Prompt Inspiration: Microstock
Mit den stetigen Verbesserungen der KI-Werkzeuge zeigt sich immer klarer: Viele Fotografen werden ihre Geschäftsmodelle zumindest überdenken müssen. Für manche Gewerke – wie den Bereich Microstock – scheint es richtig düster auszusehen. Ist ja vielleicht auch kein Wunder, wenn es vom Arbeitsaufwand her kaum einen Unterschied macht, ob man ein Bild per Texteingabe in der Datenbank sucht oder es sich gleich neu rechnen lässt. Oder?
Massenware
Wir kennen diese visuellen Allgemeinplätze, die man einsetzt, wenn es an Ideen mangelt, die auch nur im Entferntesten originell sind: die geschüttelten Hände, die Daumen-hoch-Menschen, Büroszenen und Stillleben. Alles kein Problem und mit wenigen Wörtern binnen Sekunden eingetippt.
Ein anderer beliebter Klassiker ist schwieriger: die Herzen formenden Hände.
Spezifisches
Wenn es, zum Beispiel, eine schöne Reisefotografie aus Italien sein darf, kommt man auch weiter. Zumindest, solange man möglichst konkrete (und beliebte) Orte beschreibt und nicht zu viel Detailgenauigkeit erwartet.
Bei einer Frau in einem reifen Kornfeld ist das dann schon etwas schwieriger, weil die Frauen auf den Trainingsbildern vermutlich eher in Maisfeldern unterwegs waren.
Aktualisierung: Nach zarten Hinweisen aus der Redaktion und den sozialen Medien hier noch ein kleines Update: „Cornfield“, so musste ich lernen, sagt nur der Engländer zum Kornfeld. Amerikaner und Australier bezeichen dieses Felder als „grain field“ oder „wheat field“, wenn es spziell um Weizenfelder geht. Verwendet man diese Begriffe, stehen die KI-generierten Frauen auch in den erwarteten Feldern.
Nun noch ein Abstecher in Richtung Kitsch: Ein klassisches Urlaubsbild mit Strand, Meer und farbenprächtigem Sonnenuntergang. Das glückliche Paar darf natürlich auch nicht fehlen.
Für die Berechnung solcher Motive kann man sich übrigens wunderbare Anregungen in den Textbeschreibungen der freien und kommerziellen Bilddatenbanken holen.
Microstock Trends
Es gibt auf dem Adobe Blog regelmäßig eine Art Trendbericht, mit den angesagten Stock-Themen für das kommende Jahr. Ich habe mir mal auf gut Glück zwei Themen herausgegriffen:
Der erste Trend heißt Real is Radical. Darunter verstehen die Experten bei Adobe „ein(en) Trend, der eine ungefilterte Ästhetik widerspiegelt und direkt auf die wachsende Nachfrage nach Authentizität reagiert.“ Also ehrliche und ungeschminkte Momente, Erfahrungen und Realitäten. Für alle jene, die den Code noch nicht kennen, bedeutet das übersetzt: Bilder von Menschen aller erdenklichen Minderheiten, nicht zu stylish und ohne auffällige Photoshop-Retuschen.
Der nächste Trend heißt Retro Active und zeigt laut Adobe „Kreative der Generation Z entwickeln sich weiter und experimentieren mit Stilen, die schon vor ihrer Geburt beliebt waren. Sie haben Spaß daran, Vintage-Looks zu erforschen und sie auf moderne Weise anzuwenden. Auch ältere Kreative nehmen an der Wiederbelebung teil und finden Trost und Vertrautheit in der Wiederbelebung.“ Anders ausgedrückt: Bilder vom Leben ohne Smartphone.
Fazit
Das Ende der fotografierten Microstock-Bilder ist nahe. Eine KI wie Midjourney erledigt solche Aufgaben schon erschreckend gut. Nicht umsonst haben die Entscheider bei Adobe beschlossen, die eigene generative KI Firefly auf ihre Kunden loszulassen. Nicht nur für den Stock-Bereich, sondern jetzt auch schon in Photoshop.