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Praxistest: Sigma 12-24 Art

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Extreme Weitwinkel, wie das Sigma 12-24-Art sind die liebsten Werkzeuge von Architektur- und Natur­fotografen. Wir haben den Pfälzer Fototrainer Harald Kröher losgeschickt, um Sigmas neues 12-24mm F/4.0 DG HSM Art in Stadt und Natur zu testen. Hier ist sein Bericht.

 


Erste Tour: Luxemburg


Auf dem Fotoplan stehen die Philharmonie von außen und dann das Museum d’Art Moderne von außen und innen. Glücklicherweise befinden sich die beiden Gebäude auf demselben Gelände, nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt, so dass man zwischen ihnen hin- und herlaufen kann. Outdoor-Aufnahmen sind tagsüber wegen des Nebels schwierig. Eine andere Perspektive muss also erst mal her. Durch Zufall steht ein Ausstellungswagen von Mercedes direkt vor der Tür der Philharmonie, da heute in der Oper ein Konzert stattfindet. Perfekt für eine Spiegelung [1]. Die Rundpfeiler entlang der Arkade [2] haben ebenfalls eine großartige grafische Struktur. Ich mag solche Perspektiven, die mich ins Bild ziehen. Das kommt wahrscheinlich von meinem Vorleben als Ingenieur. Doch nun zum Objektiv: Es reagiert im Autofokus an meiner Canon 5D Mark III auch im Grenzbereich sofort und ohne Geräusche. Schon im Raw zeigt sich kaum Vignettierung. Das lässt sich schon vor Ort nach einem Blick auf die Bilder am Laptop sagen.

Die Scharfstellung ist treffsicher, auch bei Aufnahmen mit 1/50 Sekunde aus der freien Hand und ohne Stabilisierung. Arbeitet man offenblendig mit f/4.0, ergibt sich zudem ein gefälliger Schärfeverlauf, wie man sehr schön im Vordergrund des Arkadenganges sieht [2].

Als es gegen Nachmittag dunkel wird, erzeugt die Illumination der Gebäude ein tolles Fotolicht, das zum Spiel mit dem Kelvinwert reizt. Die Ergebnisse sehen durchweg gut aus. Jetzt aber erstmal einen Kaffee trinken, um die vom scheußlich nasskalten Wind eingefrorenen Hände wieder aufzutauen. Die Pause ist auch nötig, denn das lichtstarke Weitwinkelzoom ist nicht nur großartig, sondern an der Canon auch groß und schwer. An irgendeiner Stelle muss die Qualität ja auch ihren Preis fordern.

Indoor zeigt das Sigma 12-24 F/4.0 DG HSM Art ebenfalls die erwarteten, hohen Qualitäten. Extreme Perspektiven mit Personen in der Mitte [3] bildet es auch bei 12 Millimetern an den Rändern noch unverzerrt ab. Außerdem überzeugt die Randschärfe. Die Innenräume wirken nicht verzerrt, brauchen also keine Nachbearbeitung mit Lightrooms Transformationstool. Aber fast genauso wichtig ist: Ich erkenne keine Farbsäume, was mich speziell bei den Bildern des Treppenhauses [4] freut, wo die kleinen Fenster reichlich Gelegenheit für solche Aberrationen bieten würden.Nach einem Glühwein zum Aufwärmen auf dem nächst­gelegenen Weihnachtsmarkt kommen wir für ein paar weitere Nachtaufnahmen noch einmal zurück. Zunächst eine Langzeitbelichtung der Philharmonie – direkt frontal, ich will Farben und Bewegung, keine Langeweile.

Es klappt, knackscharf, und es gefällt mir. Glück gehabt, zwei Busse sind in den fünf Sekunden Belichtungszeit durchs Bild gefahren [5]. Der leichte Sprühregen perlt an der Frontlinse ab. Die Anforderungen ans Glas steigen jetzt in optischer Hinsicht. Auch bei Gegenlicht entstehen keine Flares, die die Kontraste beeinflussen würden. Im Gegenteil, auch hier verhält sich das Zoom aus der Art-Serie vorbildlich, wie die Langzeitbelichtung zeigt. Mit 12 Millimetern kommt alles aufs Bild, kaum Verzerrung an den Rändern. Auf dem Nachhauseweg komme ich zu dem Schluss: Das Objektiv hat mich überzeugt, ich werde das deutlich teurere Pendant von Canon wohl in Rente schicken.


Zweite Tour: Berge an der Haardt


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Eigentlich bin ich ja schon überzeugt, aber ich will es dennoch genau wissen. Schließlich fotografiere ich neben Architektur auch viel Landschaft. Es ist Ende Dezember, drei Uhr nachmittags. Ich überlege hin und her, Pirmasens liegt im Nebel, aber manchmal können die Berge an der Haardt aus dem Nebel schauen, weil sie ein paar hundert Meter höher liegen. 50 Kilometer Fahrt, einfach, um im Nebel zu stehen? Ich riskiere es. Nach 35 Minuten halte ich auf dem Waldparkplatz, noch 100 Höhenmeter steiler Fußmarsch liegen vor mir. Wie gebannt bleibe ich oben stehen, vor mir ein Nebelmeer und daraus schauen wie Maulwurfshügel nur wenige Berge hervor, darunter das Dreigespann der Reichsburg Trifels mit Anebos und Münz. Ein gewaltiger Anblick.

Stativ, Kamera und das Sigma 12-24 Art. Es ist saukalt. Vor mir geht es am Felsen 30 Meter senkrecht in die Tiefe. Ich muss vorn auf die Kante, denn ich will mit dem Superweitwinkel auf dem Nebel aufsetzen, die Perspektive trägt mir dann in der Diagonalen die drei Burgen ins Bild. Kurz vor fünf, die Sonne steht genau hinter dem Turm der Münz, ein gewaltiges Lichtszenario bricht über das Nebelmeer. Fünf Sekunden Belichtungszeit, ein Farbenrausch am Himmel [6]. Wie auf Drogen mache ich Bild auf Bild, ändere die Perspektive, spiele mit der Brennweite. Die Bilder mit dem Sigma-Objektiv sind perfekt geworden, es hat alles gehalten was der Hersteller verspricht – ich bin begeistert.

 


Den Praxistest des Sigma 12-24 Art finden Sie auch in der neuen DOCMA 75 (Ausgabe 2/2016).



 

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4 Kommentare

  1. Pingback: Sigma 12-24mm Art… | Candy Shop
  2. Vielen Dank für die sehr hilfreiche Review zum 12-24 mm f4.0 Art von Sigma!

    Da ist dem Hersteller nicht nur dank der durchgehenden und größeren Blende eine ordentliche Steigerung gelungen.

    Schon alleine das Bild vom Pfälzer Wald ist sehr viel versprechend.

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