparameter-Liste erweitert hat. Zum Befehl »–weird«, beziehungsweise »–w« gehört, wie bei vielen Parameterangaben in Midjourney, nach einem Leerzeichen eine Zahl. Hier kann man einen Wert für die Anwendungsstärke zwischen 0 und 3000 wählen. Fragt sich nun nur noch: Und wozu benötigt man das?
Minimale Prompts
Midjourney ist im Gegensatz zu Stable Diffusion ein Service, der sich an tendenziell ungeduldige Endverbraucher richtet. Deswegen haben neue Funktionen oft auch erhebliche Auswirkungen auf die simpelsten Prompts. Fangen wir also einfach mal mit einem Drei-Wort-Prompt an und lassen uns Szenen aus einem Realwelt-Barbie-Film generieren. Da der echte Film erst noch startet, ist es unwahrscheinlich, dass die KI mit entsprechenden Bildern trainiert wurde. Somit darf man sich nicht wundern, wenn Barbie hier nicht ganz so lebensecht aussieht wie die Schauspielerin Margot Robbie in der Rolle.
Mit Zuschalten des Parameters in den Stufen 100, 250, 500, 1000, 2000 und 3000 passiert: im Grunde nichts, genauer gesagt nichts Spannendes. Stellvertretend für die anderen Ergebnisse hier das mit dem Wert 500. Aus der Barbie mit Umfeld wird ein Barbie-Porträt. Laaangweilig!
Bild mit Handlung
Wir bleiben bei dem drei Wort-Prompt, verlängern aber das letzte von Film zu Filmszene. Das impliziert Handlung und Interaktion und damit bekommt der Weird-Parameter ein Wirkungsfeld. Beim ersten Durchlauf sieht man kaum einen Unterschied zum kürzeren Prompt zuvor.
–weird 100
Mit dem hinzugefügten Parameter ändert sich das. Wir bekommen zwar wieder drei recht langweilige Porträts, bei zweien ist allerdings – ganz verrückt – das pinkfarbene Standard-Outfit gegen ein schwarzes getauscht.
Auf dem zweiten Bild steht Barbie dann aber doch eher untypisch als Trümmer-Barbie auf einem Schutthaufen. Das ist ja fast subversiv – oder im Stil der Zeit: Barbie goes Ukraine.
–weird 250
Aber das war nur der Anfang. Bei –weird 250 sehen wir feministische Straßenschlachten, Barbie mit (bestimmt) Aktivist:innen-Sticker, Barbie mit Kopftuch-Kind (schlimm!) oder Barbie beim Beseitigen von Trümmern nach einem Verkehrsunfall. Da fragt man sich zwangsläufig: Geht es in der Barbie-Welt noch dramatischer?
–weird 500
Ja, da geht noch was. Barbie in der Suppenküche, im Fast-Food Diner, traurig in einer Kantine zusammen mit einer anderen traurigen Barbie und zum Schluss im zerstörten Hof ihres Hauses, verkeilt in der Front eines viel zu kleinen Autos. Ganz klar: Nach den Weltdramen sind nun die persönlichen Katastrophen an der Reihe.
–weird 1000
Schlimmer ging es nimmer. Bei Barbie ist jetzt RTL-2-Realworld: Wohnen im Mehrfamilienhaus, eine Geschlechtspartnerin mit fluider Identität, Frühstücken in den Öffies und Shopping-Stopp im Ketten-Cafe.
–weird 2000
Auch in der nächsten Stufe ist noch nicht Schluss mit der Alltäglichkeit: Barbie schick im blauen Latexdress inmitten kleinbürgerlicher Idylle, beim Müll hinausbringen, Zoff mit Ken und dann ein Bild vom Nachwuchs, der Arbeit in der Küche beim Burgerbräter gefunden hat.
–weird 3000
Nun, das wird es dann wieder langweilig, aber interpretieren Sie jetzt doch einfach selbst weiter.
Weitere Beobachtungen
Arbeitet man bei diesem eher statischen Ausgangsbild mit dem –weird-Parameter, so kann man Varianten der Dame damit in Bewegung versetzen. Allerdings hat die Geschwindigkeit und die Dynamik nichts mit der Größe des Eingabewertes zu tun. Sonst schwierig zu erzeugen, ist die hierbei öfter entstehende Bewegungsunschärfe.
— weird-Fazit
Der neue Parameter bei Midjourney erzeugt ausgefallenere, etwas seltsame Generierungen. Er hat möglicherweise großes Meme-Potenzial, aber vielleicht muss man ihn mit –style und — chaos mischen, damit wirklich Spannendes herauskommt. Vielleicht ist es aber auch einfacher, sich das selbst ausdenken und dann gezielt zu prompten.