Prompt Inspiration: Personifikation
In der Rhetorik ist die Personifikation ein Stilmittel, das leblosen Dingen menschliche Eigenschaften zuweist. Also Sprachbilder wie „die Zeit rennt“, „Blätter tanzen im Wind“ oder „der Himmel weint“. Wenn man das etwas weiter fasst, kann man auch Personen als Synonyme für größere Zusammenhänge darstellen. In den folgenden Beispielen soll es darum gehen, die KI-Porträts anfertigen zu lassen, die eine Person und ihre Umgebung stellvertretend für ein ganzes Land darstellen. Schauen wir mal, ob das funktioniert – und wie wir die KI dabei als Quelle stereotypischer Vorstellungen zu einem Thema anzapfen können.
Personifikation – ganz einfach
Ein kleiner technischer Hinweis: Wenn man sinnvoll mit so kurzen Prompts in Midjourneys Version 5.1 arbeiten möchte, sollte man unter »/Settings« darauf achten, dass der »Raw Mode« abgeschaltet ist.
Die Ergebnisse sehen schon ganz klar nach typisch deutschen Themen aus, aber sie sind erstens eher grafisch und zweitens eher historisch. Das erste Problem lässt sich schnell aus der Welt schaffen, indem man das Medienformat des Bildes am Anfang des Prompts definiert.
Personifikation: Experimente
Bleiben die historischen Inhalte. Natürlich ist Deutschland eine Nation mit einer wechselvollen Geschichte. Vermutlich ist die sogar viel komplexer als die anderer Nationen. Damit können wir natürlich etwas experimentieren. Adaptionen des Themas in Richtung DDR, BRD und III. Reich wirken eher eindimensional.
Um die geschichtliche Dimension aus den Bilder zu bekommen, helfen Begriffe wie »contemporary«, »modern« oder als zeitlicher Turbo »in the 2000s«.
Um mehr Kontext zu erhalten, wechseln wir die Darstellung ins Querformat. Das funktioniert übrigens nur mit Sicherheit, wenn man den Prompt neu eingibt. Formatänderungen mit der »Reroll«-Funktion sind häufig okay, die Formatänderung bei einer Variationsberechnung mittels der V-Schalflächen führt fast immer zu Verzerrungen.
Um die künstlerische Qualität der Bilder zu steigern hilft es, das Medium nicht als »photo«, sondern als »art photo« oder als »photography« zu bezeichnen. Allerdings führt dieser Trick auch häufig dazu, dass anschließend Fotoapparate im Bild zusehen sind. Deren Generierung unterdrückt wiederum das Parameter «–no camera«.
Tauchen mehrere Personen im Bild auf, hilft der Prompt-Text »as one person«.
Und die anderen?
Spannend wird so ein Projekt natürlich erst beim Vergleich. Hier ein paar andere europäische Nationen. Erkennen Sie die personifizierten Länder?
Warum nur stehen (oder sitzen) so viele Personifikationen mit den Füßen im Wasser? Die Denkweise der KI ist mal wieder unerforschlich …
Der Nazi oben ist doch zu 100% Michael Shannon,
https://www.imdb.com/name/nm0788335/?ref_=nmmi_mi_nm
lernt Midjourney auch von IMDB?
Is ja ne harte Nummer wenn man sich plötzlich ungefragt als Verkörperung des 3. Reichs in Bildern wiederfindet…
Für das Training nehmen die Hersteller, was sie finden, und dazu gehören sicherlich auch Standbilder aus Kinofilmen und Serien. Wenn ein solches Bild dann im begleitenden Text dem Dritten Reich zugeordnet wird, kann so etwas passieren.
Nebenbeibemerkt: Die deutschen Schauspieler, die im Hollywood der 40er Jahre die Nazis spielten, waren überwiegend nur deshalb in den USA, weil sie vor den Nazis fliehen mussten. Beispielsweise Conrad Veidt, der in „Casablanca“ den Major Strasser spielte. Es war sicherlich nicht angenehm, für das Publikum gerade die Leute zu verkörpern, die man selbst hasste.