Probleme mit der Photoshop-Sprechstunde
Tutorials zu Photoshop und Bildbearbeitung finden Sie an vielen Stellen, in Zeitschriften wie im Web. Aber das Angebot von DOCMA, entsprechende Probleme seiner Leserinnen und Leser auf Anfrage kostenlos zu lösen, ist wohl einmalig. Seit 16 Jahren widmet sich Doc Baumann in jeder Ausgabe in seiner Photoshop-Sprechstunde dieser Aufgabe, was mal leichter und mal schwieriger ist.
Nun gut, um ehrlich zu sein, gibt es die Photoshop-Sprechstunde noch nicht ganz so lange, sie wurde unter diesem Namen erst 2009 mit Heft 30 eingeführt. Aber den Anspruch, solche Probleme unserer Leser zu lösen, hatten wir schon etliche Jahre zuvor. Bereits 2003 habe ich in der zweiten DOCMA-Ausgabe den ersten „Nothilfe-Workshop“ verfasst, zum Thema „Verzerrungen anpassen“.
Nach sechs Jahren haben wir den Namen geändert, „Nothilfe“ klang doch zu sehr nach blau geschlagenem Daumennagel oder gar Luftröhrenschnitt. Die Nähe zum Medizinischen blieb zwar auch bei der „Photoshop-Sprechstunde“ erhalten, das passte halt so schön mit meinem „Doc“ im Titel. Die 100 besten Sprechstunden-Tutorials gibt es übrigens seit einiger Zeit auch als Buch; das können Sie im DOCMA-Webshop oder ganz normal im Buchhandel bestellen.
Photoshop-Sprechstunde. Eigentlich ganz einfach, aber …
Ich möchte Ihnen von zwei Leseranfragen der letzten Wochen berichten, die sich hinsichtlich ihres Schwierigkeitsgrades erheblich voneinander unterscheiden – und bei deren Beantwortung ich jeweils Probleme ganz eigener Art hatte.
Beginnen wir mit dem peinlichen Beispiel: Da wollte ein Leser wissen: „Jedesmal, wenn ich Photoshop öffne und ein neues, leeres Dokument anlege oder ein Bild öffne, ist dieses von regelmäßigen senkrechten und waagerechten Linien durchzogen. Die kriege ich zwar durch Drücken von »Strg-H« weg, aber beim nächsten Bild sind sie wieder da. Was kann ich dagegen tun?“
Zunächst überlegte ich, ob er vielleicht versehentlich mit einer ihm unbekannten Tastenkombination eine Photoshop-Voreinstellung geändert haben könnte. Aber bei »Hilfslinien, Raster und Slices« gibt es so etwas nicht.
Ein wenig, das darf ich zu meiner Entlastung sagen, brachte mich auch durcheinander, dass er meine Rückfrage verneinte, ob diese sichtbaren Linien den Abständen unter den Raster-Voreinstellungen entsprechen. Jedenfalls experimentierte ich eine Weile rum und kam zu keinem Ergebnis. Erst viele Stunden später, ein paar Sekunden vor dem Einschlafen, schoss mir der Gedanke durch den Kopf: „Es kann eigentlich nur das Raster sein, und wenn er dessen Einblendung unter »Ansicht > Anzeigen > Raster« (oder schneller: »Strg/Befehl–Shift–Alt-,«) versehentlich aktiviert hat, verschwindet es zwar mit »Strg/Befehl-H«, ist beim nächsten Bild aber vorwitzig wieder da.
Am nächsten Morgen schrieb ich dem Leser eine entsprechende Mail – zum Glück hatte ich mich noch an meinen Geistesblitz erinnern können …, und in der Tat war das die gesuchte Lösung. Schon verrückt, wie man manchmal bei den einfachsten Fragen auf dem Schlauch stehen kann!
Photoshop-Sprechstunde: Gar nicht so einfach …
In der Regel sind die Fragen unserer Leser/innen nicht so einfach zu beantworten. Aber so viel Zeit und Experimente wie bei einem Tutorial, das in der kommenden DOCMA 83 (ab Mitte Juni 2018 im Handel) erscheinen wird, habe ich, soweit ich mich erinnere, in den ganzen Jahren seit dem Bestehen von DOCMA nicht für die Lösung benötigt.
Sowohl in der Photoshop-Sprechstunde wie in meiner Rubrik „Bildkritik“ kommt das Thema „Perspektive“ immer wieder zur Sprache. Das meiste kann ich aufgrund meiner Erfahrung und Praxis beantworten – wird es zu speziell, schlage ich in meiner Bibliothek in einem der zahlreichen Lehrbücher zum Thema nach. Oft finde ich die Lösung in Schriften, die bereits ein halbes Jahrtausend alt sind, bei Alberti, Dürer oder de Vries.
Aber diesmal war die Frage sehr speziell, denn in dieser Richtung hatte sich wohl keiner der vielen Autoren damit befasst, der darüber geschrieben (und gezeichnet) hat. Es gibt zwar zahlreiche aufwendige Konstruktionen, mit denen man mit Hilfe von Fluchtlinien, Horizont, Flucht-, Aug- und Distanzpunkten am Ende zur Darstellung eines dreidimensionalen Objekts gelangt – aber niemand hat sich anscheinend damit beschäftigt, wie man das Ganze auf den Kopf stellt und aus dem Bild (dem Foto) eines Objekts (zum Beispiel eines Gebäudes) dessen Grundriss rekonstruiert.
Dummerweise hatte ich mit einem ziemlich komplizierten Gebäude begonnen, da mir die Re-Konstruktion eines schlichten Würfels zu simpel erschien: Dem Arkadengang des Vasari-Korridors zwischen Uffizien und Ponte Vecchio in Florenz. Bei Google Earth finden Sie ihn unter 43°46’04.03’’N und 11°15’16.00 O. Davon hatte ich ein Foto, das ich vom Lungarno Anna Maria Luisa de Medici aus aufgenommen und mit viel Aufwand zunächst auf eine Linienzeichnung reduziert hatte.
Irgendwann blickte ich allerdings vor lauter Flucht- und Konstruktionshilfslinien nicht mehr durch, kapitulierte schließlich entnervt und setzte meine Versuche am nächsten Tag mit dem einfacheren Foto einer Gartenlaube mit achteckigem Grundriss fort. Auch wenn dieses Verfahren letztlich nur eine Umkehrung der besser vertrauten Methode ist, aus einem Grund- und Aufriss ein Gebäude zu konstruieren, brauchte es doch etliche Tage des Experimentierens, bis ich am Ende eine nicht zu komplizierte. exakte und vor allem nachvollziehbare Methode gefunden hatte, um dieses Problem zu lösen.
Photoshop-Sprechstunde: Bitte sehr, gern geschehen …
DOCMA ist dafür da, um Ihnen den Umgang mit Photoshop, Lightroom und Bildbearbeitung überhaupt zu erleichtern, um Ihnen neue Möglichkeiten aufzuzeigen, Sie noch besser mit den Werkzeugen vertraut zu machen, vorbildliche Ergebnisse zu präsentieren und Sie zu eleganten und zeitsparenden Lösungen zu inspirieren. Ganz in diesem Sinne ist die Photoshop-Sprechstunde dafür da, unsere Leserinnen und Leser bei Praxis-Problemen zu unterstützen.
Erlauben Sie mir bitte dennoch zum Schluss, eine gelegentlich bei mir auftauchende Frustration zu erwähnen, die mich überkommt, wenn ich nach Vorab-Übersendung der Problemlösung an einen Fragesteller keiner weiteren Antwort für würdig befunden oder mit einem knappen „vielen Dank“ abgespeist werde. Würde ich meine Dienste als sogenannter „Consultant“ anbieten, wäre, vom Zeitaufwand ausgehend, mitunter eine Rechnung von einigen hundert bis weit über tausend Euro fällig. So kostet das Ganze gar nichts – da würde ich mich über ein paar Worte der Freude und Anerkennung, dass ich bei der Realisierung eines bis dahin anscheinend nicht umsetzbaren Projekts geholfen habe, schon freuen.